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In St. Marien sind Bronzen und Holzarbeiten von Scheib zu sehen. Die großartige Backsteinarchitektur mit ihren drei spätmittelalterlichen Glasfenstern stellt eine potenzierte Herausforderung für jeden Aussteller dar, gilt es doch, sich nicht nur mit zeitgenössischer Kunst gegenüber dieser Architektur auseinanderzusetzen sondern auch sich ihr gegenüber zu behaupten. Dies ist Scheib durch eine brillante Inszenierung seiner Skulpturen und Plastiken gelungen, die sowohl in einen spannungsvollen Dialog mit der gotischen Architektur als auch mit dem Gezeigten in unserem Museum tritt. So wird an gleichen Themen wie z.B. Mädchen und Tod oder an seinen Kinderdarstellungen nicht nur die immer wieder neue Herangehensweise mit verändertem Aussagegehalt erkennbar. Die in St. Marien vorgestellten Arbeiten wirken, als wären sie für diesen Raum geschaffen worden. Neben seinem Bronzekruzifix trifft das in besonderer Weise für die 4 apokalyptischen Reiter (Offenbarung des Johannes; 6.2-8) zu. Doch Hans Scheib gelang es hier nicht nur eine eindrucksvolle Personifikationen für Krieg, Not und Tod sowie für die unerbittliche Gerechtigkeit zu entwickeln, die als bestrafende Phalanx über die Menschen gekommen war.

Er verband inhaltlich Bekanntes mit gestal-terisch Neuem zu einer ambivalenten, viele Fragen aufwerfenden Aussage, die zugleich die bisherigen Gestaltungskonventionen der Holzskulptur zu diesem Thema sprengt. Eine barock expressive Formensprache bestimmt dabei seine militant monströsen Reiter, die differenziert gestaltet und zugleich symphonisch aufeinander bezogen zu einer pracht- wie grauenvollen Einheit verbunden werden, so dass man sich bei dieser Figurengruppe an Friedrich Nietzsches Feststellung erinnert: „Oh über diese wahnsinnige traurige Bestie Mensch! Welche Einfälle kommen ihr, welche Wiedernatur, welche Paroxysmen des Unsinns, …

Im Menschen ist so viel Entsetzliches! … Die Erde war zu lange schon ein Irrenhaus!“

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Hans Scheib
Der Mai ist gekommen II. Skulpturen, Plastik
Kuratorin: Brigitte Rieger-Jähner