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Der 1936 geborene, gerade 60 Jahre alt werdende Amerikaner gehört bereits zu den Klassikern der Kunstgeschichte der zweiten Jahrhunderthälfte. Schon mit der 1959 im Alter von 23 Jahren begonnenen ersten kompletten Werkgruppe der 'Black Paintings' erregte er großes Aufsehen, gelang ihm doch mit ihr die erste große Reform der abstrakten Kunst in Amerika, rund zehn Jahre nach Jackson Pollocks und Willem de Koonings' Abstract Expressionism'. Von Jackson Pollock übernahm er das formale Prinzip der 'All-over'-Malerei, führte dessen lkonographie aber wieder auf den symmetriebetonten, heraldischen Charakter des europäischen Konstruktivismus der 20er Jahre, etwa eines Piet Mondrian, zurück. In sich folgenden, geschlossenen Werkreihen bis zum Ende der 60er Jahre, den 'Aluminum Paintings', den 'Copper Paintings' und den 'Concentric Squares', ging Stella konsequent diesen Weg weiter und reicherte sein formales Repertoire durch die Erfindung des 'Shaped Canvas' an, ein ästhetisches Prinzip, das in den darauffolgenden Werkserien der 'Notched V-Paintings', der 'Irregular Polygons' und der 'Protractors', um nur die wichtigsten zu nennen, noch dominanter wurde.

Ab 1970 zeigt Stellas Werk ein Abrücken vom Flächig-Linearen und einen Aufbruch in die Dreidimensionalität in Reliefs und später in der Plastik. Die Werkreihen 'Polish Villages' und 'Brazilian' stehen für diese Entwicklung, die in den 'Exotic Birds', 'Indian Birds' und 'Circuits' fortgeführt wird. Die intensive Auseinandersetzung mit dem italienischen Barock, insbesondere mit Caravaggio, anläßlich eines mehrmonatigen Studienaufenthaltes in Rom im Jahre 1982 führt den Knstler zu immer stärkerer Opulenz in Chromatik und Formensprache, die in den Werkreihen der 'Cones and Pillars' und zum Ende des Jahrzehnts in der Werkgruppe 'Moby Dick' ihren vorläufigen Höhepunkt findet.

Mit der Retrospektive von Roy Lichtenstein im Herbst und Winter 1994 hat das Haus der Kunst eine Ausstellungsreihe begonnen, die dem Oeuvre der wichtigsten Exponenten der amerikanischen Nachkriegskunst gewidmet ist. Lichtenstein, einem der Väter der Pop Art, folgt nun Stella, einer der Begründer und prominentesten Vertreter der Gegenproduktion, der Minimal Art. Die Reihe wird fortgesetzt.

Die Stella-Ausstellung, die im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia, Madrid, bis Ende Januar 1996 gezeigt wurde und nun noch in München als einziger Station in Deutschland gezeigt wird, sind alle Schaffensphasen Frank Stellas vom Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit von 1958 bis heute mit hervorragenden Beispielen vertreten. Die Münchner Ausstellung wurde gegenüber der Madrider Fassung noch um mehr als 25 Werke ergänzt und komplettiert. Nach der Ausstellung des Frühwerks im Jahre 1970 im Museum of Modern Art in New York, die anschließend in der Tate Gallery in London und im Stedelijk Museum in Amsterdam gezeigt wurde und der neuerlichen Übersichtsausstellung von 1987 im New Yorker MOMA des Oeuvres seit 1970, die anschließend erneut ins Amsterdamer Stedelijk und ins Centre Pompidou in Paris reiste, ist unsere Retrospektive die erste des Gesamtwerks von Frank Stella von 1958 bis heute überhaupt.

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Frank Stella
Die Retrospektive
Kurator: Christoph Vitali