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Geta Brătescu ist eine der herausragenden Persönlichkeiten der osteuropäischen Kunst. Geboren 1926 in der rumänischen Großstadt Ploiești studierte Brătescu in den 1940er Jahren Kunst, Literatur und Philosophie in Bukarest. In ihrem sich mittlerweile über mehr als sechs Jahrzehnte erstreckenden Werk hat sie sich wiederholt mit Fragen der Identität, Geschichte und dem Erbe der Moderne auseinandergesetzt. Dabei verwebt Brătescu in ihren Performances, Filmen, Skulpturen und Collagen persönliche Erfahrungen mit literarischen Figuren in der ihr eigenen Formensprache.

Der Ausstellungstitel, Atelier Continuu bezieht sich einerseits auf eine gleichnamige Sammlung von Schriften der Künstlerin und andererseits auf die von Brătescu trotz ihres hohen Alters täglich fortgesetzte Arbeit im Atelier. So werden in der Ausstellung neben ausgewählten Werken seit den 1970er Jahren auch Zeichnungen und Collagen aus der jüngsten Zeit gezeigt.

Die Bildwelten Geta Brătescus sind bevölkert von mythologischen Gestalten, die sie häufig frei adaptiert. So verweist der Titel einer 40-teiligen Serie teilweise mit geschlossenen Augen angefertigter Zeichnungen, Himere (2005), zwar auf das dreiköpfige Fabeltier Chimäre, die Darstellungen lassen aber eher an flüchtige Traumbilder – ebenfalls Chimären – denken. Auch die Pre-Medeic Drawings (Form-Inform) (1975–78) lösen sich von der Figur Medeas und übertragen deren Zerrissenheit in dunkle Meditationen, bei denen immer ein Teil unbestimmt bleibt. Die Verflechtung der Gegenwart mit der Vergangenheit ist ein wiederkehrendes Motiv Brătescus; in Labyrinth (1992) scheinen sich die architektonischen Elemente eines Irrgangs unentwirrbar mit dem Faden der Ariadne verbunden zu haben, und auch die Collagen aus geschichtetem Papier, Untitled (1987), sprechen von gespeicherter Zeit und Erinnerung. Mehrlagige, komplexe Papierschichtungen treten im Werk Brătescus immer wieder im Zusammenhang mit der Vergegenständlichung des Zeitflusses auf: in den drei Collagen überlagern sich die verschiedenfarbigen Papiere und ihre materiellen Qualitäten zu einer auch taktil erfahrbaren Räumlichkeit, die sich ebenfalls in der von der Wand bis hin zum Boden erstreckenden, teilweise gerollten Papierbahn, Untitled (1987/88), wiederfindet, deren erdige Farben von schwarz über tiefbraun bis ins Rötliche changieren. Vier Fotografien einer Druckerpresse, Typography (1974), deren Titel die Verbindung von Schrift und Bild zum Ausdruck bringt, verweisen zurück auf den Ausstellungstitel und verdeutlichen die Spannung zwischen organischer und maschineller Herangehensweise.

Seit ihrer Ausstellung im Taxispalais, Innsbruck (2008, solo), hat Brătescus Werk zunehmend internationale Aufmerksamkeit erfahren. Es folgten Ausstellungen u. a. im MUMOK, Wien (2011); New Museum, New York (2011); MACBA, Barcelona (2011); Istanbul Biennial, Istanbul (2011); Tate Modern, London (2012); Salonul de Proiecte, Bukarest (2012, solo); La Triennale, Paris (2012); 5th Moscow Biennale of Contemporary Art, Moskau (2013); La Biennale di Venezia, Venedig (2013); Musée d´Art Moderne de la Ville de Paris, Paris (2013); MUSAC, León (2013, solo); MoMA, New York (2014).

Geta Brătescus Werk ist in den Sammlungen bedeutender Museen vertreten, darunter MoMA, New York; Centre Georges Pompidou, Paris; Tate Modern, London; Hammer Museum, Los Angeles; San Francisco Museum of Modern Art, San Francisco; Museum of Contemporary Art, Bukarest; Museum of Modern Art, Warschau; MUMOK, Wien und Moderna galerija, Ljubljana.

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Geta Brătescu - Atelier Continuu

künstler:
Geta Bratescu