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24.07.2021 - 08.08.2021
Eröffnung: 23.07.2021

FRESSEN

Ute Deutz, Ute Faber, Jeanne Fredac, Futuria Art, Sibylle Hoessler, Simone Kornfeld, Nositiv Atelier Gerd Pilz, Jens Reulecke, Corinna Rosteck,Franziska Rutishauser, Tina Tahir, Catrin Wechler

Die von Franziska Rutishauser kuratierte Ausstellung Fressen schließt als dritter Teil einer Trilogie an die beiden Ausstellungen Sex (2019) und Tod (2020) an.

Mit Fressen ist nicht nur gieriges Konsumieren gemeint. Im großen Stil industriell hergestellt, wird Nahrung mancherorts im Überfluss angeboten und in großen Mengen weggeworfen. Durch Konsum gestörte Körper und gierige Zivilisationen konsu- mieren Rohstoffe der Erde und schielen bereits nach anderen Planeten. Mächtige raffen Vermögen und Ländereien, beuten Natur und Tiere sowie andere Menschen aus.

Der Wissenschaftler Stephen Hawking (1942–2018) sagte:
»Die Menschheit war schon immer hochmütig, aber mit der Zeit werden die neuen Generationen immer egozentrischer.
Ich glaube nämlich, dass unsere Neigung zum Egoismus angeboren ist. [...]Die Evolution hat Gier und Aggression in das menschliche Genom eingebaut. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass die Konflikte nachlassen, und die Entwicklung von militari- sierter Technologie und Massenvernichtungswaffen könnte dies verheerend werden lassen.«

In der Ausstellung werden fotografische, skulpturale, installative, textliche, zeichnerische und Video-Arbeiten mit Blick auf ausge- suchte Fragestellungen im Themenfeld Fressen gezeigt, die sich mit Überfluss, Verschwendung, Gier und Abhängigkeit davon befassen.

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Ute Faber
Stetige Völlerei bis zum Platzen einer Welt, die sichtbar aus den Fugen geraten ist, findet künstlerischen Ausdruck in einer überdimensionalen Wurstskulptur.

Tina Tahir
Das schöne Dekor der digital erstellten fotografischen Tapete entpuppt sich bei näherem Betrachten als Kombination aus knackigem Obst und Gemüse mit Müllhalden, verweist auf Verwandlung und Zerstörung.

Sibylle Hoessler
Die Bühne ist das Internet, die Klicks sind der Applaus. Das übermäßige Essen vor einer Webcam wurde zum Wettbewerb. Die fotografische Installation Hot reflektiert diese Szene.

Franziska Rutishauser
Ein Videomix aus dem Internet führt das Fressen ohne physischen Hunger vor. Die Faszination der Perversion zieht Millionen Zuschauer*innen in youtube an. Der Konzern profitiert.

Futuria Art (Devi Seeliger, Johannes-Paul Döbler & Manuel Beo Wulf Siegert)
Soziale Netzwerke, Fernsehen, Zeitschriften und Internet sind eine Mischung aus Schadenfreude und Konsum. Menschen konsumieren Menschen, um tiefliegende Schmerzen zu füttern. Das Video zeigt ein menschliches Gesicht, welches sich selbst verzehrt.

Corinna Rosteck
Die Fotografie Strudel Blue Femme aus der Werkserie Liquid Dance lässt eine menschliche Figur im Begriff des Versinkens im Wasser erahnen. Wird sie verschlungen und warum?

Catrin Wechler
Die fotografische Arbeit Fische zeigt ein Bild der Gier. Beengt in einem Teich sind Impulse wie hineingeworfene Nahrung für die satten Fische Anlass für Aktivität ohne Sinn– eine Metapher.

Jens Reulecke
Die fotografische Installation exposed mit Plastikabfällen verweist auf eine mit Abfall geflutete Welt. Nicht mehr nur Zukunftsängste klingen hier an, sondern eine Realität als Konsequenz des hemmungslosen Konsums. Dem veränderten Zustand der Erde ist der Mensch ausgesetzt.

Nositiv Atelier (Susanne Knaack & H.H. Zwanzig)
Das Künstlerpaar kombiniert Texte und Illustrationen zum Thema Fressen zu einer großen Wandin- stallation.

Ute Deutz
Schwarzweiße Scherenschnitte und ein Zootrop mit Schattenrissen zeigen bedrohliche Szenen von Ausbeutung, Machtmissbrauch und Abhängigkeit.

Gerd Pilz
Die Anaglyphenfotografie zeigt einen Ausschnitt des Kindlifresserbrunnens in Bern, dessen Bedeu- tung als judenfeindliche skulpturale Aussage über die Jahrhunderte verharmlost worden ist.

Simone Kornfeld
Die fotografische Serie TURBO HYBRIDS.... der gequälten und verelendeten Tiere basieren auf Screenshots von Internetbildern. Das tägliche Grauen findet verborgen irgendwo in riesengroßen Tierfabriken statt.

Jeanne Fredac
Während man heute Eis, Pralinen und Zuckerwatte isst, kaufte man früher in Neapel eine Tüte mit Kutteln und einer Scheibe Zitrone. Im Video Nature und den schwarz-weiß Fotografien wird das gegenwärtige Fehlverhalten der Fleischproduktion und des Konsums fokussiert.