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Hans Weigands künstlerische Strategie beruht darauf, banale Alltagsphänomene und als durchschnittlich verstandene Lebensweisen aufzugreifen und deren Formensprache humorvoll zu manipulieren und weiterzubearbeiten. Aus der Welt des Pop kommend ist sein Umgang mit den Codes der Alltagsshow zugleich reflektiert und unterhaltend. Die jeweils verwendete künstlerische Technik spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle, denn verknüpft werden Fotografie und Malerei mit Video, Musik, Performance oder Literatur, und ständig kommen neue Experimentierfelder hinzu.

Ausgangspunkte der Ausstellung "Cotton 2001" sind, stellvertretend für die Utopien der 60er Jahre, die deutsche Groschenromanreihe "Jerry Cotton" und Stanley Kubricks zum Filmklassiker gewordene Evolutionsstory "2001 - Odysee im Weltraum".

Für die Secession hat Hans Weigand eine raumfüllende Installation geschaffen. Sie besteht aus zwei Baukörpern - einem Quader und einer Röhre, die begehbar und über eine Brücke miteinander verbunden sind. Innerhalb dieses Ensembles präsentiert Hans Weigand die speziell für diese Ausstellung geschaffenen Arbeiten. Auf der Außenfassade des Quaders, dem "Jerry Cotton-Haus", wird ein vom Künstler produzierter und am Computer weiterbearbeiteter Fotoroman affichiert. Erzählt wird die Geschichte einer Frau, die ihren verstorbenen Vater rächt, den Cotton ins Gefängnis gebracht hat. Die Story ist im Künstlermilieu angesiedelt und pendelt zwischen Deutschland, Österreich, Mexiko und den USA, wo auch die aufwendigen Shootings stattgefunden haben. Den Fotoroman begleiten im Inneren des Hauses dazugehörige Videosequenzen, sowie Malerei und Objekte.

Der zweite Körper, der in seiner Materialästhetik und Formensprache eine Referenz auf "2001 - Odysee im Weltraum" und andere Science Fiction-Filme der 60er Jahre ist, lässt sich auf einem schwebenden Steg durchlaufen. Im Innenraum werden Arbeiten Hans Weigands zum Themenkreis "Utopien" gezeigt. In ihrer, die Wahrnehmungsgewohnheiten überfordernden, Häufung assoziieren und persiflieren sie bewusst die Ästhetik sogenannter Erlebnisausstellungen.

Seit 1956 erscheinen die "Jerry Cotton"-Groschenromane wöchentlich, bis heute liegen ca. 2500 Ausgaben vor. Als Vorlage dienen Agenten wie James Bond und Detektivgeschichten von Autoren wie Raymond Chandler und Dashiel Hammet. Das Nachkriegsdeutschland schuf sich mit den "Jerry Cotton"-Geschichten sein eigenes Amerika: ein Land der Möglichkeiten, das Raum bietet für Freiheit, Reichtum und Abenteuer. Diese Utopie der neuen grenzüberschreitenden Erfahrungen und Eroberungen bestimmt in der Verschmelzung mit aufregenden technologischen Erfindungen auch die Zukunftsvorstellungen vom Leben im Weltraum. Ähnlich wie George Orwells "1984" transportiert "2001" ganz bestimmte ästhetische und gesellschaftliche Erwartungen, die im Film beispielsweise die verschwimmenden Grenzen zwischen Mensch und Maschine und den emotional verkümmerten Menschen beinhalten.

In seinen Überarbeitungen und Neubearbeitungen der Geschichten, in seinen Montagen und Collagen untersucht Hans Weigand, ob und wenn ja wie weit die Zukunftsvisionen der 60er Jahre von den gegenwärtigen gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen entfernt liegen.

PRODUKTION "Cotton 2001" Fotos: Stefan Bidner, Thomas Feuerstein, Marko Lulic, Ina-Maria Rittmeyr, Elfie Semotan, Hans Weigand; DarstellerInnen: Stefan Bidner, Lizzie Bougatsos, Colin DeLand, Bernhard Fruehwirth, Uli Fuchs, Irmelin Hoffer, Norbert Klammer, Terrance Leech, Reinald Nohal, Roberto Ohrt, Raymond Pettibon, Kembra Pfahler, Alexandra Seibel, Franz Steinmeier, Lothar Tirala, Mike Watt, Nina Wedl, Michel Würthle, Raul Zamora.

PUBLIKATION Zur Ausstellung erscheint ein 8-seitiger Folder mit dem Auszug eines Interviews von Christian Höller mit Hans Weigand. Im Rahmen der Ausstellung wird Hans Weigand an einem Künstlerbuch in limitierter Auflage arbeiten.

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