press release only in german

Die Ausstellung »Expressionismus und Neue Sachlichkeit « vereint rund 40 selten gezeigte Werke Franz Radziwills (1895 - 1983), darunter zahlreiche Gemälde und Arbeiten auf Papier aus den Jahren 1916 bis 1933. Sie bietet damit einen umfassenden Überblick über die bedeutendsten Schaffensphasen des Malers. Gezeigt werden sowohl Werke des expressionistischen Frühwerks, als auch Gemälde und Zeichnungen, die nach der Übersiedlung des Künstlers nach Dangast entstanden sind und seine Hinwendung zur Neuen Sachlichkeit dokumentieren. In der Ausstellung wird ein frühes Werk wieder zusammengeführt, dessen linke Hälfte im expressionistischen Urzustand überdauert hat, während die rechte Bildhälfte später überarbeitet worden ist. Vielfach liegen die expressionistischen Werke des Künstlers als Rückseiten späterer Gemälde heute im Verborgenen. Durch die gleichzeitige Präsentation von Vorder- und Rückseiten wird ein einzigartiger Blick auf den künstlerischen Wandel in Radziwills Frühwerk ermöglicht.

Mit der Abwendung vom Expressionismus verschwinden der Furor und alles Gestische aus der Malerei und weichen einer übersteigerten Klarheit. Schließlich entwickelt Radziwill einen magischen Realismus, der in der Auseinandersetzung mit den Alten Meistern, der Malerei der deutschen Romantik und Otto Dix seine Wurzeln hat. Ein Hauptwerk aus dieser Schaffensphase ist das Gemälde „Strand von Dangast mit Flugboot", das die vollzogene Abkehr vom Expressionismus markiert und die Vermengung von Wirklichkeit und Traumwelt zu einer poetischen Vision zeigt.

Obwohl sich der Künstler bereits Mitte der zwanziger Jahre von seinem Frühwerk distanziert hat, konnte er dadurch weder seiner Entlassung aus dem Lehramt an der Düsseldorfer Kunstakademie noch der Beschlagnahme zahlreicher Werke im Zuge der nationalsozialistischen Aktion »Entartete Kunst« entgehen, wenn auch er zunächst mit dem Nationalsozialismus sympathisierte.

Die Werkschau Franz Radziwills bildet den Auftakt des diesjährigen Ausstellungsprogramms des Landesmuseums, das der eigenen Sammlungsgeschichte drei große Ausstellungen widmet. Die Werke des Malers aus Dangast gehörten bereits zum Grundstock der Galerie der Moderne bei der Eröffnung des Landesmuseums 1923 und 1925 wurde in Oldenburg die erste große Ausstellung des Künstlers gezeigt. Aus dieser heraus wurden zahlreiche Ankäufe getätigt, so dass das Landesmuseum Oldenburg heute auch dank zahlreicher Dauerleihgaben und Schenkungen der letzten Jahrzehnte eine der größten und wichtigsten öffentlichen Sammlungen von Werken Radziwills beherbergt.

Die Ausstellung ist Teil des Projekts »Radziwill im Norden 2011«. Fünf Ausstellungshäuser der Region widmen dem Werk Radziwills eigene Ausstellungen: Das Radziwill-Haus in Dangast und die Kunsthalle Wilhelmshaven untersuchen erstmals ausführlich Radziwills Kunst zur Zeit des Nationalsozialismus. Im Oldenburger Stadtmuseum ist das Werk nach 1945 unter dem Titel „Die Schönheit des Alleinseins" präsentiert, während die Kunsthalle Emden einen Querschnitt durch das Werk mit Leihgaben aus Privatbesitz zeigt.