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Die jüngsten Ausstellungen Florian Süßmayrs (geboren 1963, lebt in München) in der Galerie Rüdiger Schöttle (bis April 2005), „Bilder für deutsche Museen“ im Haus der Kunst, München, und die Gruppenausstellung im Kunstbau des Lenbachhauses München (beide bis Mai 2005), fanden viel Beachtung. Die Johnen Galerie Berlin zeigt die nächste Einzelausstellung mit neuen Bildern.

Die frühen Zeichnungen Süßmayrs waren ausschließlich Portraits, ebenso die ersten Ölbilder. Nach einem Beirut-Aufenthalt 1995 folgten Bilder von der zerstörten Stadt und den Flüchtlingslagern. In der Folge kamen Menschen in den Bildern praktisch überhaupt nicht mehr vor.

Das Motiv starker Emotionen durchzieht das ganze Schaffen von Süßmayr. Zu diesen zählen oft gerade die vom zivilisierten Alltagsleben ausgeschlossenen Gefühle wie ekstatische Begeisterung, sexuelle Entgrenzung und Rausch. So stehen Biergläser oder Toilettenkritzeleien weniger für volkstümliches Brauchtum als für die Präsenz dieser Gefühlswelten unter der Schicht gesellschaftlicher Anpassung.

Es gibt Anlässe und Orte, an welchen sich diese Affekte gerade auch in großen Menschenmengen entladen. Die neue Gruppe von Bildern für die Ausstellung in der Johnen Galerie in Berlin zeigt emotional aufgeladene Massen, die ganz in diese rauschhaften Welten eintauchen. In der Malerei verschmelzen Orte, Menschen und Emotionen zu einer starken Bewegung aus Dunkelheit und Licht. Die Bilder konfrontieren den Betrachter unmittelbar mit der Erfahrung von Ekstase und Rausch.

Die Anlässe dazu findet Süßmayr beispielsweise bei einem Konzert der Punkband „Black Flag“ in Austin, Texas, bei einer Orgie der AA-Kommune von Otto Mühl, im Hofbräuhauszelt beim Münchner Oktoberfest, in einem Rockkonzertpublikum in Seattle oder einer Gruppe Fußball-Hooligans in Rotterdam. Masse wird zur energetisch aufgeladenen Oberfläche oder, um Kracauer zu zitieren, zum Ornament anarchischer Kräfte.

Die Malerei von Süßmayr kontextualisiert unterschiedliche Positionen wie etwa von Dubuffet, Twombly oder Hopper neu, indem sie aktuelle gesellschaftliche Erscheinungen reflektiert. Dabei geraten auch Phänomene wie entfesselte Vitalität, Vandalismus und Anarchie ins Blickfeld und werden in die Tradition moderner Malerei gestellt.

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Florian Süssmayr