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Die humanistische Dimension des zeitgenössischen großstädtischen Lebens bildet den thematischen Zusammenhang für die Arbeiten von Stefan Hablützel, Olaf Holzapfel, Chris Johanson und Gedi Sibony der Gruppen-Ausstellung „Fundstücke und Transit“. Unabhängig von ihrer individuellen Biographie und künstlerischen Ausdrucksform verbindet die vier Künstler das Anliegen, die Vielschichtigkeit und Intensität ihres von Urbanität, den Medien, elektronischer Kommunikation und Globalisierung geprägten Umfeldes in eine entsprechende Ästhetik zu überführen. Ihre Materialien, Bildsprachen und formalen Ansätzen entstammen diesem Kontext und spiegeln den Druck und die sozialen Auswirkungen, den diese Lebensform für den Einzelnen mit sich bringt.

Ein sich ständig erweiternder Katalog von Formen, der Werke aus der Kunst-, Design- und Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts bis heute, popkulturelle Codierungen sowie Found Footage aus Alltagskultur und Privatleben umfasst, ist Ausgangspunkt und Drehscheibe der künstlerischen Arbeit von Stefan Hablützel (*1964, lebt in Düsseldorf). Dabei sucht er in der Auseinandersetzung mit der zeitgeschichtlich verankerten Formansprache und Bildwelt visuelle und inhaltliche Korrespondenzen zur Gegenwart. In der Betrachtung historischer Phänomene und ihrer Revivals analysiert er deren Mechanismen, die Durchlässigkeit von Geschichte sowie ihre zeitgenössische Interpretation anhand von Collagen, Objekten und Installationen, die zwischen Minimal, abstrakter Skulptur, Gebrauchsgegenständen und fotografisch-realistischer Darstellung changieren.

Olaf Holzapfel (*1969, lebt in Berlin) entwickelt zur Darstellung einer vielschichtigen Realität in seinen Arbeiten (Skulpturen, raumgreifenden Installationen und Digitalimages) eine eigenständige Bildsprache, die vor allem auf Zeichensprachen und Raumideen basiert, aber vorbildlos bleibt. Holzapfels Interesse an urbanen Strukturen, Metropolen, Architektur und sozial-politischen Zusammenhängen findet dabei genauso Eingang in die Bildkompositionen wie die Erkenntnis, dass aktuelle Raum- und Zeiterfahrungen einer Veränderungen durch Technik unterliegen. Gleichberechtigt gibt es ein romantisches Element in seinen Bildern. Holzapfels künstlerische Sprache ist offen, ohne Zentrum, sie deckt Zwischenräume auf und macht Fehler innerhalb von Strukturen transparent, sie entwickelt ein Schema zur Wiedergabe der Wirklichkeit, ohne deren Komplexität zu reduzieren.

Die zwangsläufige Selektion individueller Wahrnehmung im Umfeld einer massenhaft auftretenden Spezies unternimmt Chris Johanson (*1968, lebt in Portland, OR, USA) mit der Orientierung an Comic-Ästhetik und Southpark-Reality, mit der Betonung abstrakter Flächenhaftigkeit und der Erzeugung simplifizierter pop- und op-artiger Bildeffekte. Er thematisiert damit das Spannungsverhältnis zwischen Individualität und Masse, Selbstbehauptung und Vereinzelung und zeugt mit ironischem Bewusstsein von der Absurdität gesellschaftlicher Gruppenbildungs- und Abgrenzungsrituale. Die flüchtigen Aktivitäten der – amerikanischen – Großstadt, die grotesken Phänomene einer mit Selbstfindung beschäftigten Gesellschaft, erzählt Johanson in ergreifenden kurzen Geschichten voll abgründigem Humor.

Gedi Sibony (*1973, lebt in New York) schafft, sowohl formal als auch materiell, äußerst fragile, reduzierte Konstruktionen aus Pappe und Sperrholz, Teppichboden und Stöcken, Metall und Sandpapier. Die labile Balance seiner Skulpturen, die minimalistischen Spuren ihrer Bearbeitung und die Herkunft ihrer Materialien aus Abriß- und Umbaumaßnahmen zeugen ebenso wie seine hauchzart gesprühten Wandbilder, die flüchtige Spuren einzufangen scheinen, von der Momenthaftigkeit dieser künstlerisch höchst präzisen Setzungen. Auch Sibony ist ein ausgeprägtes Bewusstsein für die den Materialien und Oberflächen inhärenten Bildgebungspotenziale eigen. So schaffen die Arbeiten der vier Künstler poetische Metaphern für die Etablierung von Existenz in einem Zustand des permanenten Transits.

Pressetext

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Fundstücke und Transit
Stefan Hablützel, Olaf Holzapfel, Chris Johanson, Gedi Sibony