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Fundstücke von der Straße, Visionen aus den urbanen Zentren der Globalisierung, die alltägliche, humane Dimension des großstädtischen Leben bilden den thematischen Zusammenhang für die Arbeiten von Olaf Holzapfel (Dresden/Berlin, geb. 1969), Chris Johanson (Portland, OR, geb. 1968) und Gedi Sibony (New York, geb. 1973), die in der Ausstellung FUNDSTÜCKE UND TRANSIT bei Johnen + Schöttle zu sehen sind.

Die Arbeiten von Olaf Holzapfel sind raumbezogene Installationen, Skulpturen, Gemälde und Digitaldrucke, die jeweils eine komplexe Struktur in eine bildnerisch präzise Form überführen. Ihre Prägnanz besteht aus der Relation von Oberfläche und Substanz sowie aus der Wirksamkeit der eingesetzten Materialien und Techniken. Während die Skulpturen und Installationen vor allem Architekturen und Landschaften aus einfachen, jedoch mit hoher Aufmerksamkeit für ihre spezifischen Eigenheiten eingesetzten Materialien bilden und von durchaus haptischem Charakter sind, erzeugen die Digitaldrucke auf Papier und die Gemälde den Eindruck atmosphärischer, distanzierter Raumkonstellationen. Und obwohl stets in perfekter Ausführung und definitivem Format scheinen die Strukturen dennoch aus einem übergeordneten Kontinuum zu stammen.

Olaf Holzapfel begegnet mit der Aktivierung dieser Polaritäten der Erfahrung einer polyvalenten Realität, eines diskontinuierlichen Zeit- und eines parallelen Raumverständnisses. Das Verhältnis des Einzelnen zum anonymen, amorphen Ganzen, das als die Wirklichkeit erscheint und ihre individuelle Wahrnehmung prägt, wird auch in den ambivalenten Titeln der Arbeiten deutlich, die mit Ironie auf die Absurdität zeitgenössischer Lebenswirklichkeit verweisen.

Im Bestreben, Vielschichtigkeit und Intensität in eine entsprechende Ästhetik zu überführen, bedienen sich alle drei Künstler Materialien, Bildsprachen und formalen Ansätzen, die aus dem Kontext metropolitanen Alltagslebens stammen, den massiven Druck, das dieses Leben für den Einzelnen bedeutet, und die sozialen Auswirkungen, die diese Lebensform mit sich bringt, widerspiegelnd.

Mit der Orientierung an Comic-Ästhetik und Southpark-Reality, mit der Betonung abstrakter Flächenhaftigkeit und der Erzeugung simplifizierter pop- und op-artiger Bildeffekte konzentriert sich auch Chris Johanson auf die zwangsläufige Selektion individueller Wahrnehmung im Umfeld einer massenhaft auftretenden Spezies. Er thematisiert damit das Spannungsverhältnis zwischen Individualität und Masse, Selbstbehauptung und Vereinzelung und zeugt mit ironischem Bewusstsein von der Absurdität gesellschaftlicher Gruppenbildungs- und Abgrenzungsrituale.

Gedi Sibony hingegen schafft äußerst fragile, in ihrer formalen Struktur ebenso wie in ihrer Stabilität extrem reduzierte Konstellationen aus Pappe und Sperrholz, Teppichboden und Stöcken, Metall und Sandpapier. Die prekäre Balance der Skulpturen, die minimalistischen Spuren ihrer Bearbeitung und die Herkunft ihrer Materialien aus Abriß- und Umbaumaßnahmen zeugen ebenso wie die hauchzart gesprühten Wandbilder von der Momenthaftigkeit dieser künstlerisch höchst präzisen Setzungen. Auch Sibony ist ein ausgeprägtes Bewusstsein für die inhärenten Bildgebungspotenziale von Materialien und Oberflächen eigen, und ähnlich wie die urbanen Szenarien Chris Johansons oder die komplexen Repräsentationen Olaf Holzapfels schafft Gedi Sibony mit seinen Fragment-Konstrukten und ephemeren Spuren poetische Metaphern für die Etablierung von Existenz in einem Zustand des permanenten Transits.

Pressetext

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Fundstücke und Transit
Olaf Holzapfel, Chris Johanson, Gedi Sibony, Pawel Susid