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Die Kunstsammlungen Chemnitz – Museum Gunzenhauser zeigen vom 25. Mai bis zum 21. September 2014 auf zwei Etagen 70 Werke des Künstlers Fred Thieler aus der Zeit zwischen 1940 und 1999. In dieser umfassenden Retrospektive lässt sich an frühen Landschaften und Porträts, ersten abstrakten Werken und ausgewählten Radierungen und Lithografien Thielers Entwicklung von der Gegenständlichkeit zur Abstraktion und schließlich zum Informel nachvollziehen.

Fred Thieler (1916–1999) zählt neben K.O. Götz, Gerhard Hoehme, Emil Schumacher, Bernard Schultze und K.R.H. Sonderborg zu den Hauptvertretern des deutschen Informel. Diese Stilrichtung prägte ab 1950 als Pendant zum Abstrakten Expressionismus in den USA für knapp ein Jahrzehnt maßgeblich die Kunst in der Bundesrepublik Deutschland und Westeuropa. Das Museum Gunzenhauser präsentiert das für diese Entwicklung bezeichnende Gemälde o/16-53 von 1953, das 30 Jahre später zum Gegenstand des Symposion Informel in Saarbrücken wurde. Thieler und weitere Vertreter des Informel tauschten sich hier erstmals in einer gemeinsamen Gesprächsrunde über ihre Kunst und deren Entwicklung aus.

Auf den Spuren Lovis Corinths begann Thieler sein künstlerisches Schaffen in den 40er Jahren. Er malte Porträts, Interieurs und Landschaften. Bereits zu Beginn der 50er Jahre entstanden erste abstrakte Kompositionen, die sich schnell von jeder Assoziation befreiten und ab den 60er Jahren ein einzigartiges Eigenleben der Farben entwickelten. Thielers Entscheidung, sich der informellen Malerei zuzuwenden, basierte nicht zuletzt auf den bedrückenden Erfahrungen zur Zeit des Nationalsozialismus. Aus ihnen resultierte der Wunsch, für das Erlebte eine angemessene Bildsprache zu finden, die nicht Ideologie, sondern Freiheit verkörpert. Er engagierte sich ebenso als Lehrer, Kulturpolitiker und Kunstanwalt für die Kunst seiner Zeit. Bis zu seinem Tod hielt Thieler an der informellen Malerei fest und schuf neben Gemälden auch Gestaltungen in öffentlichen Räumen, darunter das 1989–91 entstandene Deckengemälde Nachthimmel für das Münchner Residenztheater.

Fred Thielers außerordentliche Kreativität und sein unbändiger Schaffenswille führten ihn Zeit seines Lebens zu neuen Techniken und Bildlösungen. So entstanden in den 50er Jahren die sogenannten Spachtelbilder, bei denen schnell trocknende Siebdruckfarbe mit einem Spachtel auf die Maloberfläche aufgetragen wurde. In der Folgezeit etablierte Thieler auf großformatigen Leinwänden einen befreiten und gestischen Umgang mit Farbe. Malte er zu Beginn der 60er Jahre noch mit Pinseln und Lappen, ersetzte er diese Werkzeuge wenig später durch Eimer und Kanister. Aus ihnen goss er die Farbe direkt auf die Leinwand.

Schwerpunkt der Ausstellung sind diese großformatigen Hauptwerke, darunter die Wannseebilder und die Inbilder, sowie Einzelwerke wie Palenque (1978) oder K I/80 (1980). Sie zeugen von Fred Thielers Dialog mit der Farbe. Eine Möglichkeit, den freien Fluss der Farben zu lenken, fand er in den 60er Jahren in der Collage- und Décollagetechnik, welche in der Ausstellung anhand ausgewählter Gemälde präsentiert werden. Das Museum Gunzenhauser zeigt außerdem in der Ausstellung den Film Fred Thieler – ein Filmspektakel von der Künstlerin FRANEK. Der Film hält die enge Verbindung von Thielers Leben und Schaffen auf einzigartige Weise fest. Von 1983–86 entstanden, dokumentiert er unter anderem die Arbeit am Gemälde Groß, dunkel, wachsend (1983), das im gleichen Raum der Ausstellung zu sehen ist.

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst Duisburg. Nach der Ausstellung Gerhard Hoehme. Malerei ist eine Struktur. Werke 1951–1989 in den Kunstsammlungen Chemnitz im Jahr 2010 ist dies bereits die zweite Kooperation beider Museen.