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Die Spur der Wahrnehmung. Zu den Arbeiten von Hans Schulte. Von Magdalena Kröner

Hans Schultes Malerei bewegt sich in einem Zwischenraum zwischen Zeichnung, Objekt und Malerei. Ausgehend von einem originären Interesse am Prozessuellen tragen sich zugleich die malerische Geste, die unmittelbare Präsenz des Motives als auch die Ebene der Erinnerung in seine Gemälde ein.

Ausgangspunkt ist die Verwendung eines traditionellen Bildträgers – einer dunkel grundierten Leinwand – auf welche ein speziell entwickelter, matter Kunststoffgrund aufgetragen wird. Diese nur scheinbar neutrale Basis mit ihrer markanten plastischen Qualität ermöglicht es, Gestaltung und Auslöschung während des Arbeitens zu verbinden, wobei die Auslöschung eine bleibende Spur hinterläßt. Dieses malerische Vorgehen bleibt nachvollziehbar im Bild enthalten.

Dieses Handeln generiert in der Folge eine Reihe von Dichotomien: auf formaler Ebene die Spannung aus der Transparenz der in Aquarelltechnik aufgebrachten Farbe und der Opazität des Grundes, auf inhaltlicher Ebene die Spannung aus figürlichem Motiv und abstraktem Element, das dieses autonom durchbricht.

Auf inhaltlicher Ebene greift Hans Schulte auf ein reiches Repertoire bereits vorhandener Motive zurück, die er einer persönlichen Umdeutung unterzieht. So stehen übercodierte Motive wie der Cowboy im Verhältnis zu eher neutralen Motiven wie einem Rennboot, Segelschiffen oder Urlaubslandschaften. Als Anregung dafür dienen sowohl Werbeprospekte als auch „found footage“ wie Privatfotos oder Zeitungsausrisse.

Im bevorzugten Rückgriff auf Bildmotive, deren Inhalte zu popkulturell entleerten Ikonen erstarrt sind, erfahren diese innerhalb des malerischen Prozesses eine Neubelebung, die sich den ambivalenten Gehalten ihrer Vorlagen nicht verschließt. Die Aquarelltechnik minimiert dabei die plakativen Gehalte der Bildvorlage und arbeitet deren semantische Essenz heraus. Eine längst zur Schablone geronnene Figur wie der Cowboy etwa wird in seiner Fragwürdigkeit ausgestellt und gleichzeitig Thema der malerischen Suche Schultes nach der Rückseite; der Blindstelle des Motivs.

Wie in einer doppelten Bewegung werden die Motive in einem nächsten Schritt noch von anderer Seite in Zweifel gezogen: die gegenständliche Ebene des Bildes wird in ihrer Präsenz mit physisch erfahrbarer Verletzlichkeit konfrontiert - durch ritzen, auskratzen, durchstoßen. Die derart integrierten abstrakten Elemente wie Linien, Punkte oder Spuren eines Pinselstieles, formen einen vom Motiv unabhängigen Raum und Rhythmus. Sie verfügen über eine autonome physische Präsenz wie einen eigenen Schatten und eine haptisch erfahrbare Oberfläche, wohingegen das Figürliche den Blick mit etwas anderem konfrontiert. Das angedeutete Motiv generiert ein Element der Vergänglichkeit, das sich in seinem Verblassen und Verschwinden zeigt.

So verhandelt Hans Schultes Malerei nicht zuletzt das Begehren nach dem Grund des Bildes, das als Projektionsfläche ebenso faszinierend wie unerreichbar bleiben muß, jedoch der malerischen Imagination als Agens dient.

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