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Konzept

Berlin ist rau und schmutzig, stößt immer wieder an seine Grenzen und zelebriert doch einen Glamour, der wenig mit dem zu tun hat, was allgemein unter dem Begriff verstanden wird. Auf flüchtige, verschwitzte Art, lässt man hier immer wieder von neuem die totgeträumten Klischees vom New York der sechziger Jahre mit billigen Mitteln auferstehen, so lange bis die echten New Yorker dazu stoßen. Schließlich weiß keiner mehr, wer eigentlich wen imitiert und alle zusammen glauben ein wenig an das Trugbild der vermeintlichen Weltstadt, wie sie in den Magazinen erscheint, bis sie wieder nüchtern sind.

In seltenen, reflektierten Momenten kann es jedoch passieren, dass der Neuberliner Glamour, der hardcore ist weil ihm nichts anderes übrig bleibt, sich als Überlebensstrategie derer offenbart, die sich dem Malstrom aus knallhartem Provinzialismus und kosmopolitischem Daydreaming versuchen zu entziehen, dabei aber nicht vergessen, dass sie ihm nicht gänzlich entkommen können. Diese Strategie ist ein Balanceakt zwischen bewusster Kritik und weniger bewusst sein wollender Celebration von dem was nun mal da ist und von dem was da sein könnte.

Mit HARDCORE GLAMOUR versuchen Niels Betori Diehl und Barbara Prokop anhand einer Verbindung von künstlerischer Praxis und performativer kuratorischer Arbeit dieses „Feeling“ zu fassen. Mithilfe unterschiedlicher, individueller Positionen soll ein facettenreiches Statement zu Berlin ausgearbeitet, Vergangenes und Gegenwärtiges neu betrachtet werden, damit neue Möglichkeiten imaginiert werden können.

Das thematisch und emotional stark an Berlin gebundene Kunstprojekt entsteht in Zusammenarbeit mit Ivan Boskovic, Friederike Hamann, Moritz Hirsch, Heinz Peter Knes, Malte Lochstedt, Christian Meier, Angie Reed, Sabine Rein, Pola Sieverding, Ulrich Urban, Christine Woditschka und Rommelo Yu, alle bewusst in Berlin lebende und arbeitende Künstler.

Man könnte HARDCORE GLAMOUR als eine Reportage aus den Mischbereichen globaler Subkulturen und lokalem Mainstream betrachten, deren ästhetische Ausformulierung eines gewissen glamourösen Blicks und verschiedener, oft mimetischer und appropriativer Strategien bedarf. Mehrdeutigkeiten und Gegensätzlichkeiten, die innerhalb der Arbeiten und Performances oder aus deren Zusammenspiel und Dialog entstehen, legen das politische Moment des Projekts offen, das eher vom Aufwerfen von Fragen als vom Liefern von Antworten lebt.

So versteht sich HARDCORE GLAMOUR einerseits als Gegenvorschlag zu Brachialität und Manierismen marktkonformer, bürotauglicher und “schlauer” Kunst-Erzeugnisse aus dem Zeitalter des Booms. Andererseits stellt es eine vorherrschende simplifizierende linkskonservative Logik des Boykotts in Frage, die politische Äußerungen auf Entweder/Oder-Muster begrenzt und eine strikte Trennlinie zwischen intellektuell Wertvollem und Wertlosem zieht.

In diesem Sinne stellt HARDCORE GLAMOUR eine militante Art dar, sexy zu sein.

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HARDCORE GLAMOUR
Ein Projekt von Niels Betori Diehl und Barbara K. Prokop

Künstler: Niels Betori Diehl, Ivan Boskovic, Friederike Hamann, Moritz Hirsch, Heinz Peter Knes, Malte Lochstedt, Christian Meier, Barbara K. Prokop, Angie Reed, Sabine Rein, Pola Sieverding, Ulrich Urban, Christine Woditschka, Rommelo Yu