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Eröffnung: 14.03.2008, 19 Uhr

Hans Hartung. Spontanes Kalkül wirft neues Licht auf die Geschichte der Abstraktion in Europa. Die Ausstellung ermöglicht eine intensive Auseinandersetzung mit dem Werk Hartungs. Zum ersten Mal in Schleswig-Holstein zeigt die Kunsthalle zu Kiel einen Hauptvertreter der Nouvelle École de Paris.

Die Ausstellung offenbart in Gegenüberstellungen von Zeichnung und Malerei, wie Hartung der Grundidee des Informel, dem gestischen Impuls und der Spontaneität, die Konstruktion zur Seite stellt. Hans Hartung. Spontanes Kalkül belegt mit einer umfassenden Präsentation von Aquarellen, wie Hartung schon in seinem frühen Schaffen in den 1920er Jahren in Serien gearbeitet hat und seit den 1930er Jahren bis 1960 seine spontan wirkenden Gemälde exakt vorbereitete. Das Schaffen Hans Hartungs und seine Verwurzelung im Informel erscheint vor diesem Hintergrund in völlig neuer Perspektive.

Fotografien Hartungs stellen eine weitere Facette seines OEuvres vor. Seit der Kindheit passionierter Fotograf, betreibt auch in diesem Medium eine Formsuche, die Korrespondenzen zur Malerei aufweist.

Einen Höhepunkt der Ausstellung bildet die Auswahl der Bilder Hartungs, die in den letzten Jahren vor seinem Tod entstanden. Diese Werke machen deutlich sichtbar, wie er fernab vom Kunstbetrieb zu einer völlig neuen Formensprache und Freiheit des Ausdrucks gefunden hat, die den Vergleich mit zeitgenössischen Künstlern wie Gerhard Richter evozieren.

Rund 50 Gemälde, 60 Zeichnungen und 50 Fotografien sowie die einzige erhaltene Skulptur Hans Hartungs stellen das OEuvre eines Protagonisten der Abstraktion und der gestischen Malerei erstmals umfassend vor. Die Schau ermöglicht einen repräsentativen Überblick auf Hartungs in mehr als 60 Jahren künstlerischer Tätigkeit entstandenes Schaffen. Dabei belegt diese retrospektive Schau Hartungs Bedeutung für die Kunstgeschichte. Anlehnungen zeitgenössischer Künstler, die sich von den Spraybildern Katharina Grosses über die Schüttbilder Herbert Brandls bis hin zu Fotografien Wolfgang Tilmans nachvollziehen lassen, zeigen Hartungs Aktualität und seinen bis heute geltenden Einfluss. Sein Schaffen war Grundlagenforschung der Malerei. Durch beständige Auseinandersetzung mit möglichen Techniken und kontinuierlicher Arbeit am Begriff des Bildes, ist er zum wichtigen Ideengeber auch für die zeitgenössische Kunst geworden. Kunsthalle zu Kiel

Erstmals sind auch Hartungs Werkzeuge und Malutensilien zu sehen. Dokumentarisches Filmmaterial gewährt Einblicke in die Arbeitsweise des Künstlers und in sein Atelier, das der Öffentlichkeit zeitlebens verschlossen war.

1904 geboren, war der in Leipzig, Dresden und München ausgebildete Hartung auf der ersten und zweiten documenta 1955 und 1959 einer der Stars der europäischen Abstraktion. Mit dem Aufkommen des Abstrakten Expressionismus in den 1960er Jahren trat Hartungs Kunst gegenüber der größeren bildnerischen Freiheit dieser amerikanischen Künstler in den Hintergrund der öffentlichen Wahrnehmung. Aufzuzeigen, dass sein Schaffen sich jenseits der Kunstzentren und des prominenten Kunstbetriebes beständig weiterentwickelt hat, ist das Verdienst dieser Ausstellung. Hans Hartung. Spontanes Kalkül lässt einen Künstler wieder entdecken, dessen Werk bis in die letzten Schaffensjahre voll ungebrochener Vitalität und Dynamik war.

Die Ausstellung, die in erster Station im Museum der bildenden Künste Leipzig gezeigt wurde, ist eine Kooperation mit der Hans Hartung und Anna-Eva Bergman Stiftung in Antibes. Sie wird von der Kulturstiftung der Deutschen Bank gefördert. Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher wissenschaftlicher Katalog.

Kurator: Jan Nicolaisen

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Hans Hartung
Spontanes Kalkül
Kurator: Jan Nicolaisen