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Friedrich Schröder-Sonnenstern (1892 Kaukehmen bei Tilsit – 1982 Berlin) gehört nicht nur aufgrund seiner Biografie, sondern auch durch seine phantasievolle Formensprache, seine Symbolik, die doppeldeutige Dichtung und Bildwelt zu den spektakulären und umstrittenen Phänomenen der deutschen Nachkriegskunst. Der „Moralist unter der Narrenkappe“ polarisierte das Publikum, übte aber auch einen enormen Einfluss aus.

Die erotischen und (alp)traumhaften Bilderfindungen dieses Einzelgängers irritierten und begeisterten Sammler und Kunstkritik. Sie bieten ein anarchisches Potpourri: Propheten und Magier, Dämonen und Kinder, Hexen und Engel. Sexualmagische und okkulte Praktiken mischen sich mit düsteren Vorahnungen und beißender Gesellschaftskritik. Viele seiner Zeichnungen sind mit kleinen Texten versehen, die Einblick geben in seine versponnen-assoziative Gedankenwelt, in der kindliches Urvertrauen, finsterste Abgründigkeit und überbordende Spottlust Hand in Hand gehen.

Schon zu Lebzeiten erreichte Schröder-Sonnenstern als Künstler Weltgeltung. Kunstrichtungen wie die Art Brut und die Surrealisten versuchten ihn zu vereinnahmen. Auch Künstler wie Hans Bellmer, Jean Dubuffet, Friedensreich Hundertwasser sowie Hallmann und die Rixdorfer Drucker waren von seiner Bildwelt fasziniert und fühlten sich z.T. zu künstlerischen Antworten herausgefordert. Ende der 50er Jahre hatte er bereits internationale Bekanntheit erlangt, bis sich in den 70er Jahren der Kunsthandel von ihm abwandte, nachdem Fälschungen und unkontrollierte Vervielfältigungen seiner Vorlagen den Markt überschwemmten. Erst mit der 55. Biennale in Venedig 2013 ist das Werk von „Friedrich, dem Einzigen“ wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt, so dass die Zeit reif scheint für eine Neubewertung.

Kurator: Prof. Dr. Hartmut Kraft, Köln