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Programm Neuen Strömungen des Weltkinos, unverbrauchten Erzählformen und neuen Stimmen gilt das besondere Augenmerk des Internationalen Forums des Jungen Films. Avantgardistische, experimentelle, essayistische Filmwerke, Langzeitbeobachtungen, politische Reportagen, unbekannte Kinematographien – in dieser Sektion der Internationalen Berliner Filmfestspiele begegnet sich alles, was jenseits des Mainstream liegt und neue, unkonventionelle filmische Wege geht.

Entsprechend bilden Regiedebüts und innovative Werke junger Filmemacher einen Schwerpunkt des Programms. Unter ihnen wird in jedem Jahr der renommierte, mit einer Prämie von 10.000 € dotierte Wolfgang-Staudte-Preis vergeben. Zu den Preisträgern der letzten Jahre zählen Jia Zhang-ke (Xiao Wu, 1998), Kaze Shindo (Love/Juice, 2001), Benedek Fliegauf (Rengeteg, 2003) und Rakesh Sharma (Final Solution, 2004). Mit 4.000 € dotiert ist der von den Kommunalen Kinos in Deutschland vergebene Caligari-Filmpreis, der zuletzt an Davide Ferrario (Dopo mezzanotte, 2004), Bradley Rust Gray (Salt, 2003) und Sandra Gugliotta (Un día de suerte, 2002) ging. Auch die internationale Filmkritikervereinigung FIPRESCI, das Network for the Promotion of Asian Cinema (NETPAC), der Internationale Filmkunsttheaterverbund CICAE sowie zahlreiche weitere unabhängige Jurys vergeben eigene Preise an Filme des Forums.

Anfang der siebziger Jahre als Gegenentwurf zu den etablierten Filmfestspielen gegründet, ist das Forum seinen Ursprüngen bis heute treu geblieben. Nicht Stars und Glamour stehen im Mittelpunkt, sondern kultureller Austausch und engagierte Diskussion. Intensive Gespräche zwischen Publikum und Filmemachern sind ebenso Bestandteil des Forum wie der ausführliche Katalog mit Hintergrundinformationen, Interviews und Kritiken.

Das aufmerksame, kompetente Publikum gehört zum Forum wie die stets gefüllten großzügigen Kinos, der eindrucksvolle Delphi-Filmpalast, das denkmalgeschützte Filmkunsthaus Babylon und das Kino Arsenal, das als lebendige Kinemathek Berlins international geschätzt wird.

Mit Workshops und Diskussionsveranstaltungen, Empfängen und Parties fördert das Forum den regen Austausch zwischen Festivalbesuchern aller Kategorien. Das traditionelle Haus Huth am neuen Potsdamer Platz wird zur Festivalzeit zum beliebten Meeting Point zwischen den Filmen. Zudem profitieren die Teilnehmer des Forums von den Berlinale-Veranstaltungen Europäischer Filmmarkt, Koproduktionsmarkt und Talent Campus. Eine Uraufführung beim Forum stand so am Anfang zahlreicher internationaler Filmkarrieren.

Dokumentar- und Spielfilme vereint das Programm des Forums ohne Unterschiede und betont insbesondere die Grenzbereiche und Überschneidungen zwischen den Genres. Willkommen sind alle gängigen und ungewöhnlichen Formate, von Super-8 bis 70mm, von DV bis HD.

Seit seiner Gründung wird das Forum vom Verein Freunde der Deutschen Kinemathek betrieben. Unter demselben Dach befinden sich auch das Kino Arsenal und ein Filmverleih, der zahlreiche Filme des Forums in Originalfassung mit deutschen Untertiteln für Programmkinos und Kinematheken verfügbar macht. So hat das Forumsprogramm auch jenseits des Festivals einen nachhaltigen Einfluss auf die unabhängige Kinoszene.

9. – 19. Februar 2006 Kontakt: Christoph Terhechte (Leitung), Karen Möller (Administrative Leitung), Kati Hautz (Filmanmeldung), Anna Hoffmann (Programmkoordination), Tanja C. Horstmann (Komiteeassistenz), Gerd Werner Schnabel (Kommunikation)

Auswahlkomitee: Anna Hoffmann, Birgit Kohler, Stefanie Schulte Strathaus, Christoph Terhechte, Ansgar Vogt, Dorothee Wenner

Forum: Innovativen Erzählformen und neuen Strömungen des Weltkinos gilt das besondere Augenmerk des Forums der Berlinale

Unter den 40 Filmen des Programms befinden sich 21 Weltpremieren und 15 Erstlingswerke

Auch beim 36. Forum sind vor allem Regiedebüts und Filme junger Regisseure zu entdecken: Spielfilme, die den Konventionen trotzen wie das japanische Erzählexperiment We Can’t Go Home Again von Fujiwara Toshi; dokumentarische Arbeiten, die die Grenzen des Genres durchbrechen wie der südafrikanische Conversations on a Sunday Afternoon von Khalo Matabane; originelle ethnografische Arbeiten wie Ben Hopkins’ 37 Uses for a Dead Sheep aus Großbritannien; gewagte, betont persönliche Formexperimente wie der belgische Film Combat von Patrick Carpentier; politische Filme wie Laura Poitras My Country, My Country, ein Bericht aus dem Auge des Hurrikans der irakischen Parlamentswahl.

Ihnen gegenüber stehen Filme von Regisseuren, die ihre außergewöhnlichsten Arbeiten immer wieder im Forum gezeigt haben. An Radikalität, Spielfreude und Schärfe stehen sie den Jungen in nichts nach. Chantal Akermans Là-bas, ein filmisches Tagebuch aus Tel Aviv, dürfte zu den persönlichsten Werken der Belgierin zählen. Der Kanadier Allan King verleiht in Memory for Claire, Max, Ida and Company der Tragödie des Gedächtnisschwunds filmischen Ausdruck. Der amerikanische Avantgardist James Benning führt mit 27 Years Later ein eigenwilliges Remake seines One Way Boogie Woogie vor. Alan Berliner quält sich in seinem witzig-autobiografischen Wide Awake mit der eigenen Schlaflosigkeit. Der Rumäne Lucian Pintilie konstruiert in dem mittellangen Tertium non datur mit bewundernswerter Genauigkeit eine politische Parabel. Und der Japaner Sono Sion inszeniert in Strange Circus einen fulminanten psychologischen Thriller, der an Wildheit, Einfallsreichtum und Extravaganz schwer zu überbieten ist.

Aus 29 Ländern stammen die Beiträge zum 36. Forum; die Auswahl will nicht repräsentativ sein, sondern folgt Originalität und innovativer Kraft. So sind die Filmländer Malaysia, Iran und die Republik Korea gleich mit mehreren Werken vertreten. Aber auch das deutsche Filmschaffen präsentiert sich zur Berlinale in kreativer Höchstform. Das Forum stellt zwei Spiel- und zwei Dokumentarfilme vor, die erzählerisch und thematisch eigene Wege gehen. Ulrich Köhlers Montag kommen die Fenster stellt eine junge Frau in den Mittelpunkt, die der Malaise des Familienlebens für einen surrealen Augenblick entflieht, während die 18jährige Mutter aus Henner Wincklers Lucy nach einem undefinierten Lebensideal tastet. Auch der Vergleich von Thomas Arslans Aus der Ferne und Aysun Bademsoys Am Rand der Städte drängt sich auf: Beide Filmemacher haben die Türkei bereist und beschäftigen sich mit einem Land, ohne das der Alltag in Deutschland heute ein völlig anderer wäre. Als Special Screening präsentiert das Forum den Kinder von Golzow-Film Und wenn sie nicht gestorben sind... von Barbara und Winfried Junge.

Die Filme im Forum 2006:

- 37 Uses for a Dead Sheep von Ben Hopkins, Großbritannien/Türkei (WP) - Am Rand der Städte von Aysun Bademsoy, Deutschland (WP) - Another Morning (Sobhi Digar) von Nasser Refaie, Iran (WP) - Atos dos Homens (Acts of Men) von Kiko Goifman, Brasilien/Deutschland (WP) - Au-delà de la haine (Beyond Hatred) von Olivier Meyrou, Frankreich (IP) - Aus der Ferne von Thomas Arslan, Deutschland (WP) - Babooska von Tizza Covi und Rainer Frimmel, Österreich/Italien (IP) - Barakat! von Djamila Sahraoui, Algerien/Frankreich (WP) - Before Born (Jie guo) von Zhang Ming, China (EP) - Big River von Funahashi Atsushi, Japan/USA (EP) - Close to Home (Karov la bayit) von Dalia Hager und Vidi Bilu, Israel (EP) - Combat von Patrick Carpentier, Belgien (WP) - Congo River von Thierry Michel, Belgien (IP) - Conversations on a Sunday Afternoon von Khalo Matabane, Südafrika (EP) - Dear Pyongyang von Yang Yong-hi, Japan (EP) - De Particulier à Particulier (Hotel Harabati) von Brice Cauvin, Frankreich (WP) - Doskonale popoludnie (The Perfect Afternoon) von Przemyslaw Wojcieszek, Polen (IP) - Happy People von Aleksandr Shapiro, Ukraine (WP) - Host & Guest (Bangmunja) von Shin Dong-il, Republik Korea (IP) - In Between Days von So Yong Kim, USA/Kanada (IP) - Inatteso (Unexpected) von Domenico Distilo, Italien (IP) - John & Jane von Ashim Ahluwalia, Indien (EP) - Kinetta von Yorgos Lanthimos, Griechenland (EP) - Là-bas von Chantal Akerman, Frankreich/Belgien (WP) - L’Appel des arènes (Wrestling Grounds) von Cheikh Ndiaye, Senegal/ Marokko/Frankreich (WP) - La Prisionera (The Prisoner) von Fermín Villanueva und Alejo Moguillansky, Argentinien (WP) - Lenz von Thomas Imbach, Schweiz/Deutschland (IP) - Lucy von Henner Winckler, Deutschland (WP) - Memory for Claire, Max, Ida and Company von Allan King, Kanada (EP) - Men at Work (Kargaran mashghool-e karand) von Mani Haghighi, Iran (IP) - Monday Morning Glory (Lampu merah mati) von Woo Ming Jin, Malaysia (EP) - Montag kommen die Fenster von Ulrich Köhler, Deutschland (WP) - My Country, My Country von Laura Poitras, USA (WP) - One Way Boogie Woogie / 27 Years Later von James Benning, USA (EP) - Schuss! von Nicolas Rey, Frankreich (IP) - Strange Circus von Sono Sion, Japan (EP) - The Last Communist (Lelaki komunis terakhir) von Amir Muhammad, Malaysia (WP) - The Peter Pan Formula (Peterpan-eui gongsik) von Cho Chang-ho, Republik Korea (EP) - We Can’t Go Home Again (Bokura wa mo kaerenai) von Fujiwara Toshi, Japan (WP) - Wide Awake von Alan Berliner, USA (IP)

Special screenings:

- News from Home / News from House von Amos Gitai, Israel/Frankreich/Belgien (WP) - Parineeta von Pradeep Sarkar, Indien - Place de la République von Louis Malle, Frankreich 1972-74 - Tertium non datur von Lucian Pintilie, Rumänien (WP) / Visul lui Liviu (Liviu’s Dream) von Corneliu Porumboiu, Rumänien - Und wenn sie nicht gestorben sind... Die Kinder von Golzow. Das Ende der unendlichen Geschichte von Barbara und Winfried Junge, Deutschland (WP)

Presseabteilung, 20. Januar 2006

Pressetext

only in german

36. Internationales Forum des Jungen Films 2006
Berlinale

mit Ben Hopkins, Aysun Bademsoy, Nasser Refaie, Kiko Goifman, Olivier Meyrou, Thomas Arslan, Tizza Covi / Rainer Frimmel, Djamila Sahraoui, Zhang Ming, Funahashi Atsushi, Dalia Hager / Vidi Bilu, Patrick Carpentier, Thierry Michel, Khalo Matabane, Yang Yong-hi, Brice Cauvin, Przemyslaw Wojcieszek, Aleksandr Shapiro, Shin Dong-il, So Yong Kim, Domenico Distilo, Ashim Ahluwalia, Yorgos Lanthimos, Chantal Akerman, Cheikh Ndiaye, Fermín Villanueva / Alejo Moguillansky, Thomas Imbach, Henner Winckler, Allan King, Mani Haghighi, Woo Ming Jin, Ulrich Köhler, Laura Poitras, James Benning, Nicolas Rey, Sono Sion, Amir Muhammad, Cho Chang-ho, Fujiwara Toshi, Alan Berliner, Nakagawa Nobuo, u.a.

siehe auch:
Forum Expanded, KW Berlin
Berlinale, Berlin