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Die Galerie von Sebastian Brandl eröffnet das Ausstellungsprogramm 2013 mit einer Auswahl von Papierarbeiten des künstlerischen Grenzüberschreiters Gerhard Rühm. Die präsentierten Fotomontagen, Reizwort-, Körper- und Musikzeichnungen sind in dem Zeitraum der 1970er Jahre bis 2012 entstanden.

Gerhard Rühm, geboren 1930 in Wien, wurde zuerst durch Buchveröffentlichungen experimenteller Poesie bekannt und ist Mitbegründer der Wiener Gruppe. Seine von der Sprache, vom strengen Konzept, aber auch vom spontanen Ausdruck bestimmte Arbeit hat ihre Schwerpunkte ebenso im akustischen wie im visuellen Bereich: Bewegt sie sich da zwischen Sprechtext, Hörspiel und Musik, führt sie hier von der Handschrift zur skripturalen und zur gestischen Zeichnung, schließt aber auch andere Darstellungsmethoden wie die Fotomontagen mit ein. So verzichten die seit 1957 entstehenden Fotomontagen gänzlich auf Wortsprachliches, vielmehr erschließen sich die 'Fotogeschichten' aus der Anordnung des Bildmaterials zueinander. Die rein bildnerischen Qualitäten sind bei den Fotomontagen bewusst mitkomponiert – in den Anschlüssen benachbarter Fotos, in den Proportionsverhältnissen der Bildausschnitte zueinander und zur tragenden Fläche, auch den Farbwerten, sofern die Fotos solche aufweisen. Die Bilder sind Wirklichkeitsmomente, deren Realitätscharakter dadurch hervortritt, indem vorzugsweise auf dokumentarisches Bildmaterial aus aktuellen Zeitschriften zurückgegriffen wird. Sie sind auf der Fläche unmittelbar nebeneinander gesetzt oder zueinander in spannungsvolle Distanz gebracht. Die so genannten Reizwortzeichnungen sind als Inspiration von einem Wort oder Satzteil zu einer weiterführenden Zeichnung zu verstehen, wobei hier das Ergebnis keineswegs ein gestischer Wutreflex, sondern vielmehr eine fast meditative ausgedeutete Umsetzung ist. Es handelt sich also um eher Abstrakt-Begriffliches, das bei Gerhard Rühm spontane Bildfindungen auslöst. Durch die Reduktion auf elementare Strichformen – gestischer wie auch geometrischer Natur – bewegt sich die Botschaft in einem emotional-gedanklichenZwischenbereich, der einer persönlichen Interpretation von Seiten des Betrachters bedarf. Die Umsetzung einer absolut interdisziplinären Vorstellung der Künste offenbart sich bei Gerhard Rühm auch in der so genannten visuellen Musik, indem er in Form von Bleistiftzeichnungen und Liedtexten auf Notenblättern der klingenden Musik ihre Notation und Bildlichkeit gibt. Die dynamisch wirkenden Zeichnungen sind dem spontanen Impetus der Geste verpflichtet und wollen nur vage musikalische Assoziationen wachrufen. Die vorgegebenen Notenlinien suggerieren dabei – dem Zeichenprozess konform – einen zeitlichen Verlauf, eine 'lese-richtung' und lenken die Assoziationen beim Betrachten der Zeichnung von vornherein in musikalische Bereiche.

Im Rahmen der lit.COLOGNE findet am Freitag, den 08. März 2013 um 20 Uhr in den Ausstellungsräumen der Galerie von Sebastian Brandl eine Lesung mit Gerhard Rühm und Monika Lichtenfeld statt

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Gerhard Rühm
ZEICHNUNGEN / FOTOMONTAGEN / VISUELLE MUSIK