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Atmende Landschaften

Vier Wochen lang werden ab dem 25. Januar 2009 Arbeiten der in Freiburg lebenden argentinischen Künstlerin Gabriela Stellino im Morat-Institut zu sehen sein.

Ihre eher kleinformatigen Landschaftsaquarelle strahlen viel von der Ruhe aus, die sie hier fühlt. Von Figuren hat sie in der augenblicklichen Arbeitsphase völlig Abstand genommen, ihre Landschaften sind menschenleer. In weitgehend trockener Aquarelltechnik ausgeführt, sind sie beherrscht von den gewellten Waagerechten von Horizontlinien, Bergrücken oder Meer, und den Vertikalen von Bäumen. Die zurückhaltende Farbgebung, in der nur wenige, prononciert gesetzte kräftige, warme Töne vorkommen, und die zarte, nur leicht verschwimmende Linienführung der Landschaftshorizonte verlangen eine konzentrierte Betrachtung, die in der heutigen Zeit schneller und schriller Bilder zu einer ungewohnten Anforderung geworden ist. Um so mehr ist die Ruhe dieser Bilder erholsam, wird zu einem Spaziergang im Kopf.

Die von vielen Deutschen selbst als unterkühlt empfundene deutsche Umgangsweise findet die Argentinierin bis heute wohltuend. ‚Man wird in Ruhe gelassen, kann ungestört beobachten’ meint sie, die die vielgeprie-sene südliche Spontaneität manchmal auch als offensiv empfunden hat. Für die bevorstehende Ausstellung hat Gabriela Stellino aus diesen Landschaften Filmsequenzen zusammen gefügt, die begleitet von einer eigens hierfür komponierten Klaviermusik ihres argentinischen Lands-mannes, des in Lahr lebenden Pianisten Fernando Viani, nur bei der Vernissage zu sehen sein werden. Diese Sequenzen umfassen mehrere Serien zu je einer Landschaft, die zu unterschiedlichen Tageszeiten von ein und dem selben Blickpunkt aus eingefangen wurden. Neben Ansichten in und um Freiburg und aus dem Schwarzwald sind das auch solche aus Bahia. Die Darstellung in einer Serie von Bildern erweitert das Erleben der Landschaft in die Zeit hinein, und mehr noch als die Originalen Landschaften auf Papier verbrei-ten die filmischen Folgen Stille. Gabriela Stellino nennt diese Arbeit ‚Belebte Bilder’, aber dieser Titel erweckt beinahe schon einen zu dynamischen Eindruck. Eher ist es ein Atmen der Bilder, das man hier erleben kann. Die Veränderungen des Lichts und der Luft sind praktisch die einzigen Bewegungen. Der Betrachter muss sich bewusst einlassen können auf dieses Erlebnis, das nicht Geschehen, sondern Sein und Sehen präsentiert. Er muss innerlich zur Ruhe kommen, um die Stille und Langsamkeit der Darstellung zulassen zu können.

Bereits 2007/2008 hat die Künstlerin im Kulturverein Jundt-Haus in Gelterkinden und im Kulturraum Hirzen-berg in Zofingen in der Schweiz zusammen mit der Sängerin Cecilia Arellano und der Pianistin Sarah Haes-sig eine solche Synthese inszeniert. Dort war allerdings die Musik das vorbestehende Element, die Malerei hatte in diesem Kontext eher eine untermalende Funktion, während es bei der jetzigen Ausstellung umge-kehrt sein wird: die Bilder waren zuerst da, sie bestimmen die Atmosphäre. Die Musik wird ihnen ’auf den Leib geschrieben’. Das Zusammenwirken mit der Musik erweitert die Bilder in die Dimension der Zeit, macht sie in ihrer Dauer und ihrem Rhythmus spürbar, auf den der Betrachter sich unbewusst mit einschwingt – oder eher eingeschwungen wird.

Gabriela Stellino lebt seit 1997 in Freiburg. Ihr Studium begann sie schon im Alter von 15 Jahren in Buenos Aires an der Escuela Nacional de Bellas Artes Manuel Belgrano und anschließend an der Akademie Prillidi-ano Pueyrredon. Sie errang in dieser Zeit mehrere Preise. Im Anschluss an den Studienabschluss ging sie 1986 nach Brasilien, wo sie an den Werkstätten für Moderne Kunst in Salvador arbeitete und zahlreiche Straßenskizzen fertigte, die sie in Kleinskulpturen umsetzte. Gabriela Stellino ist Mitglied des BBK Südbaden sowie des Basler Kunstvereins. In den vergangenen Jahren hatte sie hat zahlreiche Ausstellungen in der Region, aber auch an entfernter gelegenen Orten in Deutsch-land und der Schweiz. Neben ihrer künstlerischen Arbeit unterrichtet sie an der Kunstschule Hofgut Hohenstein in Rottweil, an der Kunstschule Offenburg und an der Akademie für Kommunikation in Freiburg.

Auch Fernando Viani begann seine künstlerische Ausbildung bereits im Jugendalter und wurde während seines Studiums Sieger in verschiedenen Wettbewerben. Nach Deutschland kam er 1994 nach abgeschlos-senem Studium an der Universidade Nacional de Cuyo/Argentinien, um in Karlsruhe dem Studiengang Kon-zertexamen zu absolvieren. Er unterrichtet seit 1999 in Lahr eine Klavierklasse und war dort 2006 Mitgrün-der der Melvin-Musikakademie. Konzertreisen und Einspielungen führten ihn fast alle Länder Europas sowie in die USA, Kanada, nach Asien und natürlich Argentinien. Neben seiner Konzert- und Lehrtätigkeit schuf er eigenen Kompositionen, unter anderem zu einem Dokumentarfilm und einem Theaterstück.

Gabriela Stellino, Belebte Bilder, Malerei und Projektion. 25.1. – 21.2.2009 im Morat-Institut für Kunst und Kunstwissenschaft, Lörracher Str. 31, 79115 Freiburg, Telefon 0761 / 476 59 16, www.morat-institut.de, geöffnet Samstags 11-18 Uhr und nach Vereinbarung. Eröffnung mit Musik und Bildprojektion am 25. Januar um 11 Uhr

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Gabriela Stellino: Belebte Bilder