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Foxy Lady
Eröffnung: Sonntag, 19. März, 16 Uhr
22. März 2017 bis 30. April 2017
Ausstellungsort: Freundschaftsinsel
Eröffnung: Sonntag, 19. März 2017 , 16:00
Finissage: Sonntag, 30. April 2017, 16 Uhr

Künstler: Nicole Eisenman, Friederike Feldmann, Christel Fetzer, Sabine Hornig, Antonia Schama, Sophia Schama, Christiane Seiffert, Christiane Stegat, Rosemarie Trockel, Suse Weber
Kurator: Frank Nitsche

"Foxy Lady" ist eine ironische Provokation. Der Maler Frank Nitsche versammelt in der Ausstellung unter dem Namen eines Jimi Hendrix-Songs 11 Künstlerinnen und stellt die Verhältnisse vom Kopf auf die Füße. Hendrix' ikonische Männerprojektion verwandelt sich in einen Bild- und Objektstrudel, einen Dialog verselbständigter Solitäre. Der Künstler als Kurator entzieht die Kunst kuratorischen Thesen. Foxy Lady verlässt die Pop-Geschichte und spricht für sich selbst.

"Darf der das?" fragt die Autorin der Dresdener Presseerklärung, mit der die erste Station dieser Ausstellung dem Publikum vorgestellt wurde. Und war damit schon voll und ganz in die Falle des Künstlerkurators gegangen, dessen Provokation sie eigentlich verteidigen wollte. Schließlich versammelt Frank Nitsche, einer der herausragenden deutschen Maler seiner Generation, 11 Künstlerinnen in einer Gruppenausstellung, der er einen Titel gibt, der nun wie Pech und Schwefel an ihr klebt.

"Foxy Lady" ist schließlich nicht die Umschreibung einer listigen Frau, wie die wohlwollendste und wörtlichste Übersetzung lauten könnte. Foxy heißt auch sexy (und fuchsrot). Und Foxy Lady ist der Titel eines überaus erfolgreichen Jimi Hendrix Songs, einer Ikone des Pop und eine Geste des Machismo, Männerfantasie und Verführungsprojektion. Wie kann ein Mann es wagen, respektierte Kolleginnen unter diesem Etikett zu versammeln? Schon kurz nach der Veröffentlichung des Ausstellungstitels, teilt die Presseerklärung dann auch mit, "gingen ... Protestbriefe ein".

Den Briefeschreibern und -scheiberinnen kann man zugute halten, dass sie die Ausstellung noch nicht gesehen hatten, gegen die sie vorab protestierten. Denn was Nitsche da treibt, ist eine ironische Provokation. Er hängt die Werke, die er ausgewählt hat, so dicht und kontrastierend, dass ein Strudel entsteht, der keiner These, keinem Titel und keinem kuratorischen Leitmotiv folgt. Jedes Werk steht für sich und stößt mit dem Nachbarwerk zusammen. Der Kurator hat hier nichts zu melden. Er hat sich davon gestohlen, nachdem er die Arbeiten der Kolleginnen in Bewegung versetzt hat. Er verordnet ihnen keine Bedeutung und löst das Ausstellen aus der Umklammerung des Arrangements. Er hängt sich am Ende sogar selber in dieses Spiegelkabinett, Foxy Lady ehrenhalber, der Alibimann im feministischen Autonomietheater, als müsse man noch einmal darauf hinweisen, dass im Kunstbetrieb alles möglich ist - Kuratoren vergessen, Künstlerinnen einzuladen, 20 Männer treffen auf eine Frau, Arbeiten von Künstlerinnen waren gerade nicht entleihbar oder zum Thema bot sich keine Künstlerin an. Nur dass einem Mann, den man um sein Kuratorendebüt bittet, nur Frauen einfallen, darf zu den exotischsten Momenten der Branche gezählt werden. Ein wiehernder Witz, gegen den zu protestieren eigentlich voraussetzt, vorher gegen einige hundert Männerausstellungen aufbegehrt zu haben.

Bleibt der Titel. Frank Nitsche ist einer bekannter Titel-Dadaist. Foxy Lady aber ist ein Akt komischer Autonomie. Die Positionen, die sich hier versammeln, steht nicht nur für nahezu sämtliche Karrierestationen heutiger Künstlerinnen-Biografien und ihrer Marktpositionen. Sie stellen Werk für Werk auch inhaltlich Autonomieansprüche, die jede These unterlaufen. Nitsche stellt Hendrix' Phantasie die Macht der verselbständigten Geste entgegen, die sich dem sprachlichen Zugriff, dem fassbaren Titel, der schnellen Behauptung entzieht. Sein foxy Kabinett ist eine List des Individualismus. Es ist auch ein Protest gegen kuratorische Herrschaftsansprüche. Es lässt sich nur im Dialog mit den Werken, ihrer jeweiligen schulterzuckenden Einzigartigkeit deuten. Diesen Werken ist der Titel egal. Sie tragen ihn mit Gleichmut. Er perlt an ihnen ab. Hendrix' musikalisch vibrierender Ausbruch würde dazu, all seiner Projektionen entkleidet, doch ganz gut passen.

Man kann einfach festhalten: Foxy Lady spricht für sich. Hendrix und der Pop scheinen eine Episode in ihrem Leben. Ob nun ein Mann oder eine Frau Gehilfe bei diesem Befreiungsakt mit komödiantischen Tönen ist, scheint nun wirklich vollkommen egal. Und davon, schreibt die Autorin der Dresdener Presseerklärung, handele die Ausstellung auch. Wie viel einem angstfrei egal sein kann. Biografie- und Wertmaßstäbe, Titel, das Gefällige, Schulen, Netzwerke und Hierarchien. Willkommen im Kategorien-Vakuum.