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Franka Hörnschemeyer Noise Sphere
27. November 2021 - 5. Februar 2022

nformation und Struktur bedingen sich wechselseitig. Ich denke, dass Information viel entscheidender für die Erscheinungsform der Welt ist als Materie. Information ist das Dazwischen, der relative Raum zwischen der Materie. Aus dieser Anordnung baut sich eine komplexe Struktur auf, und das ist die Information, die in dem System steckt. —Franka Hörnschemeyer   Die Galerie Thomas Schulte freut sich sehr, dass Franka Hörnschemeyer in diesem Herbst zum zweiten Mal der Einladung gefolgt ist, ihre Arbeit in der Galerie zu präsentieren. Ihre Ausstellung Noise Sphere unterteilt den Corner Space in zwei Sphären: Im unteren Bereich hat die Künstlerin eine Raumskulptur aus rostroten Eisengittern, die den Raum zerschneiden, errichtet, während über ihr, unter der neun Meter hohen Decke, die Arbeit Transponder 1121 schwebt. Im angrenzenden Window Space steht die hoch aufragende Holzskulptur Rho. Zusammen bilden die drei eigenständigen Werke einen Dreiklang, indem sie miteinander resonieren und korrespondieren und die Raumatmosphäre verändern.   Franka Hörnschemeyer interessiert sich für die prozessuale und korrelative Natur von Raum, für Raum auf einer anderen Ebene, als Struktur und vor allem als Dazwischen – als Information. Die Künstlerin erforscht diese Vorstellungen von Raum, indem sie architektonische Konstruktionssysteme schafft, in denen Gegenwart, Geschichte und Zukunft ineinandergreifen. Zu diesem Zweck arbeitet sie häufig mit vorgefundenen Baumaterialien und modularen Systemen, die sie so einsetzt, dass sie Konzepte und Proportionen offenlegt, auf denen ein Großteil der uns umgebenden Bauten beruht. Alle Spuren von früheren Verwendungen der Materialien sind für die Künstlerin gleichermaßen bedeutsam, denn sie sagt: „Nur ein kleiner Teil des Materials ist Materie, der Rest ist Information.“   In der Bauindustrie werden Schalelemente, die aus Eisengittern und Schalplatten bestehen, zum Gießen von Betonwänden verwendet. Für ihre Ausstellung hat die Künstlerin gebrauchte Schalelemente der Baufirma Paschal genutzt, deren Logo noch immer auf den Holzplatten zu lesen ist. Die rauen, dunkelroten Eisengitter werden in Hörnschemeyers Raumskulptur zu leichten, skelettartigen Wänden. Die Holzplatten, die früher als Haut auf der Schalung befestigt waren, sind neu zusammengesetzt zu geometrischen Körpern. Drei dieser quaderförmigen Körper sind an der Struktur mit Scharnieren befestigt, so dass sie hin und her schwingen können. Die Besucher sind eingeladen, die Raumskulptur zu betreten, mit ihr zu interagieren und sich durch das Raumlabyrinth zu bewegen.   Analog zur Leichtigkeit der Struktur am Boden, schweben spannungsvoll und hoch über den Köpfen der Besucher die zwei dunklen großen Quader der Arbeit Transponder 1121 (2021). Beide Quader aus gebrauchten Schalplatten haben dasselbe Volumen jedoch unterschiedliche Proportionen. Sie sind durch ein Ankerseil in einem Kreislauf miteinander verbunden und auf Spannung gehalten – wie zwei planetenartige Körper in Levitation.   Im Window Space steht die Arbeit Rho (2021). Die überlebensgroße Skulptur besteht aus neun Quaderformen, ebenfalls aus gebrauchten Schalplatten gebaut. Die drei größeren Quader bilden die feststehende Mittelachse, an denen jeweils zwei schlankere Quader mit Scharnieren befestigt sind. Sie sind flexibel und können von den Besuchern in Bewegung gesetzt werden, sodass durch die Interaktion sowohl die Skulptur als auch der sie umgebende Raum verändert wird.
  Mit dem Ausstellungstitel Noise Sphere lenkt Hörnschemeyer unsere Aufmerksamkeit auf die akustischen Qualitäten des Raumes. Die Künstlerin erachtet die Geräusche, die von außen in den Raum eindringen und sein Grundrauschen als ebenso konstitutiv für die Atmosphäre des Raumes wie die sichtbaren Gebrauchsspuren der verwendeten Materialien und die Menschen mit ihren Gedanken und Beobachtungen, die sich in dem Raum aufhalten. Hörnschemeyer betont so den prozessualen Charakter von Raum als etwas Nichtstatisches, als etwas, das sich beständig „in-Formation“, im Entstehen befindet.     Franka Hörnschemeyer, 1958 in Osnabrück geboren, studierte bis 1987 an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg und ging anschließend mit einem DAAD-Stipendium für ein Jahr nach New York. Ihr Werk wurzelt in der minimalistischen und konzeptuellen Kunst der 1960er und 1970er Jahre, nimmt aber auch Bezüge und kommentiert Kunstbewegungen wie Institutionskritik und Arte Povera. Im Jahr 1990 erhielt sie das Stipendium des Kunstfonds. 1992 wurde sie mit dem Karl Schmidt-Rottluff-Stipendium ausgezeichnet und erhielt 1994 das Friedrich Vordemberge-Stipendium der Stadt Köln. Im Jahr 2006 war sie Stipendiatin am Henry Moore Institute in Leeds. Im Jahr 2011 wurde sie mit dem mfi Preis Kunst am Bau für ihre Arbeit Trichter in Dresden ausgezeichnet. Derzeit ist sie Professorin für Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf.