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Hans-Christian Lotz
26.01.2018 – 11.03.2018
Eröffnung Fr, 26.01.2018 19:00 Uhr
Einführung, Heinrich Dietz, Direktor

Die Arbeit von Hans-Christian Lotz setzt beim Alltäglichen, vermeintlich Normalen an. Bei aller Vertrautheit ihrer Elemente und Milieus – gängige Technologien, Informationssysteme oder generische Objekte – sind seine Installationen durch eine kalkulierte Unzugänglichkeit gekennzeichnet. Als wären die lakonischen Arbeiten selbst autonome, intelligente Systeme, die sich der menschlichen Kognition entziehen.

Lotz‘ Ausstellung im Kunstverein entwirft das Skelett einer kargen Welt aus Glas-Fassaden, Fraktalen, Ideologien und halluzinierenden Quellcodes. Im Zentrum steht eine Videoinstallation mit einem interaktiven Mechanismus, der jedoch für einen Effekt des Verdeckens und Entziehens eingesetzt wird. Die Videomonitore werden zusammen mit Elementen einer geschlossenen Glasfassade präsentiert. Etwas veraltet könnten sie aus den 1970er- oder 80er-Jahren stammen, aus der Straßenfront einer Genossenschaftsbank oder Versicherung – ein Stück Allerweltsarchitektur, das die Ladenzeilen deutscher Einkaufszonen prägt. Die Installation knüpft an eine ältere Arbeit von Lotz an, bei der automatische Schiebetüren an Wänden aufgehängt waren, die sich öffneten, wenn ihre Sensoren BetrachterInnen registrierten. Die neue, invertierte Variante im Kunstverein spinnt die Auseinandersetzung zwischen dem Verhältnis von Kunstwerk und BetrachterIn, zwischen Zeigen und Verdecken fort. Die Steuerung der Monitore ist mit einer Sensorik verbunden: Nähert man sich einem Monitor, dann verschwindet das Bild.

Ausgehend von mathematischen Strukturen und technischen Systemen, die unsere Welt durchdringen, lässt die Ausstellung immer wieder das vermeintlich Normale und Vertraute ins radikal Fremde und Undurchsichtige umschlagen. Verfahren der Verschlüsselung und Abstraktion legen sich wie ein Filter über die ausgestellten Bilder und Objekte. Sie werden Teil einer Reflexion über die spezifisch historische Praxis des Ausstellens und ihre mögliche, nicht-anthropozentrische Zukunft.

Lotz ist im Schwarzwald aufgewachsen und hat danach kurz in Freiburg studiert. Diese Zeit der „Recherche“ bildet einen weiteren Hintergrund für seine Präsentation im Kunstverein. Die Ausstellung könnte auch das Psychogramm eines programmierenden Teenagers oder Nerds entwerfen, der ideologisch geprägt an der Entwicklung neuer Technologien arbeitet, die sich komplett verselbständigen und uns hinter sich lassen werden. So, als würde, bezogen auf die Ausstellung, die Autorenschaft von einem menschlichen zu einem nicht menschlichen-Akteur übergehen, dessen Signale sich nicht mehr an menschliche BetrachterInnen richten.

Hans-Christian Lotz (* 1980, Hamburg) lebt in Berlin. Er studierte in Leipzig, Frankfurt a.M. und in Wien.

Ausstellungen (Auswahl):
2017: Christian Andersen, Kopenhagen (solo); ‘Two A.M.’, Daniel Buchholz, Berlin (mit Loretta Fahrenholz); 2016: Galerie der Stadt Schwaz, Österreich (mit Anita Leisz); Dominique Lévy, New York (solo); Liszt, Berlin (mit Alexander Hempel); Km Temporaer at 83 Pitt St, New York; ‘Stuttgart’, Francesca Pia, Zürich; 2015: David Lewis, New York
(solo); 2014: ‘Lettere dall’interno del’, Midway Contemporary Art, Minneapolis (solo); 2012: Diana Lambert, Wien (solo); 2011: Lars Friedrich, Berlin (solo); 2009: ‘Dying to Death’, Wiels Project Space, Brüssel.

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RAHMENPROGRAMM

Donnerstag, 15.02., 19 Uhr
Kuratorenführung mit Heinrich Dietz

Donnerstag, 22.02., 19 Uhr
Öffentliche Führung

Sonntag, 04.03., 14–16 Uhr
Kinderworkshop (um Anmeldung wird gebeten)

Sonntag, 11.03., 15 Uhr
Lesung mit Hans-Christian Lotz

Öffnungszeiten
Di–So 12–18 Uhr, Mi 12–20 Uhr, Mo geschlossen
Eintritt: 2 € /1,50 €
Donnerstag gratis, Mitglieder frei