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Vernissage: Freitag, 28. August, 18 – 20 Uhr

Galerie Eva Presenhuber freut sich, eine neue Einzelausstellung mit dem Titel „Simple Philosophy“ des in Berlin lebenden österreichischen Künstlers Gerwald Rockenschaub (1952, Linz) zu präsentieren.

Gerwald Rockenschaubs Frühwerke gehören der Neo-Geo-Malerei (neue Geometrie) an, einer Kunstrichtung der 1980er Jahre, die eine abstrakte Formfindung aus der zeitgenössischen Umwelt und Gesellschaft ableitet und auf die abstrakt-geometrischen Kunststile des 20. Jahrhunderts referiert. Obwohl sich Gerwald Rockenschaub zunehmend von der Malerei abwandte, beziehen sich seine späteren Installationen und Skulpturen auf ähnliche Konzepte; so sind seine Rauminstallationen zum einen als minimalistische Objekte zu verstehen, zum anderen verweisen sie auf die Ausstellungsbedingungen der zeitgenössischen Kunst im sogenannten White Cube.

Ende der 80er Jahre leitete Gerwald Rockenschaub einen einschneidenden Paradigmenwechsel ein. Die Entwürfe entstehen am Computer und seine Objekte werden von Spezialfirmen ausgeführt. Das erinnert an industrielle Designentwicklungsprozesse, was wiederum auf die grenzüberschreitende Arbeitsweise des Künstlers hinweist. So interessiert ihn beispielsweise auch die elektronische Musik. Als Bildhauer, Grafiker und Discjockey hat er so die Ästhetik der neunziger Jahre entscheidend geprägt - mit einer Mischung aus Pop, Minimal Art, Konzept- und Kontextkunst.

Gerwald Rockenschaub arbeitet meist raumspezifisch: mittels der Platzierung seiner Objekte im Raum schafft er begehbare Skulpturen. Als der Künstler 1993 den österreichischen Pavillon auf der Biennale in Venedig bespielte, baute er beispielsweise Gerüste, auf denen die Besucher durch den Raum gingen und neue Ausblicke gewannen. Am Beginn jeder Ausstellung stehen die genaue Erkundung und Analyse des Ausstellungsraums, um diesen dann – so präzise und knapp wie möglich – durch Eingriffe zu kommentieren und so neu erfahrbar zu machen. Im Ausstellungsraum unserer Galerie zeigt Gerwald Rockenschaub diverse Objekte aus lackierten MDF-Platten (medium density fiberboard). Beim Betreten des Ausstellungseingangs versperrt und eröffnet gleichzeitig eine 9 Meter lange, in dunkelbraun gehaltene Wand die Sicht. Dadurch wird die bestehende Raumstruktur verändert und durch den Werkcharakter gleichzeitig erneuert. Die „Präsenz mancher meiner Arbeiten“ sagt der Künstler, „respektiert die Bedingungen vorgegebener Zusammenhänge und kämpft gegen alle raumverknappenden physischen Barrieren an.“ Beim Weitergehen in den Raum erblickt man unterschiedlich farbige Objekte. Die streng geometrischen Werke erinnern an den Minimalismus der 60 Jahre, die auffallende Farbigkeit wiederum eher an die verspielte Pop Art. Sie erwecken vielfältige Assoziationen an vertraute Motive und Gegenstände: Sie nehmen gleichermassen auf das Vokabular der Moderne wie auf Phänomene der Alltagskultur Bezug.

Oft ist es nicht klar, ob es sich bei den Objekten um Architekturelemente, Ready-Mades oder um autonome Skulpturen im traditionellen Sinne handelt. Alle Werke haben eine glatte Struktur und eine scheinbar kühle Oberfläche, sind jedoch durch die Farbigkeit von sinnlicher Qualität. Da Gerwald Rockenschaub seine Arbeiten spezifisch im Bezug auf den Galerieraum konzipiert, steht jedes einzelne Kunstwerk in Verbindung zum Raum. Durch die beziehungsreiche Anordnung der einzelnen, geometrischen Arbeiten bildet sich ein Spannungsfeld, das sowohl den Raum als auch die Werke neu erfahrbar macht. Rockenschaub geht es darum, die Installation als eine Art Generator für die Wahrnehmung zu benutzen, die mit der Erwartungshaltung und Seherfahrung des Betrachters spielt und seine Ratio anregt. „Mein Bestreben liegt in der Gratwanderung zwischen den Abgründen – um es etwas plakativ zu sagen – des rein Sinnlichen und des rein Intellektuellen“, kommentierte der Künstler.

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Gerwald Rockenschaub
‘SIMPLE PHILOSOPHY‘