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"Ich glaube, jede Zeit hat ihre eigenen Ausdrucksformen, ihre Ideen und Absichten. Das wird in der Kunst reflektiert und in der Mode, in der Literatur, in der Philosophie. Ich denke, Schmuck sollte das ebenso." (G. Dziuba) 

Mit Gabi Dziuba (1954, lebt in Berlin und München) und Jonathan Johnson ( 1976, lebt in Hamburg) präsentiert der Kunstverein Hamburg zwei Goldschmiedemeister, die Schmuckdesign als künstlerische Disziplin verstehen und sich selbstbewusst zwischen high and low positionieren. 

Beeinflusst durch Alltagskultur, Musik, Mode und Kunst entwerfen sie Objekte mit einer eigenen Geschichte, die weit entfernt sind vom kostbaren Accessoire. Vielmehr definieren sie die Rolle des Schmuckträgers neu und machen ihn zu einem Co-Designer. Denn erst durch das öffentliche Auftreten und Zeigen wird der private Schmuck zu einer Haltung und einer – vielleicht politischen – Aussage. 

Schon in einer frühen Phase der Gestaltung beziehen beide die späteren Schmuckträger intensiv mit ein. Diese Offenheit gegenüber neuen Ideen und Ansätzen zeigt sich in der engen Kooperation mit Musikern oder zeitgenössischen Künstlern. So arbeitet Gabi Dziuba seit Ende der 1980er Jahre häufig mit Künstlern wie Günther Förg, Martin Kippenberger, Hans-Jörg Mayer, Heimo Zobernig oder Andreas Hofer zusammen. Nicht nur in Bezug auf konkrete Objekte, sondern auch bei Ausstellungspräsentationen oder Kataloggestaltungen. 

Und auch Jonathan Johnson entwirft regelmäßig in engem Austausch mit Künstlern wie Franz Ackermann, Bruce LaBruce, Bobby Conn, Rocko Schamoni oder Angie Reed Ringe, Anhänger oder Manschettenknöpfe. Dabei greifen beide immer wieder auf alltägliche oder banale Gegenstände zurück, die, vergoldet oder mit edlen Steinen versetzt, goldschmiederische Tabus und Grenzen überschreiten. So werden Fußbälle, Eimer, Kuhglocken, Schlüssel oder Cheeseburger durch ihre Bearbeitungen zu einem ironischen Kommentar auf die Exklusivität klassischer "Schmuckstücke". 

Besonders deutlich wird das am Beispiel eines Kettenanhängers in Form des Wortes "Scheisse". Sowohl Dziuba als auch Johnson haben im Abstand von mehr als 10 Jahren einen solchen Anhänger entworfen. Während der weißgoldene und mit Diamanten besetzte Anhänger von Gabi Dziuba aus dem Jahr 1996 eine raue Oberfläche aufweist, glänzt die glatte und geschwungene Oberfläche des Anhängers von Jonathan Johnson und lässt schnell Assoziationen zum protzigen Schmuck der Hip Hop Szene aufkommen. In beiden Fällen ruft das Schmuckstück Irritationen hervor, ist Provokation und Ausdruck einer eigenständigen Haltung. Und sei es nur durch ihren Träger wie den Musiker und Autor Rocko Schamoni, bei dem der Kontrast zur Hip Hop Attitüde größer nicht sein könnte. 

Gleichzeitig öffnen Dziuba und Johnson das Schmuckdesign für neue und ungewöhnliche Formen, Stile und zeitgenössische Einflüsse. Sie bewegen sich damit auf einer kreativen Gratwanderung zwischen bildender Kunst und Kunsthandwerk. Gerade diese produktiven Schnittmengen in unterschiedlichen Feldern und Disziplinen will der Kunstverein mit der Serie der "Intermedians" vorstellen.

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Gabi Dziuba trifft auf Jonathan Johnson