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FLUID. Rosi Steinbach | Sebastian Hosu
17.10.2019 - 15.11. 2019

Rosi Steinbach arbeitet seit einigen Jahren an verschieden
Werkgruppen mit Büsten aus Keramik. Bei »Leipzig Citizens« sind es Familienangehörige und Freunde. Aus der Reihe
»Künstlerbüsten« ist nun eine »Auswahl« von 8 Büsten im Rahmen des FLUID Projektes des Kunstvereins Freunde Aktuelle Kunst zu sehen.

Als Vorlage dienen neben den Modellen selbst eigene Fotos und Skizzen. Ihre Keramikbüsten stehen sowohl in der Tradition der
Della Robbias aus dem Florenz des 15. Jahrhunderts als auch der Holzskulpturen von Stephan Balkenhol. Auch die Cutouts der späten 60er des amerikanischen Malers Alex Katz dürften zu ihren Inspirationsquellen gehören. In diesem weiten Spannungsfeld ihrer Vorbilder entwickelt sie mit einem Augenzwinkern und ihrer eigenen Stärke wohl bewusst, ihre eigenständigen Skulpturen, die in ihrer Farbigkeit bisweilen recht poppig daherkommen.

Geboren in Karl-Marx-Stadt /Chemnitz, lebt und arbeitet die Keramik-Künstlerin Rosi Steinbach heute in Leipzig. Die studierte Ingenieurin für Anlagenbau widmet sich seit 1990 dem Material und Medium Keramik, seit 1996 stellt sie künstlerische Arbeiten aus. Steinbach besuchte mehrere Residenzprogramme im Ausland, so etwa als Artist in Residence im Programm A.I.R. Vallauris, [Vallauris, FR] sowie im c.r.e.t.a. Roma [Rom, IT], wo sie ihre künstlerische Praxis im Dialog mit der Kultur vor Ort und mit anderen Künstlern ausformulierte. Rosi Steinbach ist mit ihren Arbeiten heute in privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten, wie den Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden, der Sammlung des Grassi Museums für Angewandte Kunst Leipzig, dem Museum der bildenden Künste Leipzig und weiteren.

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Sebastian Hosu: In the light of a lake

Der Ausschnitt aus dem malerischen Werk des Rumänen Sebastian Hosu gibt Einblick in eine ungestüme und satte Malweise. Die Szenen – so grob wie konzeptionell souverän angelegt – sind teils mit fragmentierten Figuren belebt. Hosu hat sie nicht aus einer Vollkommenheit herausgekürzt, sondern eher von einer wesentlichen Geste her gedacht und sie darauf reduziert. In der Verdichtung zu einer Bewegung oder einer Platzierung oder Interaktion kann Hosu seine Figuren auch in Teilen so stark behaupten, dass sich der Bildgehalt ergänzend einstellt. Flug und Fall, auch skulpturhafte Statik und angespannte Körperlichkeit zu zeigen gelingt ihm in wenigen Farbflächen.
Ähnlich die Leinwand; auch hier bleiben die Stellen frei, die eine Szene nicht braucht, die leeren Flächen um ein gegenständliches oder figürliches Konzentrat lassen den Raum dahinter zurücktreten und betonen das Vorhandene. So generiert Hosu einerseits Körperlichkeit mit der pastosen Stofflichkeit der erhabenen Farbmasse, an anderer Stelle gibt es kaum Pigmente, nur pure Leinwand.

Weglassen ist bei Hosu keine einfache Reduktion, es ist Konzentration auf die Kernstellen. Damit sind die Bildkompositionen nicht vordergründig harmonisch - jedoch klug ausbalanciert. Fülle und Fehlen sind auf überzeugende Weise ergänzt, wie in einer genialen Skizze, die in der Vorwegnahme eines Werkes seine Idee auf seine wesentlichen Momente zusammenfasst, indem sie die Schaltstellen betont, die Umgebung nur andeutet und sich zu Klarheit ordnet.

Überraschend deutlich gewinnt der Betrachter zusätzlich eine Vorstellung vom Malprozess. Aufgeregtheit und Farbtumult, Affekt und Anspannung im Bildgehalt werden fühlbar als Übertragung von Schwung und Ambition des Künstlers. Die ahnbare körperliche Auseinandersetzung mit Farbe und Leinwand erfordert überwiegend große Formate, die die Gesten des Malers auffangen und abbilden können.
Text: Tina Simon

Biographie
Sebastian Hosu [*1988 in Satu Mare, RO] wuchs in Rumänien auf und studierte in Cluj-Napoca an der University of Fine Arts and Design sowie an der Accademia Albertina di Belle Arti in Turin [2008-2010]. Auf einen Master-Abschluss in Malerei an der Académie Royale des Beaux-arts in Liege [BE] folgte ein Meisterschülerstudium an der HGB in Leipzig. Die Arbeiten des jungen Künstlers fanden bereits viel Beachtung im In- und Ausland, zuletzt durch seine Einzelausstellung im Museum der bildenden Künste in Leipzig. Mit Malereien und Zeichnungen ist Hosu schon jetzt in bedeutsamen, öffentlichen Leipziger Sammlungen wie der G2 Sammlung Hildebrand sowie der des Museums der bildenden Künste vertreten.