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Dominique Goblet war im Rahmen des Comixfestivals Fumetto in Luzern schon mehrmals zu sehen: 1994 auf der Kapellbrücke, 1998 im Schwimmbad und im Hotel Rebstock. Goblet, die an der für ihre Comic-Kurse berühmten Kunsthochschule Saint-Luc in Brüssel studierte und ihre ersten Arbeiten im Umfeld der Comic-Avantgarde-Gruppe Fréon (heute Fremok) veröffentlichte, ist eine der talentiertesten Autorinnen und Zeichnerinnen ihrer Generation. Auch wenn auf den ersten Blick die Qualität ihrer Bilder auffällt, so steht für sie, wie sie gerne betont, immer das Erzählen einer Geschichte im Mittelpunkt. Das Pikturale und das Narrative halten sich die Waage; Goblet versteht es, auf wenigen Seiten komplexe und starke Geschichten subtil zu vermitteln. Die Comic-Szene wartet gespannt auf ihren autobiographischen Comic über ihr Verhältnis zu ihren Eltern, der noch 2004 im französischen Autorenverlag L'Association erscheinen wird. Die Kunstszene hingegen verfolgt mit Interesse ihr bereits mehrmals ausgezeichnetes Work in Progress "Nikita – Dominique Goblet et sa fille": In gegenseitigen Portraits halten Dominique Goblet und ihre Tochter Nikita die äusseren und inneren Veränderungen ihrer Beziehung fest. Die hier von der Künstlerin selbst installierten Arbeiten vermitteln über Skizzen, Zeichnungen und Objekte einen Einblick in ihren kreativen Prozess und handeln unterschwellig von Machtkonstellationen, die das Zusammenleben bestimmen.

Stefano Ricci (*1966) ist sozusagen der Renaissance-Mann dieser Ausstellung. Er ist Comic-Autor, Illustrator und Künstler, aber auch Verleger, Siebdrucker und Ausstellungsmacher. Mit Giovanna Anceschi gab er die Reihe "Mano" heraus (präsentiert am Comixfestival Fumetto 2002), die sich auf eine ebenso sinnliche wie intellektuelle, immer aber sehr offene Weise mit der Zeichnung im weitesten Sinn auseinandersetzte: Mit Bildergeschichten, Zeichnungen, Storyboards, Karikaturen etc. Diese Auseinandersetzung prägt auch seine eigene Arbeit. Auf jedem seiner Blätter ist der ganze Arbeitsprozess, von der ersten Skizze bis zum finalen Werk, sichtbar; er schichtet Arbeitsphase über Arbeitsphase, und seine Verwendung von Materialien wie Ölpastellkreide, Bleistift, Klebeband, Leimstift, Transparentpapier, Wasserfarbe oder Spray verleiht seinen Bildern eine geradezu reliefartige Oberfläche, die bisweilen an Farbschichten und andere organische Ablagerungen auf alten Mauern gemahnt. Seine Bilder und Illustrationen, aber auch seine Comics leben mehr von Atmosphären und Andeutungen denn von klaren narrativen Strukturen – ihre Unbestimmtheit soll eine subjektive Lesbarkeit ermöglichen. In den hier vorgestellten Arbeiten beschäftigt sich Ricci mit den Eigenschaften verschiedener Medien. Reproduktionsverfahren wie beispielsweise die Heliographie können zwar gewisse künstlerische Qualitäten des Originals nicht wiedergeben, fügen ihm andererseits aber neue hinzu.

Caroline Sury (*1964) betreibt mit ihrem Partner Pakito Bolino den umtriebigen Undergroundverlag Le Dernier Cri in Marseille, der mit spektakulären Siebdruckbüchern, wilden Videofilmen und sensationellen Ausstellungen (z.B. Hôpital Brut am Comixfestival Fumetto 1999) für Furore sorgt. In erster Linie ist Caroline Sury aber eine Künstlerin, die – immer inspiriert von ihrem Leben und ihrem Alltag – mit rohem Strich ausdrucksstarke, chaotisch anmutende Bilder zeichnet, in denen sie nicht mit spöttischer bis böser Überzeichnung geizt. Neben Publikationen im eigenen Verlag zeichnet Caroline Sury regelmässig auch für L'Association, Strapazin und andere einschlägige Comic-Magazine und kommentiert den Alltag in der Mittelmeer-Metropole Marseille in einer wöchentlichen Zeichnung für das dortige Magazin "L'Hebdo".

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Dominique Goblet, Lorenzo Mattotti, Stefano Ricci, Caroline Sury
Comic-Ausstellung im Kunstmuseum Luzern, in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Comixfestival Fumetto, Konzept von Sabine Witkowski