press release only in german

Florian Süßmayr zeigt in seiner Ausstellung bei Johnen + Schöttle Portraits und Szenarien, die aus dem Milieu von Rockkonzerten, Bikertreffen und Fußballstadien, aus der Punkbewegung und der alternativen Szene stammen.

Der Künstler ist in dieser Szene selbst unterwegs und zeigt in seinen Arbeiten einen spezifischen Blick auf dieses Milieu, das sich durch Musik, Sex, Alkohol- und Drogenkonsum, Rausch, Ekstase und Exzess definiert, sich so von der traditionellen Durchschnittsgesellschaft mit ihren bürgerlichen Wertvorstellungen radikal unterscheidet und sich auch bewusst von ihr abgrenzt. Die Portraits zeigen Freunde und Vorbilder, Musiker, die teilweise als Idole der Rockmusik gelten und verehrt werden, und die auch Süßmayr als Leitbilder anerkennt. Die meisten Frauenportraits hingegen haben Fotos aus Friseurgeschäften zur Vorlage. Die machistische Orientierung dieser Lebenswelt, die sich auch im Rollenverhalten der Szene widerspiegelt, ist auf die Themen der Arbeiten von Florian Süßmayr übertragen, die sich mit der Zugehörigkeit zu einer selbstbestimmten Gruppe und der Programmatik eines bewussten Außenseitertums in Abgrenzung von der Mainstream-Gesellschaft befassen. Der männliche Blick auf das Sujet ist prägend für die Bildsprache Florian Süßmayrs, der sich einer gedämpften Farbigkeit und starker Hell-Dunkel-Kontraste bedient. Doch auch die Haltung, die dem Betrachter aus den Bildern entgegenschlägt, ist die der Skepsis, des Zweifels, auch die der Provokation, die zum Behaupten der eigenen Position, aber auch zum Selbstschutz dienen kann. Die auf Augenhöhe stattfindende Begegnung zwischen Portraitiertem und Betrachter bedarf also durchaus der Offenheit füreinander, wie sie auch Florian Süßmayr mit dem öffentlichen Ausstellen seiner Arbeiten beweist.

Neben den Portraits umfasst die Ausstellung auch großformatige Arbeiten, die ausschnitthaft Massenszenen sowie monumentale Ansichten männlicher entblößter Oberkörper zeigen. Die Oberkörper sind meist mit Tattoos versehen, die sich wiederum zu ganzen Szenarien ausweiten können, so dass die Körperhaftigkeit des Bildträgers, der männliche Oberkörper, darunter völlig zu verschwinden droht. Das Ganzkörpertattoo schließt in seiner Ornamentik an die malerische Verarbeitung von Camouflagemustern auf T-shirts oder die Wiedergabe einer extrem vergrößerten Frottage auf Leinwandstruktur an.

Die monumentale Darstellung einer tätowierten männlichen Brust und die Intimität eines individuellen Portraits, das außer dem Dargestellten keine Kontextbedingungen zeigt, sind die beiden Pole, zwischen denen sich die Ausstellung bewegt. Sie entsprechen der Polarität zwischen Herrschaft und Unterwerfung, Aggression und Verletzlichkeit, die auch das Verhalten innerhalb des bezeichneten Milieus bestimmt beziehungsweise das exzessive Ausleben von Gefühlen und Bedürfnissen gemäß sanktionierter Codes steuert. Denn die Arbeiten von Florian Süßmayr machen deutlich, dass in der Behauptung von Stärke auch die Möglichkeit, ja die Notwendigkeit der Entblößung liegt, und dass die Betonung von Emotionen, von Radikalität und Entgrenzung auch Preisgabe und Verletzlichkeit bedeutet.

Pressetext

only in german

Florian Süßmayr