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Ende August 2012 wurde die letzte Filiale der Drogeriemarktkette Schlecker geschlossen und damit auch ein Kapitel der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Der Metzgersohn Anton Schlecker gründete das Untenehmen 1975, zehn Jahre später war er bereits Marktführer mit 1000 Filialen deutschlandweit. Es folgte eine rasante Expansion, national wie international. In Spitzenzeiten umfasste das Schlecker-Imperium etwa 14.000 Filialen mit 50.000 Mitarbeitern in 17 Ländern. Ende der 2000er Jahre gerät der Drogerie-Discounter ins Trudeln. Das Unternehmen macht Verluste, die Liquidität ist in Frage gestellt, die Mitarbeiter sind unterbezahlt, die Läden veraltet, die Arbeitsbedingungen katastrophal. Alle Versuche, den Konzern neu auszurichten und das Image wieder aufzupolieren, scheitern. Im Januar 2012 stellt Anton Schlecker Antrag auf Insolvenz. Nachdem kein Investor für eine Übernahme gefunden werden kann, werden alle Filialen dicht gemacht und sämtliche Mitarbeiter entlassen. Europas größte Drogeriemarktkette verschwindet. Überall in Deutschland, ob in Großstädten, Kleinstädten oder Dörfern, zeugen für kurze Zeit tausende verwaiste Schlecker-Läden mit ihren leeren Regalen und nackten Wänden von diesem Verschwinden. Für ihre erste Einzelausstellung in der Galerie Crone hat das Künstlerkollektiv FORT dieses Bild in einer raumgreifenden Installation festgehalten. Die gesamte Einrichtung einer insolventen Schlecker-Filiale aus Berlin Prenzlauer Berg wurde abgebaut und im Obergeschoss der Galerie in modifizierter Form neu zusammengesetzt. Die Außenwände des Schlecker-Inventars fügen sich zu einem monumentalen Kubus, der mit einer Fläche von etwa zwölf mal sechs Metern einen eigenen Raum im Galerieraum bildet. Beim Betreten begegnet dieser Kubus dem Besucher wie die Rückseite einer Kulisse, dahinter befindet sich der Eingang zu einem dystopischen „Schleckerland“, in dem grau-weiße Flächen und blaue Leisten das vertraute Bild der Drogeriekette beschwören, das jedoch dekontextualisiert und auf seine Einzelteile reduziert fremd und verstörend wirkt. An der Decke befestigte Neonröhren hüllen leere Regalreihen, perforierte Stellwände und Einkaufswägen in grelles Licht. Die Gebrauchsspuren am gesamten Inventar erstarren zu Zeichen eines vergangenen (Produkt)Lebens. Die Installation ist statisch, die einzige Bewegung entspringt einem Laufband an der Kasse, das jeglicher Funktion entkleidet auch nur ins Leere läuft. Was bleibt, ist ein dumpfes Brummen, das bedrohlich durch den Raum hallt.

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 FORT 
Leck