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Norwegen ist heute das reichste Land Skandinaviens. Die Entdeckung des “Schwarzen Goldes“ (Rohöl) in der Nordsee ermöglichte dem Land, den Schritt aus der materiellen Armut, die seit der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg herrschte. Das heutige Norwegen präsentiert sich weltoffen und modern: Das Verkehrsnetz wurde ausgebaut, überall entstehen öffentliche Bauten und die Norweger selbst bereisen die Welt, wie dies einst ihre Vorfahren, die Wikinger, taten und die norwegischen Künstler sind im Vormarsch.

Auf dem Kontinent kennen wir mehrheitlich die Arbeit jener Künstler, die ihr Heimatland verlassen haben, um woanders zu leben – zu diesen gehört auch Mette Stausland -, aber viele sind nach wie vor in Norwegen wohnhaft. Ihre Kunst wird von Museen und Privaten gesammelt, und zahlreiche Kunst-am-Bau-Projekte finden ihre Umsetzung.

Bård Breivik (1948) gehört zu jener Generation von Künstlern, die in den 1970er Jahren die Kunstszene in Norwegen revolutionierte. Heute gilt er als einer der führenden skandinavischen Bildhauer der Gegenwart. Seine Werke sind in verschiedenen Sammlungen, wie im Moderna Museet, Stockholm, im Centro Cultural de Arte Contemporaneo, Mexico City oder auch im Art Museum of the Atheneum, Helsinki, vertreten. Zudem realisierte er zahlreiche monumentale Arbeiten für den Aussenraum. Der Künstler lebt und arbeitet in Oslo. Breivik studierte an der St. Martin’s School of Art in London, unter Anthony Caro. Am meisten scheint sein Werk jedoch beeinflusst vom rumänischen Bildhauer Constantin Brancusi. In Breiviks Skulpturen verbinden sich Elemente, die aus der Tradition der konzeptuellen Form, wie beispielsweise die stark vereinfachten Köpfe von Brancusi, hervorgegangen sind, mit Elementen der Volkskunst, mit Alltagsgegenständen und handgefertigten Objekten, die mit solcher Perfektion ausgeführt sind, dass sie an industriell gefertigte Produkte erinnern. Breivik arbeitet oft seriell. Innerhalb dieser Werkserien entwickelt er unterschiedliche Formen, die sich aufeinander beziehen; oft arrangiert er sie wie in einer Bühneninszenierung, so dass er damit fast eine theatralische Dimension instituiert. Es entstehen Variationen zu einem Thema, wobei die Herausforderung für ihn u.a. darin besteht, die gleiche Aussage einer Form, denselben Grundgedanken ständig neu zu formulieren und zu variieren, auch wenn die Veränderungen scheinbar gering bleiben. Vielmehr steht die innovative Erforschung des Verhältnisses zwischen Material, Form und Struktur, der verschiedenen Stadien - von der ursprünglichen Idee bis zur endgültigen Form sowie das Potential, das den unterschiedlichen Materialien zugehörig ist - im Mittelpunkt seines spannenden künstlerischen Schaffens. Die Galerie zeigt eine Auswahl der Skulpturen, die Breiviks meisterhaften Umgang mit unterschiedlichen Materialien belegen.

Mette Stausland (1956) gehört einer jüngeren Künstlergeneration an. Erst nach dem verletzungsbedingten Ende ihrer Tanzkarriere fand sie Zugang zur Malerei. Stausland hat an der westnorwegischen Kunstakademie, an der Königlichen Akademie der Freien Künste in Stockholm sowie an der Jan van Eyck Akademie in Maastricht studiert. Seit 20 Jahren lebt die Künstlerin in der Schweiz und stellte hier 1985 zum ersten Mal im Rahmen der Jahresausstellung des Aargauer Kunstmuseums aus. Nichtsdestotrotz ist ihre Kunst zutiefst geprägt von ihrem Heimatland, wohin sie regelmässig zurückkehrt, um beispielsweise Kunst-am-Bau-Projekte zu realisieren. Erinnert man sich an die choreographische Bewegung in ihren grossen, gestischen und monochromen Bildern, scheint die intime Kenntnis des Meeres in ihrer Malerei eine grosse Rolle zu spielen. Im Norden am Meer, wo sie aufgewachsen ist, lehrte sie ihr Vater, dieses Element zu lieben und zu fürchten. Auch heute noch sucht die Künstlerin die Nähe zum Meer. Viel Zeit verbringt sie im Norden Dänemarks, wo sie ein kleines Haus besitzt, mit langen Spaziergängen an der Küste. Und das Meer, dessen Schönheit und Wucht sie gleichermassen beeindrucken, nährt auch weiterhin ihre künstlerische Arbeit. Tiefer liegt jedoch der Verlust der Heimat, der Sprache des Vaters (ihre Mutter ist Dänin), der Natur und des Klimas. Dieser Bruch fordert sie heraus, ihre Formensprache von neuem zu erfinden. Die intensive Auseinandersetzung mit der Erinnerung an etwas das einmal war und nicht mehr existiert, lässt ursprüngliche und archetypische Formen entstehen. Ihre Zeichnungen können, wie sie selbst sagt, als Spiegel der Seele verstanden werden. Erinnerungen, Gedanken, Gefühle oder spezielle Momente werden zu Inhalten, die in Stauslands Bildsprache umgesetzt, das Private erhalten und ihr Geheimnis nicht preisgeben. Streicht man die ersten beiden Buchstaben von ihrem Nachnamen, bleibt AUSLAND. Es scheint, Mette Stausland war dazu prädestiniert, im Exil zu leben. Neben klein- und grossformatigen, kraftvollen Zeichnungen mit roter Pastellkreide werden intime, mit einem Druck überdeckte Kohlezeichnungen ausgestellt.

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FOCUS NORWAY
Bard Breivik, Mette Stausland