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Das Bucerius Kunst Forum am Hamburger Rathausmarkt widmet seine diesjährige Sommerausstellung dem Werk der mexikanischen Malerin Frida Kahlo (1907 – 1954). Vom 15. Juni bis zum 17. September werden ca. 35 Gemälde, Zeichnungen und Aquarelle der berühmten Künstlerin aus allen Schaffensphasen gezeigt. Da kein deutsches Museum ein Bild der Malerin besitzt, ist dies seit über zehn Jahren die erste Möglichkeit, Frida Kahlos Kunst in Deutschland im Original zu sehen.

Frida Kahlo gilt als bedeutendste Künstlerin Südamerikas und als Ausnahmetalent ihrer Generation. Ihre Bilder – insgesamt gibt es nur rund 200 Gemälde und einige Zeichnungen – sind eine gemalte Autobiographie, die ihr Leid und ihre Leidenschaft dokumentiert. Auf dem Rückweg von der Schule wurde Frida Kahlo 1925 das Opfer eines schweren Verkehrsunfalls. Wiederholte Operationen an der Wirbelsäule, lange Krankenhausaufenthalte und mehrere tragische Fehlgeburten bestimmten ihr Leben.

Nach dem lebensbedrohlichen Unfall erholte sich die 18-jährige Frida Kahlo nur langsam von den inneren Verletzungen und Knochenbrüchen. Während ihrer Krankheit begann sie zu malen. Ihr Vater hatte ihr Staffelei und Farben an das Krankenbett gebracht. Wilhelm Kahlo war Fotograf und malte zuweilen selbst Landschaften und Blumenstillleben. In Pforzheim geboren, war er als junger Mann von seiner Familie nach Mexiko geschickt worden, um dort den Handel mit Schmuck und Eisenwaren zu erlernen. Er war geblieben, hatte geheiratet und seiner Tochter den deutschen Namen Frieda gegeben, für den sie selbst später die spanische Schreibweise Frida übernahm.

Ein professionelles Interesse trieb Frida Kahlo in ihrer künstlerischen Arbeit voran. Kaum waren die ersten Gemälde der Autodidaktin vollendet, bat sie in ihrer kompromisslosen Weise zwei der bedeutendsten mexikanischen Künstler dieser Zeit, ihre Bilder anzusehen und fragte sie, ob es sich lohne, weiter zu malen: José Clemente Orozco und Diego Rivera, ihren späteren Ehemann. Obwohl Kahlos kleinformatige Bilder ganz anders waren als Orozcos und Riveras politischen Themen gewidmete, monumentale Wandmalereien, erkannten beide Künstler die Qualität und überzeugten Frida Kahlo, weiter zu arbeiten.

Ihre ersten Bilder waren Portraits von Schulfreunden, die sie in einem an die Neue Sachlichkeit in Deutschland erinnernden Duktus malte. Später verglich sie selbst ihren Stil mit der Malerei Sandro Botticellis. Ob sie zu diesem Zeitpunkt schon wusste, dass auch Künstler wie Picasso wieder begannen, in Anlehnung an altmeisterliche Traditionen zu malen, kann nicht mit Sicherheit bestätigt werden.

Kahlos Biographin Hayden Herrera hat den Unterschied zu Diego Riveras Gesellschaftspanoramen, die exemplarisch für die moderne Kunst in Mexiko stehen, damit gedeutet, dass Frida Kahlo wegen ihrer Krankheit auf die kleine Welt ihrer unmittelbaren Umgebung bezogen blieb. Deshalb habe sie vor allem Selbstbildnisse, Portraits und Stillleben gemalt.

Aus europäischer Perspektive hingegen nimmt man viele Gemeinsamkeiten zwischen Kahlos Malerei und der deutschen und französischen Kunst ihrer Generation wahr. Die Ausstellung im Bucerius Kunst Forum stellt die Frage, ob es nicht diese internationale Ausrichtung war, die bis heute den Ruhm der Kahlo ausmacht. So schätzte der Begründer des Surrealismus, André Breton, Frida Kahlos Kunst sehr und organisierte gemeinsam mit Marcel Duchamp 1939 in Paris eine Ausstellung für sie. Pablo Picasso schenkte Frida Kahlo nicht nur ein Paar Ohrringe, sondern auch das schöne Kompliment, niemand könne einen Kopf so malen wie sie.

Die Kunst Frida Kahlos zählt heute zum mexikanischen Nationalerbe, und es war der Wille ihres Mannes Diego Rivera, dass die Bilder des Frida Kahlo-Museums Mexiko niemals verlassen dürfen. Dem Bucerius Kunst Forum ist es gelungen, noch im Jahr vor ihrem 100. Geburtstag mit der berühmten Sammlung Dolores Olmedo Patiño die größte private Sammlung von Werken Frida Kahlos erstmals nach 1993 wieder nach Deutschland zu holen.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (ca. 192 Seiten mit Abbildungen aller ausgestellten Werke).

Stand: März 2006

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Frida Kahlo