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Gert H. Wollheim hat mit seiner engagierten Kunst Anfang der 20er Jahre im Umkreis der Künstlergruppe Das Junge Rheinland und in der jungen Szene um die Kunsthändlerin Johanna Ey - "Mutter Ey" - Furore gemacht. Er war der Inbegriff unakademischer Kunst, führender Kopf einer breiten Protestbewegung gegen die etablierten Positionen der Kunst im Umkreis des Spätexpressionismus, des Dadaismus und des frühen sich konstituierenden Surrealismus. Als Initiator der "1. Internationalen Kunstausstellung" 1922 in Düsseldorf und des gleichzeitigen "1. Kongress der Union fortschrittlicher internationaler Künstler" hat Wollheim die lokale deutsche Kunstszene aus der nationalen Nabelschau herausgeholt und hat die Fenster für neue Sichtweisen weit geöffnet.

Wollheims Kunstrebellion brach sich Bahn in aufsehenerregenden Bildern - eines wurde von der Staatsanwaltschaft aus dem Schaufenster der Galerie Ey heraus konfisziert -, in experimentellen Zeichnungen, polemischen Texten politisch engagierten Theaterstücken. Der Ursprungsimpuls war der Protest gegen den Krieg. Da expressionistische Pathos wich dann Schritt für Schritt neuen anderen kritischen Darstellungsformen, einer provokativen Umwandlung der Sprach- und Bildregeln. Unkonventionelle Bildthemen, bei denen die Bewußtseinsebenen anarchisch durcheinandergewirbelt wurden, standen auf der Tagesordnung - etwa in dem "Weiblichen Selbstbildnis (Der Golem)". Eine neue Bildinnenwelt wurde erschlossen.

Mit rund 60 Leihgaben aus Museums- und Privatbesitz - Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen - vollzieht die Ausstellung Wollheims künstlerischen Entwicklungsweg in den bewegten Düsseldorfer Jahren Schritt für Schritt nach. Dabei können zahlreiche noch nie öffentlich ausgestellte Werke präsentiert werden, so dass sich dem Betrachter kunsthistorisches Neuland erschließen kann. In vieler Hinsicht wird eine künstlerisch völlig unabhängige Parallele zu den Bildfindungen von Max Ernst sichtbar.

Eine Zäsur im Werk stellte sich mit der Übersiedlung des Künstlers 1925 von Düsseldorf nach Berlin ein, nun begann die Phase kühler sachlicher Darstellungen. Unmittelbar nach Hitlers Machtergreifung floh der von restaurativen kreisen stark angefeindete Künstler vor den Nazis nach Frankreich, 1947 übersiedelte er nach New York und wurde amerikanischer Staatssbürger.

Im Hinblick auf die Geschichte des Expressionismus ist Wollheims Wirken im Rheinland einer der künstlerischen Kulminationspunkte. Zuletzt galt dem Künstler 1993 im Kunstmuseum Düsseldorf eine vielbeachtete große Retrospektive. Pressetext

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Gert Wollheim - Die Düsseldorfer Jahre 1919-1925