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Vernissage: Freitag, der 24. August 2007 von 18.00 bis 21.00 Uhr. Der Künstler wird anwesend sein.

Haluk Akakçe (1970 in Ankara) wurde als Architekt ausgebildet und lebt und arbeitet in London. Er gehört zu den führenden türkischen Gegenwartskünstlern und hat sich u.a. mit Einzelausstellungen im Whitney Museum of American Art, New York, in The Drawing Room, London und im Museum für Gegenwartskunst, Basel einen internationalen Namen gemacht. Die Galerie Bob van Orsouw präsentiert in ihrer ersten Ausstellung mit Akakçe einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Medien, in denen der Künstler arbeitet.

Neben grossformatigen Zeichnungen und Reliefs werden auch die Videofilme They Call It Love, I Call It Madness (2006) und Shadow Machine (2006) zu sehen sein. Der erst genannte Film stellt das Herzstück der Ausstellung dar. Er basiert auf einem ortsspezifischen Projekt, das der Künstler in Las Vegas als Auftragsarbeit realisierte. In einem Text, den er dazu verfasste, heisst es: „I realized that Vegas is an electric painting. The city emerges from the continent like brushstrokes of light on a black canvas“. Dieser metaphorische Vergleich steht gleichzeitig für das eigene filmische Schaffen. Denn die imaginäre abstrakte Welt, die Akakçe im Video entstehen lässt, wird aus dem „virtual desert“, den der digitale Raum für ihn darstellt, erschaffen. Während das Las Vegas Projekt aus einer sich über 450 Meter erstreckenden Projektion auf den grössten Viva Vision Screen der Welt bestand, wurde die Version, die nun in unserer Ausstellung zu sehen ist, auf ein neues Format abgeändert. In beiden Produktionen dominieren offene und konzentrische Kreise. Sie tauchen aus der schwarzen Leere auf und verdichten sich, einer präzisen Choreographie folgend, in einer Art Crescendo zu multiplen und sich überlagernden Farbfeldern. Dabei schweben die Formen schwerelos und in einem der linearen Zeit entsagenden Rhythmus durch den Raum.

Ähnlich wie in Shadow Machine erzeugt der Künstler halluzinative Landschaften, die mehr an entfernte Umlaufbahnen oder Galaxien erinnern denn an herkömmliche Darstellungen. In Shadow Machine lässt Akakçe eine Vielzahl von Objekten, die um ihren eigenen Mittelpunkt kreisen, in einem endlosen Loop durch den Raum fliegen. Die sphärische Ortlosigkeit der beiden Filme und ihre suggestive Langsamkeit rührt daher, dass die Kamera immer statisch bleibt. Im Unterschied dazu befinden sich die Formen und Objekte in ständiger Bewegung und Metamorphose und erzeugen so immer neue Szenarien. Dadurch wird der Betrachter, einer Sogwirkung gleich, seiner eigenen zeitlichen und räumlichen Begrenzung enthoben und tritt eine Reise in eine andere phantastische Dimension an.

Akakçe erschafft die Formen in seinen Filmen frei. Sie werden weder vom Computer generiert noch digital manipuliert. Die Handzeichnungen werden gescannt, im Computer nachgezeichnet und in Bewegung übersetzt. Zusammen mit der eigens für die Filme komponierten Musik interagieren die Formen und Objekte wie in einer Art „kinetischem Ballet“ und entfalten dabei eine Dynamik, die sich auch in den Zeichnungen und Reliefs wiederfindet. In den beiden letzt genannten Medien entstehen durch die virtuose Beherrschung von Proportion, Perspektive und Licht ausgewogene Kompositionen. Das Zeichnen ist gleichsam die „Wurzel von Akakçes Kunst“, sowohl für die Storyboards seiner Filme als auch als Grundlage für die Reliefs. Die Zeichnungen sind Ausdruck einer präzisen Technik, die mechanisches Durchpausen und manuelle Pinselstriche umfasst. Für den Künstler ist das Zeichnen darüberhinaus ein höchst privater Akt und unmittelbarster Ausdruck: „Drawings are my most intimate activity, drawing is like writing, and it is like praying“. Es vollzieht sich nachts, in einer Welt der Stille, der Träume und des Schweigens.

Birgid Uccia