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Zum Raum wird hier die Farbe Die Berliner Galerie Kunsthandel Wolfgang Werner ehrt den 80jährigen Maler Gotthard Graubner Unbeirrt erforscht Graubner mit seinen »Farbraumkörpern« die Wirkung der Farbe Von Angela Hohmann Die Welt, 31.12.2010 »Die Neugier treibt mich zu erfahren, wie weit das Medium Malerei sich selbst trägt.« Diese Neugier, die der 1930 im Vogtland geborene Maler Gotthard Graubner, der in diesem Jahr 80 Jahre alt geworden ist, bereits 1975 in einem Gespräch als Grundlage für seine Arbeit beschreibt, hat ihn seither nicht mehr losgelassen. Und es gibt kaum einen deutschen Künstler, der sich der Farbe, dem ureigensten Mittel der Malerei, in all ihren Eigenschaften und Nuancen so konsequent verschrieben hat wie Graubner.

Als sich der Gestus der in den fünfziger Jahren beherrschenden Kunstausrichtungen des amerikanischen Expressionismus und des französischen Informel erschöpft hatte und ins Dekorative abzugleiten drohte, reagierte Gotthard Graubner, der sich zunächst einer Bildsprache aus geometrischen Formen bedient hatte, mit einer radikalen Rückbesinnung auf die Farbe. Zunächst in Aquarellen und dann auf der Leinwand experimentierte er seit Anfang der Sechziger mit unterschiedlichen Formen des Farbauftrags. Zu diesem Zweck verwendete er Schwämme. Mit Farbe voll gesogenen, entdeckte er, hatten sie die Qualität eigenständiger »Farbleiber«, die räumlich nuancierte Farbwirkungen an den Tag legen. Daraus entstanden die sogenannten »Kissenbilder«, bei denen die Farbe in mehreren Schichten auf eine Perlongewebebespannung aufgetragen wird, die mit verschiedenen Lagen von Watte, Schaumstoff und synthetischen Stoffbahnen unterlegt ist. Je nach Saugfähigkeit des Füllmaterials verteilt sich die Farbe und entfaltet auf diese Weise ein ganz eigenes Leben.

Seit 1970 ersetzt Gotthard Graubner die alten Werkbezeichnungen »Farbleib« und »Kissenbild« für seine plastischen Farbgemälde durch »Farbraumkörper«. Kunstströmungen seiner Zeit wie Zero, Konzeptkunst, Minimal Art und die Jungen Wilden beeinträchtigen seine Arbeit nicht: Unbeirrt erforscht er mit seinen »Farbraumkörpern«, Aquarellen und Zeichnungen die Wirkung der Farbe. Nur in der Zeit von 1968 bis 1972 entstehen außerdem noch »Nebel-« und »Farblichträume«.

Mit seinen kontemplativen Farbstudien hat sich Graubner seit den 1960er Jahren fest in das westdeutsche Kunstgeschehen eingeschrieben: 1968 und 1977 nahm er an der documenta in Kassel teil, 1971 vertrat er die Bundesrepublik Deutschland auf der XI. Biennale von São Paulo, und 1982 stattete er den Deutschen Pavillon auf der Biennale von Venedig mit einem fünfteiligen Raumkörper-Ensemble aus.

1988 schuf Graubner für das Schloss Bellevue in Berlin ein Gemälde, und für die Protokoll- und Sitzungsräume des Reichstages wurde ein großer querformatiger Farbraumkörper ausgewählt. Für seine Verdienste als Künstler wurde er gleich zweimal geehrt: 1992 verlieh ihm der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker ein Verdienstkreuz, vor acht Jahren erhielt er ein zweites von Johannes Rau. Trotz solcher Prominenz hat es bisher nur eine einzige Werkschau in einem deutschen Museum gegeben, 1980 in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden. Ansonsten wurden immer nur Einzelaspekte des Werkes ausgestellt, eine große Retrospektive über das gesamte Schaffen Gotthard Graubners steht also noch aus. In Berlin haben die Arbeiten Graubners noch nie den Weg ins Museum gefunden, hier waren sie vor allem in Galerien zu sehen, zum dritten Mal nun in der Galerie Kunsthandel Wolfgang Werner: Sieben Farbraumkörper, die zwischen 1983 und 2009 entstanden, sind hier zu sehen, darunter ein aus fünf Werken komponierter Farbraum. Der Marktwert von Graubners Arbeiten ist ungebrochen, die Preise bei Werner liegen zwischen 50.000 und 190.000 Euro.

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Gotthard Graubner
Hommage zum 80. Geburtstag