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Zu der ersten Ausstellung unserer Photographien, die 1974 im Bali-Kino in West-Berlin stattfand, haben wir schreiben können:

Es sind festliche Momente, die wir zeigen: solche, in denen der Mensch sich über seinen Alltag erhebt, sei’s um im Kreise aller Wohlgesinnten sich an der Unteilbarkeit der Nation zu erbauen, sei’s um sich im Glanze zu sonnen, der von einem prämiierten Hund auf dessen Besitzer fällt; sei’s auch um am Fest der Eucharistie in feierlicher Prozession sich zu vergewissern, dass man zu den Erlösten gehört. Sollte jemand an unseren Bildern dennoch ein Moment von Traurigkeit spüren, so gebe er die Schuld nicht uns. Vielleicht ist es die Dürftigkeit des Alltags, der Produktions- und Arbeitsbedingungen, die auch in diesen festlichen Momenten immer noch erkennbar durchscheint.

Heute, beim Wiederlesen dieses Textes, sind wir über unsere damalige Selbstsicherheit erstaunt: Das fest umrissene Konzept der „entfremdeten Freizeit“ hatte uns bei der Findung der Motive und bei der Auswahl geleitet; jedoch, fortgerissen in den Sog der Geschichte mitsamt unseren Photos, sehen wir nun, dass sich diese Bilder nicht in ein Konzept einsperren lassen.

So hat sich unser Vorhaben weiterentwickelt, unvorhersehbar und schwierig zu erläutern. Dennoch glauben wir fest daran, immer noch an derselben Sache zu arbeiten. Geleitet werden wir nunmehr vor allem von dem magischen Raum, der durch den Blick und die Haltung der photographierten Personen entsteht, ihrer Ausstrahlung: einer Spannung von Abstoßung und Anziehung, die uns (wie auch den Betrachter) einbezieht und zugleich ausschließt und uns so unseren Platz zuweist.

Das politische und soziale Klima erscheint unvermeidlich in unseren Bildern. Wir haben, wie jeder, unsere Meinung dazu. Aber wir glauben, es ist besser, den Betrachter alleine und ungeleitet hier eintreten zu lassen, wo er sich vielleicht selbst entdecken kann.

Gabriele und Helmut Nothhelfer

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GABRIELE UND HELMUT NOTHHELFER
UNTER MENSCHEN GEHEN

Künstler:
Gabriele und Helmut Nothhelfer