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Nur ein Kreis von wenigen Eingeweihten wusste, dass seit zehn Jahren in der Unterheydener Straße in Rheydt ein permanenter Kunstprozess von beachtlicher Bedeutung stattfand. Gregor Schneider, 1969 in Mönchengladbach-Rheydt geboren, hat im Laufe der Jahre hier ein Szenarium entwickelt, das seinesgleichen sucht. Der junge Künstler hatte damit begonnen, dass er die Wände der Wohnräume seines Hauses ur mit einer neuen Haut versah, d.h. mit einer Hülle verdoppelte, die selbst das Aussehen des Darunterliegenden annahm und die Proportionen des Vorhandenen unmerklich veränderte. Nach und nach wurden die Räume zu unsichtbaren energetischen Skulpturen, deren Beziehung er untereinander veränderte, sie isolierte und zu einem geheimnisvollen Labyrinth umformte. „Mich interessiert der Leerlauf von Handlung“ formulierte der Künstler diesen Prozess, in dem die Beziehung der Einzelteile immer undurchschaubarer wurde, auch für Schneider selbst. Er wisse nicht mehr, welche Rolle er in diesem System spiele, äußerte er zu seinem Konzept. Das Haus ur hatte die Führung übernommen.

Nun schickte Schneider einzelne Räume auf Ausstellungstournee, nachdem er 1992 erstmals für die Galerie Löhrl die alte Schule am Fliescherberg transformiert hatte. Angefangen hatte dies vor zwei Jahren mit der Kunsthalle Bern, letztes Jahr folgten der Portikus Frankfurt /Main, die Foksal Galerie in Warschau und einige Galerien. Nun kamen die Räume zurück nach Mönchengladbach in das Museum Abteiberg, bevor sie die Reise nach Paris in das Musée d’Art Moderne de la Ville Paris antraten. Schneider gelang es, den Geist des Hauses ur in die Institutionen zu übertragen. Kaum merklich transformierte er die Ausstellungsräume, indem er den Geist und die Aura des Hauses ur hineinpflanzte. Die energetische Kraft von Gelebtsein und Tod durchzieht die Zimmer, Kammern und Zellen, ohne dass die erzeugte Stimmung irgendwo konkret fassbar war. Plötzlich wusste man nicht mehr, was war und was nicht war. Und neuerdings ließ der Künstler einem auch hinter seine Räume blicken, in eine alptraumhafte Welt von Materialien und abgelagerten Gegenständen. „Ausstellen“, sagte Gregor Schneider in einem Interview, „ist immer ein Abtöten der Arbeiten. Wir scheitern alle an unseren Ansprüchen. Nach der Ausstellung bin ich wieder allein. Dann fange ich mit der Arbeit wieder von vorn an. “Gregor Schneiders Kunstbegriff entwickelte sich völlig abseits von den Tendenzen der 90er Jahre, ist aber in seiner lebensumfassenden Dimension etwas Neues.

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Gregor Schneider