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Mit „Gary Hill, Values“ möchte die Stiftung imai – inter media art institute im Herbst 2007 mit dem amerikanischen Künstler Gary Hill eine themenbezogene Ausstellung rund um das Thema „Werte / Wertewandel“ im NRW Forum in Düsseldorf realisieren.

Auf einer Fläche von rund 1.200 m2 werden sechs Installationen gezeigt, die größtenteils zum ersten mal in Deutschland zu sehen sind. Die Ausstellung wird vier Neuproduktionen präsentieren, von denen drei in Kooperation mit der Fondation Cartier in Paris produziert werden.

Die in Deutschland uraufgeführten neuen Arbeiten werden durch die historischen Installationen „Crux“ (1983 – 87) und „In Situ“ (1986) ergänzt und in Anschluss an Hills früheres Schaffen gestellt. Die auf alter Videotechnologie basierende Arbeit „In Situ“ soll im Rahmen der Case Study Reihe zur Restaurierung von Medienkunst-Installationen von imai technisch restauriert und wiederhergestellt werden.

Erweitert wird das Ausstellungsprogramm durch eine Auswahl an Einkanal-Videoarbeiten des Künstlers, die sich im MedienKunstArchiv von imai befinden.

Gary Hill gehört mit Bill Viola und Bruce Nauman der so genannten zweiten Generation von Videokünstlern an. Trotz seiner herausragenden Bedeutung für die zeitgenössische Kunst gab es in Deutschland bislang nur eine Einzelausstellung mit Gary Hill.

Seit Hill vor 30 Jahren mit Video zu arbeiten begonnen hat, ist sein zentrales Thema die Untersuchung der Prozesse der Wahrnehmung und des Bewusstseins. Hintergrund dafür ist die Übermacht des technischen Bildes in unserer Kultur, der Gary Hill die Wirkung der Sprache als bedeutungsgebendes System gegenüberstellt.

Hiermit verbunden sind Fragen nach Präsenz und Identität und die unmittelbare Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und dessen Abbild. Das Medium Video wird so zu einem poetischen Instrument künstlerischer Erkenntnis und Selbsterfahrung.

Mit seinen Neuproduktionen betritt Gary Hill sowohl technisch als auch inhaltlich Neuland, indem er sich auf eindringliche Weise mit dem Thema Wertewandel, mit den Konditionen der Kunstproduktion und seiner eigenen Rolle im zeitgenössischen Kunstbetrieb auseinandersetzt.

Die beiden in Kooperation mit der Fondation Cartier entstandenen Installationen „Frustrum“ und „Guilt“ sind bewusste Provokationen an die Produktions- und Präsentationsbedingungen von Kunst und ein performatives Experiment, das die Bedingungen des Kunstschaffens und ihrer Rezeption in Frage stellt.

Für die Installation „Frustrum“ lässt der Künstler von der Cartier Corporation einen 12,5 kg schweren Goldbarren herstellen und in der Mitte eines 63 m2 grossen Beckens platzieren, das mit 2000 Liter reinem Mineralöl gefüllt ist. In der schwarzen Ölfläche spiegelt sich eine Videoproduktion. Die Prägung des Goldbarrens „FOR EVERYTHING WHICH IS VISIBLE IS A COPY OF THAT WHICH IS HIDDEN“ verweist auf die Mehrdeutigkeit der verwendeten Objekte und Bilder. Die plakativen „Werte“, die Frustrum zeigt, sind nicht nur symbolisch, sondern real – mit allen schwierigen Implikationen, die dies für die Produktion und Ausstellung der Arbeit hat.

Das „Making Of“ der Installation soll für die Ausstellung dokumentiert und als eigene Videoinstallation in der Ausstellung in Düsseldorf und an weiteren Präsentationsorten international gezeigt werden.

Mit seinen Neuproduktionen kommentiert Hill vordergründig politische Machtsysteme, gleichzeitig hinterfragt er aber auch den Prozess des „Kunst machens“ an sich und die aktuelle Entwicklung der Kunst als Kapital und Statussymbol der Macht, das auch jenseits des Ästhetischen Verwendung findet.

Die Realisierung von Gary Hills „Values“ wirft damit auch die Frage auf, ob im gegenwärtigen Kunstrausch die freie und kritische Kunstproduktion in der Allianz von Kunst, Kapital und Macht noch möglich ist.