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Die Galerie alexander levy freut sich, neue Mobiles und Spiegelarbeiten des Bildhauers Gereon Krebber (*1973, lebt in Köln) zu präsentieren. Tagundnachtgleiche ist Krebbers zweite Einzelausstellung in der Galerie alexander levy.

Der Künstler zeigt vier großformatige Mobiles. An Alustangen hängen Gewichte und je ein großer ovaler Spiegel, dessen Spiegelschicht partiell entfernt ist. Der Spiegel wirkt eigenartig wolkig; halb reflektierend, halb transparent-klar durchscheinend. Auf der Rückseite sind die beiden Farbschichten, die das Silber vor dem Anlaufen schützen, unregelmäßig angeschliffen. Das verrätselt die Ebenen zusätzlich. Was man eigentlich sieht, was wo ist, ob davor oder dahinter, ob Figur oder Grund, Spiegelung oder Durchblick – es ist schwierig zu fassen. Es ist ein Vexierspiel, das wortwörtlich den Raum hinter dem Spiegel herstellt und verunklärt.

Eine kleine Bewegung, ein Lufthauch reicht, um die Spiegel in Bewegung zu setzen, aneinander vorbeiziehen zu lassen. Als Gegengewichte dienen zerbrochene Gehwegplatten, angeschliffene Gummiblöcke und Bronzegüsse, die in der Form halb organisch und halb kristallin, wie kantig verhärtete Tropfen wirken. Steine und Spiegel, Seife, Beton, Gummi und Bronze: Die Materialien kontrastieren fest und brüchig, weich und hart. Zusammen ergibt sich ein bizarrer Reigen, der sich auf eigenen Bahnen und in eigenen Abhängigkeiten um sich selbst dreht.

Flankiert werden die Mobiles von zwei Stelen, die jeweils aus vier Spiegeln bestehen und deren Silberschicht ebenfalls partiell entfernt ist. Vorne und Hinten überlagern sich in der Durchsicht. Der einfach umgrenzte Innenraum ist unzugänglich, aber einsehbar. Die beiden Stelen sind in ihrer Form spiegelsymmetrisch. Wenn auch die Fleckenzeichnung leicht variiert, wirken die Doppelgänger wie ihr eigenes Spiegelbild.

Das Thema Mobiles beschäftigt Gereon Krebber schon seit 2009. In seiner ersten Serie Let the pigs pay balancieren sich getrocknete Schweinefüße und- ohren an filigranen Metallstangen. Es folgten Serien wie Lost in Limboland (2013) und All the ifs and whens (2013). Sein vorläufig aufwendigstes Mobile Aurelio (2014) im Neubau der Sparkasse KölnBonn von Ortner&Ortner besteht aus zwei Wippen, die auf ein beträchtliches Gesamtgewicht von 370 kg kommen. Mit Bronzen, geschliffenen Spiegeln und Beton sind diese der direkte Vorläufer von Tagundnachtgleiche. Der Titel bezeichnet im übrigen die gleiche Tages- und Nachtlänge am 20. März – als eine Art planetarisches Gleichgewicht zweier gegensätzlichen Zeitspannen, das sich zweimal jährlich einstellt.

Die Mobiles zeigen das Ideal der Balance und hängen tariert im Gleichgewicht. Doch verstören sie durch Latenz und drohen mit Labilität. Die Ausstellung fragt nach dem Zwiespältigen zwischen Schweben und Schwere, Kreisläufen und Gewichtungen, Material und Reflektion, zwischen Präsenz und Erscheinen. Es ist eine stille Choreographie der Spiegel und ihrer Gegengewichte, ein Spiel der Chimären und Substrate.

Gereon Krebber war mit seinen Mobiles kürzlich in der Überblicksausstellung Antworten auf Calder – Mobiles in der Gegenwartskunst in der Kunsthalle Wilhelmshaven vertreten. Kommende Einzelausstellungen sind beispielsweise. Soft’en them up, 2015, Cindy Rucker Gallery, New York; Antiköper/OTC, 2016, Museum Folkwang Essen und Antagomorph, 2016, Museum DKM Duisburg.