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PROGRAMM

Montag 8.10., 19 Uhr, Haus der Universität
Gesprächsrunde zu Harald Szeemann
Mit Ingeborg Lüscher, Philipp Kaiser und Claudia Dichter

Samstag, 13.10., 15 Uhr, Kom(m)ödchen
Vortrag Glenn Phillips (Kurator Getty Research Institute): „Pioneers Like Us“

AUSSTELLUNG

Harald Szeemann. Museum der Obsessionen
&
Harald Szeemann. Grossvater: Ein Pionier wie wir

13.10.2018 bis 20.01.2019
Eröffnung: 12.10. 2018 19:00 Uhr

Zwei Aus­stel­lun­gen über ei­nen Aus­stel­lungs­ma­cher sind au­ßer­ge­wöhn­lich und so ex­tra­va­gant wie ihr The­ma, die Le­gen­de Ha­rald Szee­mann. Der Schwei­zer rea­li­sier­te ex­pe­ri­men­tel­le Aus­stel­lun­gen, die da­ma­li­ge Kon­ven­tio­nen spreng­ten. Da­durch und durch sein ei­gen­sin­ni­ges Selbst­ver­ständ­nis als Aus­stel­lungs­ma­cher, wie auch durch die Art und Wei­se, mit Künst­le­rin­nen und Künst­lern zu ar­bei­ten, hat er das Ver­ständ­nis der ku­ra­to­ri­schen Tä­tig­keit nach­hal­tig ver­än­dert.

Die um­fas­sen­de Aus­stel­lung gibt ei­nen Ein­blick in das Le­ben und Wir­ken von Ha­rald Szee­mann und zeigt die Kom­ple­xi­tät sei­ner The­men, In­ter­es­sen und Ent­wick­lun­gen an­hand von Ar­chiv­do­ku­men­ten, aber auch von Kunst­wer­ken und Fil­men.

Ha­rald Szee­mann wur­de 1933 in Bern ge­bo­ren. Wäh­rend sei­ner Tä­tig­keit als Lei­ter der dor­ti­gen Kunst­hal­le von 1961 bis 1969 und da­nach als frei­er Ku­ra­tor in sei­ner „Agen­tur für geis­ti­ge Gast­ar­beit“ in Tegna im Tes­sin fern al­ler in­sti­tu­tio­nel­len Zwän­ge ku­ra­tier­te er bis zu sei­nem Tod im Jah­re 2005 rund 200 Aus­stel­lun­gen. In der Fabbri­ca Ro­sa in Mag­gia hat­te er sein Bü­ro; hier ar­chi­vier­te er auf 2.​700 m² sei­ne Ar­beits- und Re­cher­che­ma­te­ria­li­en für sei­ne re­vo­lu­tio­nä­ren Pro­jek­te, denn ne­ben dem Ku­ra­tie­ren ge­hör­ten das Sam­meln und Do­ku­men­tie­ren zu sei­nen Lei­den­schaf­ten.

2011 er­warb das Get­ty Re­se­arch In­sti­tu­te in Los An­ge­les den ge­wal­ti­gen Nach­lass des Aus­stel­lungs­ma­chers und ob­ses­si­ven Samm­lers. Die sie­ben­jäh­ri­ge Be­ar­bei­tung der Szee­mann-Samm­lung durch ein mehr­köp­fi­ges Team, das sich den 600 Re­gal­me­tern he­te­ro­ge­ner Ma­te­ria­li­en aus sei­nem Pri­vat­haus wid­me­te, brach­te nicht nur neue Fra­gen zur Ge­schich­te des Ku­ra­tie­rens und zur Rol­le des Ku­ra­tors auf den Plan. Die Er­for­schung des Nach­las­ses fiel zu­dem in ei­nen Zeit­raum, in dem die Di­gi­ta­li­sie­rung von Ar­chi­va­li­en der 1968er-Be­we­gung die kunst­his­to­ri­sche Er­zäh­lung und Kon­textua­li­sie­rung von meist ver­gäng­li­chen Hin­ter­las­sen­schaf­ten ra­di­ka­ler Künst­le­ruto­pi­en dring­lich mach­te.

Die seit 1955 in Kas­sel statt­fin­den­de „do­cu­men­ta“ wur­de schnell le­gen­där und zur Welt­kunst­aus­stel­lung. Doch erst seit 1972, als Ha­rald Szee­mann die „do­cu­men­ta 5“ or­ga­ni­sier­te, um­weht sie ein My­thos. Szee­mann zählt zu den be­deu­tends­ten Aus­stel­lungs­ma­chern der Ge­gen­wart und wird für sei­ne weg­wei­sen­den Aus­stel­lun­gen ge­fei­ert. Dies gilt ins­be­son­de­re für die Aus­stel­lun­gen von 1961 bis 1969, die er als Di­rek­tor der Kunst­hal­le Bern ku­ra­tier­te, wie „Li­ve in Your Head: When At­ti­tu­des Be­co­me Form” (1969), wie eben auch für die „do­cu­men­ta 5“ im Jahr 1972 in Kas­sel und für zahl­rei­che an­de­re, wie z.B. „Jung­ge­sel­len­ma­schi­nen“ (1975) oder „Hang zum Ge­samt­kunst­werk“ (1983).

Um ei­nem gro­ßem Pu­bli­kum zum ers­ten Mal das Schaf­fen des Ku­ra­tors vor­zu­stel­len, zeig­te das Get­ty Re­se­arch In­sti­tu­te im Fe­bru­ar 2018 zwei mit­ein­an­der ver­bun­de­ne Aus­stel­lun­gen in Los An­ge­les: „Ha­rald Szee­mann: Mu­se­um der Ob­ses­sio­nen“ und die Re-In­sze­nie­rung der Ber­ner Woh­nungs­aus­stel­lung „Gross­va­ter: Ein Pio­nier wie wir“ (1974), ei­ne der per­sön­lichs­ten, aber auch ra­di­kals­ten Aus­stel­lun­gen von Szee­mann. Nach der „do­cu­men­ta 5“ wid­me­te sich Szee­mann in der Gross­va­ter-Aus­stel­lung (1974) sei­nem Groß­va­ter Eti­en­ne Szee­mann (1873-1971), der Pio­nier­leis­tun­gen in der Fri­sör­bran­che voll­brach­te. Die fas­zi­nie­ren­de Aus­stel­lung in­sze­nier­te Ha­rald Szee­mann da­mals in sei­ner Ber­ner Woh­nung. Die­se Aus­stel­lung mit ei­ner un­glaub­li­chen Men­ge ori­gi­na­ler Ob­jek­te wird in Bern vom 9. Ju­ni bis zum 2. Sep­tem­ber 2018 am glei­chen Ort wie­der ge­zeigt, wäh­rend die Kunst­hal­le Bern im sel­ben Zeit­raum die Schau „Mu­se­um der Ob­ses­sio­nen“ prä­sen­tiert.

Mit die­sen bei­den, in der Kunst­hal­le Düs­sel­dorf dann erst­ma­lig zu­sam­men prä­sen­tier­ten Aus­stel­lun­gen wird zum ers­ten Mal ein 13. OK­TO­BER 2018 – 20. JA­NU­AR 2019

HA­RALD SZEE­MANN. MU­SE­UM DER OB­SES­SIO­NEN HA­RALD SZEE­MANN. GROSS­VA­TER: EIN PIO­NIER WIE WIR

Zwei Aus­stel­lun­gen über ei­nen Aus­stel­lungs­ma­cher sind au­ßer­ge­wöhn­lich und so ex­tra­va­gant wie ihr The­ma, die Le­gen­de Ha­rald Szee­mann. Der Schwei­zer rea­li­sier­te ex­pe­ri­men­tel­le Aus­stel­lun­gen, die da­ma­li­ge Kon­ven­tio­nen spreng­ten. Da­durch und durch sein ei­gen­sin­ni­ges Selbst­ver­ständ­nis als Aus­stel­lungs­ma­cher, wie auch durch die Art und Wei­se, mit Künst­le­rin­nen und Künst­lern zu ar­bei­ten, hat er das Ver­ständ­nis der ku­ra­to­ri­schen Tä­tig­keit nach­hal­tig ver­än­dert.

Die um­fas­sen­de Aus­stel­lung gibt ei­nen Ein­blick in das Le­ben und Wir­ken von Ha­rald Szee­mann und zeigt die Kom­ple­xi­tät sei­ner The­men, In­ter­es­sen und Ent­wick­lun­gen an­hand von Ar­chiv­do­ku­men­ten, aber auch von Kunst­wer­ken und Fil­men.

Ha­rald Szee­mann wur­de 1933 in Bern ge­bo­ren. Wäh­rend sei­ner Tä­tig­keit als Lei­ter der dor­ti­gen Kunst­hal­le von 1961 bis 1969 und da­nach als frei­er Ku­ra­tor in sei­ner „Agen­tur für geis­ti­ge Gast­ar­beit“ in Tegna im Tes­sin fern al­ler in­sti­tu­tio­nel­len Zwän­ge ku­ra­tier­te er bis zu sei­nem Tod im Jah­re 2005 rund 200 Aus­stel­lun­gen. In der Fabbri­ca Ro­sa in Mag­gia hat­te er sein Bü­ro; hier ar­chi­vier­te er auf 2.​700 m² sei­ne Ar­beits- und Re­cher­che­ma­te­ria­li­en für sei­ne re­vo­lu­tio­nä­ren Pro­jek­te, denn ne­ben dem Ku­ra­tie­ren ge­hör­ten das Sam­meln und Do­ku­men­tie­ren zu sei­nen Lei­den­schaf­ten.

2011 er­warb das Get­ty Re­se­arch In­sti­tu­te in Los An­ge­les den ge­wal­ti­gen Nach­lass des Aus­stel­lungs­ma­chers und ob­ses­si­ven Samm­lers. Die sie­ben­jäh­ri­ge Be­ar­bei­tung der Szee­mann-Samm­lung durch ein mehr­köp­fi­ges Team, das sich den 600 Re­gal­me­tern he­te­ro­ge­ner Ma­te­ria­li­en aus sei­nem Pri­vat­haus wid­me­te, brach­te nicht nur neue Fra­gen zur Ge­schich­te des Ku­ra­tie­rens und zur Rol­le des Ku­ra­tors auf den Plan. Die Er­for­schung des Nach­las­ses fiel zu­dem in ei­nen Zeit­raum, in dem die Di­gi­ta­li­sie­rung von Ar­chi­va­li­en der 1968er-Be­we­gung die kunst­his­to­ri­sche Er­zäh­lung und Kon­textua­li­sie­rung von meist ver­gäng­li­chen Hin­ter­las­sen­schaf­ten ra­di­ka­ler Künst­le­ruto­pi­en dring­lich mach­te.

Die seit 1955 in Kas­sel statt­fin­den­de „do­cu­men­ta“ wur­de schnell le­gen­där und zur Welt­kunst­aus­stel­lung. Doch erst seit 1972, als Ha­rald Szee­mann die „do­cu­men­ta 5“ or­ga­ni­sier­te, um­weht sie ein My­thos. Szee­mann zählt zu den be­deu­tends­ten Aus­stel­lungs­ma­chern der Ge­gen­wart und wird für sei­ne weg­wei­sen­den Aus­stel­lun­gen ge­fei­ert. Dies gilt ins­be­son­de­re für die Aus­stel­lun­gen von 1961 bis 1969, die er als Di­rek­tor der Kunst­hal­le Bern ku­ra­tier­te, wie „Li­ve in Your Head: When At­ti­tu­des Be­co­me Form” (1969), wie eben auch für die „do­cu­men­ta 5“ im Jahr 1972 in Kas­sel und für zahl­rei­che an­de­re, wie z.B. „Jung­ge­sel­len­ma­schi­nen“ (1975) oder „Hang zum Ge­samt­kunst­werk“ (1983).

Um ei­nem gro­ßem Pu­bli­kum zum ers­ten Mal das Schaf­fen des Ku­ra­tors vor­zu­stel­len, zeig­te das Get­ty Re­se­arch In­sti­tu­te im Fe­bru­ar 2018 zwei mit­ein­an­der ver­bun­de­ne Aus­stel­lun­gen in Los An­ge­les: „Ha­rald Szee­mann: Mu­se­um der Ob­ses­sio­nen“ und die Re-In­sze­nie­rung der Ber­ner Woh­nungs­aus­stel­lung „Gross­va­ter: Ein Pio­nier wie wir“ (1974), ei­ne der per­sön­lichs­ten, aber auch ra­di­kals­ten Aus­stel­lun­gen von Szee­mann. Nach der „do­cu­men­ta 5“ wid­me­te sich Szee­mann in der Gross­va­ter-Aus­stel­lung (1974) sei­nem Groß­va­ter Eti­en­ne Szee­mann (1873-1971), der Pio­nier­leis­tun­gen in der Fri­sör­bran­che voll­brach­te. Die fas­zi­nie­ren­de Aus­stel­lung in­sze­nier­te Ha­rald Szee­mann da­mals in sei­ner Ber­ner Woh­nung. Die­se Aus­stel­lung mit ei­ner un­glaub­li­chen Men­ge ori­gi­na­ler Ob­jek­te wird in Bern vom 9. Ju­ni bis zum 2. Sep­tem­ber 2018 am glei­chen Ort wie­der ge­zeigt, wäh­rend die Kunst­hal­le Bern im sel­ben Zeit­raum die Schau „Mu­se­um der Ob­ses­sio­nen“ prä­sen­tiert.

Mit die­sen bei­den, in der Kunst­hal­le Düs­sel­dorf dann erst­ma­lig zu­sam­men prä­sen­tier­ten Aus­stel­lun­gen wird zum ers­ten Mal ein fa­cet­ten­rei­cher Ein­blick in das Uni­ver­sum von Ha­rald Szee­mann er­mög­licht. Die Wan­der­aus­stel­lung wird nach der Kunst­hal­le Düs­sel­dorf ab­schlie­ßend im Cas­tel­lo di Ri­vo­li bei Tu­rin und im Swiss In­sti­tu­te in New York prä­sen­tiert.

Ku­ra­tiert wird die Aus­stel­lung von
Glenn Phil­lips und Phil­ipp Kai­ser mit Do­ris Chon und Pie­tro Ri­go­lo in Düs­sel­dorf in Zu­sam­men­ar­beit mit Gre­gor Jan­sen. Der Aus­stel­lungs­ka­ta­log ist beim Schwei­zer Ver­lag Schei­degger & Spiess er­schie­nen (Aus­stel­lungs­preis Kunst­hal­le Düs­sel­dorf: 48 Eu­ro).