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Lisson Gallery freut sich, die erste Einzelausstellung des österreichischen Künstlers Florian Pumhösl in Italien präsentieren zu dürfen.

Pumhösl zeigt drei abstrakte Filme, produziert zwischen 2005 und 2011, die Zeugnis einer besonderen Auseinandersetzung geben: Die Stummfilme in 16-mm-Format vereinen Konzepte moderner und vormoderner Figuration, um Fragestellungen des öffentlichen Raumes neu zu reflektieren.

Der Film Animated Map (2005) rekonstruiert in chronologischer Reihenfolge die einzelnen Schablonen für den Zuschnitt einer Militäruniform aus dem 1. Weltkrieg. Der Titel nimmt dabei direkten Bezug zu animierten kartografischen Bildern, welche während des 1. Weltkriegs häufig benutzt wurden, um Feldzüge kinematografisch darzustellen. Die Technik des automatisierten Durchpausens verknüpft auf diese Weise zwei Bereiche, die auf den ersten Blick wenig miteinander gemein haben: die Erschaffung einer abstrakten Bildsprache zu Beginn des 20. Jahrhunderts; und das Streben nach Systematisierung in Industrie und Militär. Die abwesende Figur des Soldaten wird so zu einer unabhängigen Kartografie und bringt die Logik der industriellen Produktion nahe an die des kinematografischen Apparats.

Der Titel EI335721443JP (2009) setzt sich aus der Seriennummer des vierbändigen Buches Yuzen Hiinagata (1688) zusammen – eine Serie verschiedener Kimonomuster, die sich derzeit in der Tenri Central Library, Japan, befindet. Die illustrierten Muster werden in einfache Linienzeichnungen übersetzt, Originalformen fragmentiert und schließlich in neue Sequenzen zu einer bestimmten Typologie wieder zusammengeführt.

Der dritte Film Tract (2011), beschäftigt sich mit frühen Formen der Tanznotation, den Beziehungen zwischen Figur, Bewegung und Raum. Farbige Hintergründe geben eine abstrakte Oberfläche für die projizierten Aktionen und Bewegungen an der ursprünglich leeren Galerienwand. Einfache Symbole und animierte Linien definieren die Figur und ihre Bewegungsabläufe, welche in frühen Tanznotationen des Barocks ‚Trakte’ genannt wurden.

Pumhösl verwandelt den Ausstellungs- in einen Projektionsraum, in welchem seine Filme von neuen Wandarbeiten begleitet werden. Systeme graphischer Notationen sind in einer Vitrine reproduziert und zeigen frühe Schablonen und Tanznotationen von Zorn und Laban. Indem er historische Elemente zu wichtigen Bestandteilen seiner Arbeit stilisiert, bewegt sich Pumhösl in einem eigenen Referenzsystem, auch innerhalb der Ausstellung selbst. Er untersucht die Sprache der Abstraktion als visuelles und informierendes Prinzip der Sozialisierung in der noch jungen Moderne und transportiert jenes Verständnis anhand der verschiedenen Sujets seiner Filme.