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16.01.2022 bis 01.05.2022
Eröffnung am Samstag, 15.01.2022

Hängepartie. Kunst mit offenem Ende

Eine Hängepartie ist eine Zeit der Ungewissheit, der ungeklärten Verhältnisse, des Hinhaltens. Der Begriff ist dem Schach entnommen. War in einem Spiel nach fünf Stunden noch kein Sieger in Sicht, wurde die Partie abgebrochen und damit die Entscheidung vertagt. Bildlich hingen die Spieler in der Luft über den Ausgang. Diese Praxis ist seit den 1990er-Jahren überholt, geblieben ist der Begriff der Hängepartie allerdings in der Alltagssprache.

Wir alle befanden uns wohl schon in einer solch ungewollten, leidlichen Schwebe. Im Angesicht der Pandemie wurde dieser meist temporär befristete zu einem Dauerzustand ohne Perspektive auf ein Ende – für alle Menschen, vor allem aber für die Kultur, für die Künstler*innen, die Galerien und die Museen. Was der Kunst allerdings nicht selten gelingt, ist, aus unwegsamen Situationen kreatives Potenzial zu schöpfen. Diese Fähigkeit lässt sich auch in das Ausstellungswesen überführen. Denn ist eine Ausstellung nicht schon immer das gewesen? Eine Hängepartie? Nicht in der Bedeutung ungeklärter Verhältnisse, sondern als Ausdruck der einzelnen Wortbestandteile: eine Partie, ein Ausschnitt aus der Welt der Kunst, die zum Hängen und damit zum Sehen gebracht wird. In diesem Sinne wird aus einer ausweglosen Lage plötzlich eine produktive Konstellation.

Das Museum für Konkrete Kunst möchte, statt in Schockstarre zu verfallen, Potenzial in der Hängepartie für Haus, Kunst und Publikum erkennen. Es will die allgemeingültig negative Konnotation umdeuten und daraus eine Ausstellung machen. „Kunst mit offenem Ende“ bedeutet auch „Kunst mit einer besonderen Spannung“, „Kunst zum Weiterdenken“. Gezeigt werden Werke aus der eigenen Sammlung sowie Arbeiten von Gästen, die ganz unterschiedliche Assoziationen zum Begriff der Hängepartie respektive einer Situation mit ungewissem Ausgang wecken. Die Ausstellung wird damit zur Hilfestellung: um in einer Hängepartie nicht allein das Schlechte zu sehen und um Künstlerinnen, Betrachterinnen und dem Museum selbst über die ein oder andere eigene verfahrene Lage zu retten.

Künstlerinnen: René Acht, Nevin Aladağ, Hartmut Böhm, Monika Brandmeier, Afra Dopfer, Marcel Duchamp, John Cage, Karl Duschek, Knopp Ferro, Ceal Floyer, Franziska Furter, Camille Graeser, Edgar Gutbub, Dieter Hacker, Stef Heidhues, Vanessa Henn, Gregor Hildebrandt, François Morellet, Hannah Rath, Alf Schuler, Jesús Rafael Soto, Timm Ulrichs, Heike Weber, Sebastian Wickeroth, Ludwig Wilding