Valie Export Kubus, Wien

Lerchenfeldergürtel, Stadtbahnbogen 48
1160 Vienna

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artist / participant

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replaced – light flow

Der Titel der Lichtinstallation ist dem Recycling-Verfahren entnommen: Hans Kotter arrangiert eine Reihe von Lichtkästen und die dazugehörigen Transportkisten verschiedenen Formats im Raum wie auf einer Bühne. Bei den Lichtkästen handelt sich um Fundstücke, ausrangiert aus Industrieanlagen oder Büroräumen, erhalten diese eine neu Bedeutung auch in der Kombination mit den Holzkisten. Palimpsestartig verweisen die Leucht- und Holzobjekte, auf ihre ursprüngliche Verwendung, wenn beispielsweise die Lampenformen an Beleuchtungskörper in Fertigungshallen erinnern. Andererseits verwandeln sich nun die Leuchtkästen und Holzboxen in Objekte, die eher einem traditionellen Verständnis von Bildhauerei entsprechen. Mittels einer Intervallschaltung leuchten die einzelnen Lichtboxen zu unterschiedlichen Zeiten und ergeben immer wieder ein neues Bild - es scheint als ob das Licht durch den Raum fließt und diesen mit Farbe durchdringt und unterschiedliche Schatten und Blicke offenlegt. Mit s einer – nie gleich bleibenden Installation – insinuiert Hans Kotter auch eine Diskussion über den Skulpturenbegriff.

Light flow von Hendrik Lakeberg

Fährt man nachts mit einem Auto durch die Großstadt, dann verwischen die Farben der Leuchtreklamen, die an den Fassaden von Altbauten und auf Dächern von Hochhäusern werben. Man nimmt sie wahr, versucht sie aber nicht mehr zu entziffern. In ihrer Allgegenwart lösen sich die Schriftzüge der Leuchtreklamen von ihrer jeweiligen Bedeutung, sie sind wie eine Filmkulisse. Sie erzeugen die Atmosphäre der Großstadt.

Mit seinen Lichtarbeiten, bei denen Ensembles aus Kreisen und Linien oder changierende Farbspektren oft mehrfarbig leuchtend den Galerieraum in ein alchemistisches Labor verwandeln, transformiert Hans Kotter die Großstadt-Atmosphäre zu abstrakten Lichtlandschaften. Was bleibt ist allein die Magie des Lichts, ihre atmosphärische und manipulative Kraft. Damit knüpft er indirekt an die Grunderfahrung der Moderne an: Das Wahrnehmen und Erleben der Großstadt, die – wie der Soziologe Georg Simmel schrieb – „Steigerung des Nervenlebens, die aus dem raschen und ununterbrochenen Wechsel äußerer und innerer Eindrücke hervorgeht.“ Die Wahrnehmung der Großstadt, die sinnliche Überreizung, die mit ihr einhergeht, ist anders als zu Anfang des 20. Jahrhunderts im 21. Jahrhundert zur Lebensnormalität geworden. Wie Dinge scheinen, wie sie präsentiert werden ist heute zumeist wichtiger als ihre Realität und ihre Funktion. Anders gesagt: Das Spektakel der Lichter und Farben der Werbe- und Warenwelt überstrahlt im Kontext der Großstadt häufig das Produkt oder den Event selber. Das Spektakel wird zum Selbstzweck, das Licht abstrakt. Diese Magie des Lichts macht Kotter zum Thema eines Hauptteils seines Werkes.

Der Philosoph Gernot Böhme definiert Raum als „die affektiv getönte Enge und Weite, in die man hinein tritt, das Fluidum, das einem entgegenschlägt.“ Dieses Fluidum erzeugt in Kotters Arbeiten ästhetische Erfahrungen, die vor allem auf Großstädter vertraut und fremd zugleich wirken. Sie liegen jenseits des Alltäglichen, sind aber gleichzeitig tief in ihm verwurzelt. Sie führen vor, wie Licht Atmosphäre erzeugen kann, wie dessen sinnliche Intensität den Betrachter manipuliert und in den Bann zieht.

Ob Kotter hypnotische Endlosspiralen in einem Glaskubus feierlich inszeniert, als habe man es mit einem Tor in eine andere Dimension zu tun oder ob er die Lichter der Großstadt in abstrakte Raumlandschaften verwandelt; Hans Kotters Arbeiten sind Reflektionen über den Prozess der Wahrnehmung, Studien über die Herstellung von Atmosphäre. Das affektive Fluidum, das sie in den Raum ergießen, verströmt Schönheit und Erkenntnis. Es macht die sinnliche Beschaffenheit der Gegenwart erfahrbar, um sie gleichzeitig magisch aufzuladen. Durch Kotters Arbeiten wird das Sehen zu einem Akt der Alchemie.

HANS KOTTER im Kubus EXPORT Der Transparente Raum, Wien (AT) Replaced - light flow Lichtinstallation im Rahmen der VIENNA ART WEEK 2013 eine Kooperation mit Galerie Michaela Stock 18. - 24.November 2013 Text von Hendrik Lakeberg Eröffnung: 18. November 2013, 17 h

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Hans Kotter
Replaced - light flow
Lichtinstallation
Eine Kooperation mit Galerie Michaela Stock