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»Wie kann ich heute malen, und vor allem was?« fragt Gerhard Richter, einer der bedeutendsten Künstler unserer Zeit und verleiht der todgeglaubten Malerei eine neue Daseinsberechtigung am Kunsthorizont. Der 81jährige Maler stammt aus der DDR und floh 1961 in den Westen. Hier beginnt er offiziell sein Werk: Der skeptische Künstler lässt sich aber auf die im Westen damals vorherrschenden Stilexperimente - Dada, Fluxus, Happening und Zero - nicht ein, sondern antwortet ihnen mit Öl auf Leinwand, mit Figurenbildern, Porträts und Landschaften. Richter malt antizyklisch und wechselt innerhalb seines Werkes urplötzlich vom Figürlichen ins Abstrakte, von grauer Monochromie in die farbige Opulenz, so dass ihm »permanenter Stilbruch« als Stilprinzip zugesagt wurde. Dabei ist es der veränderte Blickwinkel auf das Medium der Malerei, der Richter interessiert. Er experimentiert mit kindlicher Neugier und lotet die Grenzen der Malerei neu aus. »Malen ist eine andere Form des Denkens« behauptet Richter und überrascht uns immer wieder aufs Neue. In einer Ausstellung präsentiert die Galerie Ludorff in Düsseldorf nun vom 14. April bis 31. August 2013 rund 27 Werke von Gerhard Richter. Beginnend mit den bereits in den 70er Jahren entstandenen abstrakten Arbeiten führt die Schau über die Aquarelle, die als Wegweiser für seine spätere Leinwandmalerei gelten - bei der er mit einem großen Spachtel, dem sogenannten Rakel die Farbe Schicht für Schicht aufträgt - über seine Werkserien »Grün-Blau-Rot« und »Fuji« bis hin zu den im Zentrum der Ausstellung stehenden kleinformatigen Ölmalereien auf Fotografie. In der »Ölfarbe auf Fotografie« findet Richter eine Bildpraxis, die das Wechselspiel zwischen Gegenständlichem und Ungegenständlichem in eine neue, ungeahnt schöne Bildsprache zusammenführt. Dazu verwendet der Künstler ein manipulatives Verfahren, das an Techniken der Surrealisten - vor allem an die von Max Ernst - erinnern. Richter greift dafür zunächst in den historischen Fundus privater Schnappschüsse: Ein Urlaubsfoto mit Blick auf die Alpen, ein Ausflug zum Strand oder Aufnahmen vom eigenen Haus und Atelier bilden die Bildgrundlage für seine Malerei, die ohne Pinsel und gezielte Farbauswahl entsteht. In rhythmischen Bewegungen zieht Richter das jeweilige Foto durch die vom Tag übriggebliebenen Farbreste seiner Leinwandarbeiten. Er tupft, presst oder schleift das Foto durch die Rakelfarbe mal seitlich oder kopfüber je nach Stimmung. Auf den vorgefundenen Fotorealitäten quillt so die breiige und rissige Farbstruktur mal wie düstere und bedrohliche Unwetterwolken, rote Flammenmeere oder grün rote Flugungeheuer über die glatte und glänzende Oberfläche der Fotografie oder sie tanzt und huscht wie zarte, weiße Nebelschleier über den Bildraum. Bei aller Verschmelzung bleibt es jedoch bei zwei unterschiedlichen Sprach- und Bildebenen. Aus den Gegensätzen entspringt die neue Bildform, mit der Richter nicht nur sein eigenes Werk bereichert, sondern neue Synergien zwischen den Polen der gegenständlichen und ungegenständlichen Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts schafft.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Manuel Ludorff und Prof. Dr. Uwe Schneede.

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Gerhard Richter
Abstrakte Bilder