Hans Petri

Es wird zu Missverständnissen kommen. Auf diesen Stein will ich meine Kirche bauen, nur in diesem Spülstein will ich meinen Abwasch machen.

Eine junge Frau steht in der Spüle. Nackt, aber hergerichtet und für die Vase angeschnitten, wie gedrahtete Gerbera.

Das eigentlich Sonderbare ist nicht die jugendliche Dame mit stützender Malerkrepp-Wäsche, sondern der Umstand, dass dieses Foto von einem anderen Foto heruntergeblitzt wurde, man sieht deutlich den Reflex des glitschigen Fotopapiers.

Hier von Lichtblitz der Erkenntnis zu sprechen, ist irreführend, eher sollte man an Prozesse der Selbstübertölpelung denken.

Das Fotografieren eines Mädchens im Waschbecken ist bereits ein Verewigungsimpuls, der quer zur befriedigenden Abwicklung des Haushalts steht. Dieses Foto ein weiteres Mal zu fotografieren, bedeutet dann, sich selbst zu übertölpeln. Erst verbündet sich der Fotograf mit dem Mädchen, dann verbündet er sich mit seinen Fotos.

Man ist ein wenig ausgeschlossen durch das Verbündungsmoment pubertärer, unschlagbarer Logik. ?Wir gegen euch" oder ?Wir verraten euch sowieso nicht, was wir hier machen, zeigen euch jetzt aber mal, was es sonst noch so gibt."

Dass Freud anfänglich Angst als Umwandlungsprodukt aus Libido verstanden hat, sei hier noch erwähnt. Ob umgekehrt aus Angstessig wieder libidinöser Wein zu gewinnen sei, ist fraglich. Bleibt festzuhalten, dass dieses Problem den Masochisten fundamental interessieren muss.

Es wird also zu sehen geben: Fotos vom Erlöser, wenn man annimmt, dass die Inauguration Jesu als alles Vergebender (außer Verzweiflung, eine Sünde die nicht vergeben werden kann) eine Selbstübertölpelung der Theologen war, die erst mit großem Aufwand Sündenregister konzipieren, um sie dann durch Generalpardon wieder mit allgemeiner Gnade zu überbacken. Es geht um Sex in Deutschland, unter Berücksichtigung musikalischer Phänomene auch aus dem englischsprachigen Ausland - Eminem unter zu Hilfenahme der Pose des Denkers. Der Geist ist willig, aber das Schwein ist wach ... (Trottoir)

Pressetext

Hans Petri
Sapporo Japan BRD