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Ausgangspunkt der Ausstellung ist das Jahr 1976, das Jahr der Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann durch die DDR-Staatsführung. Es hat zu einer einmaligen Politisierung von Künstlern und Kulturschaffenden geführt. Fortan riss die Kritik an der DDR-Staatsführung nicht mehr ab. Die Opposition organisierte sich. Und im Schatten dieser Entwicklung blühte eine dissidentische Kultur. Im Jahr 2016 jährt sich dieses Ereignis zum 40. Mal.

Die Ausstellung Gegenstimmen beleuchtet das vielseitige Schaffen von kritischen und nichtstaatstragenden Künstlern in der DDR. In unterschiedlichen Sparten (Malerei, Skulptur, Installation, Fotografie, Plakat und Buchobjekt) wird die Wechselwirkung zwischen „Geist“ (künstlerischer Freiheit) und „Macht“ (repressivem Regime) aufgespürt und gezeigt, wie unterschiedlich Künstler aus der ehemaligen DDR ihrer eigenen Haltung und System-Absage im künstlerischen Werk Ausdruck gaben. Die präsentierten Exponate laden zur Spurensuche in die 1970er- und 1980er-Jahre ein. Gleichzeitig forscht die Ausstellung nach dem bildkünstlerischen Ausdruck von Distanz, Privatisierung, Rückzug als Teil des genetischen Codes, auch der ästhetischen DDR-Gegenöffentlichkeit. In der westdeutschen Museumslandschaft der 1990er- und 2000er-Jahre ist Kunst mit DDR-Bezug – eine Kunst, die gänzlich quer zu Erfolgskriterien und Marktmaßstäben entstanden ist und eine singuläre kunsthistorische Situation spiegelt – kaum vertreten. Diese Lücke will die Ausstellung schließen.

Vielfach wird der Fall der Berliner Mauer als performatives Ergebnis der Maulwurfsarbeit der Künstler der DDR gesehen. Dem kann nicht zugestimmt werden. Der Anteil der Künstler ist nicht zu leugnen, jedoch hielt sich revolutionärer Eifer in Grenzen. Kunst reagiert nicht kurzschlüssig auf historische Ereignisse. Trotzdem haben Künstler ihre Möglichkeit, auch wenn diese beschränkt waren, genutzt: Gefühle aufzuladen und Einstellungen zu provozieren. So entstand durch künstlerische Positionen, die ideologische Vorgaben ignorierten und auf die der Begriff vom Sozialistischen Realismus nicht passte, ein vielzelliges, vitales, angstlos agierendes Netzwerk selbstbewusster Individuen.

Mit: Autoperforationsartisten / Sibylle Bergemann / Joachim Böttcher / Micha Brendel /Hans Brosch / Manfred Butzmann / Hartwig Ebersbach / Christiane Eisler / Anatol Erdmann / Lutz Fleischer / Thomas Florschuetz / Michael Freudenberg / Lutz Friedel / Else Gabriel / Rainer Görß / Eberhard Göschel / Wasja Götze / Peter Graf / Hans-Hendrik Grimmling / Sabina Grzimek / Bernd Hahn / Klaus Hähner-Springmühl / Angela Hampel / Volker Henze / Peter Herrmann / Sabine Herrmann / Veit Hofmann / Petra Kasten / Ralf Kerbach / Klaus Killisch / Jörg Knöfel / Andreas Küchler / Michael Kunert / Verena Kyselka / Mark Lammert / Helge Leiberg / Via Lewandowsky / Walter Libuda / Frank Maasdorf / Ute Mahler / Werner Mahler /Peter Makolies / Yana Milev / Oskar Manigk / Otto Manigk / Erhard Monden + Eugen Blume / Bert Papenfuß + Ronald Lippok / A.R. Penck / Oscer Pioppi / Steffen Reck / Robert Rehfeldt / Ruth Rehfeldt / Stefan Reichmann / Reinhard Sandner / Jürgen Schäfer / Wolfram Adalbert Scheffler / Hans Scheib / Hans Scheuerecker / Hanns Schimansky / Christine Schlegel / Cornelia Schleime / Gil Schlesinger / Bernd Schlothauer / Annette Schröter / Hans-Joachim Schulze / Frank Seidel / Reinhard Stangl / Matthias Stein / Gabriele Stötzer / Strawalde (Jürgen Böttcher) / Gudrun Trendafilov / Joachim Völkner / Trak Wendisch / Jochen Wermann / Karin Wieckhorst / Michael Wirkner / Reinhard Zabka