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Allein schon die Ausstellungsgeschichte der drei und die internationalen Auszeichnungen machen sie zu Künstlern von europäischem Rang. Europäisch orientiert waren sie auch in einem weiteren Sinne. Nicht nur dass sie eine eigene Antwort auf die Kunst des »Abstrakten Expressionismus« schufen, sondern sie stellen selbstbewusst ihre Position neben die der amerikanischen Kollegen. Pfahler, der bei der Vermittlung internationaler Kontakte die treibende Kraft war, stand mit den Briten William Turnbull und Robyn Denny in Kontakt, aus denen sich weitere Verbindungen zu Phillip King oder zu maßgeblichen Kunstkritikern wie Lawrence Alloway ergaben. Die Resonanz, die sie im angelsächsischen Raum erhielten, spiegelt sich in der Feststellung von Edward F. Fry, dem damaligen Leiter des New Yorker Guggenheim Museums, wider, der 1968 feststellte, dass Thomas Lenk »zur Zeit der eigenständigste und wichtigste unter den deutschen Bildhauern sei«.

Hatte Pfahler schon seit Ende der 1950er Jahre den Austausch mit Kollegen aus Großbritannien, Belgien und Italien erreicht, gelingt es Arnold Rüdlinger 1965 in der Ausstellung »Signale«, Pfahler mit den amerikanischen Positionen von Al Held, Ellsworth Kelly und Kenneth Noland sowie den europäischen Konzepten von John Plumb und William Turnbull zu konfrontieren.

Die Internationalität dokumentieren die heute legendären Ausstellungen, »Internationale Malerei 1960–61« in Wolframs-Eschenbach und »Absolute Farbe« 1963 in Trier. Am eindrucksvollsten offenbart dies die Ausstellung »Formen der Farbe« von 1967, die in der Kunsthalle Bern, dem Stedelijk Museum in Amsterdam und dem Stuttgarter Kunstverein stattfand. Die Teilnehmerliste liest sich heute wie ein »Who is Who« der Kunst dieser Zeit. In internationaler Konkurrenz bewiesen sie ihren hohen Rang, indem Erich Hauser beispielsweise den angesehenen Preis für Skulptur 1969 auf der X. Kunstbiennale in Sáo Paulo gewann. Hauser setzte mit seinen hier erstmals gezeigten Säulenwänden neue Akzente in der Stahlplastik, die weltweit für Furore sorgten.

Fast gleichzeitig vertraten Thomas Lenk und Georg Karl Pfahler Deutschland 1970 auf der Biennale in Venedig, zusammen mit Heinz Mack und Günther Uecker. Mit seinen »Schichtungen« hat Lenk seit 1964 ein neues bildhauerisches Konzept entwickelt, das sich ganz der Problematik des Raumes zuwendet. Seine »Schichtungen«, oft in Verbindung mit Störungen durch Leuchtfarben, schaffen neue Sichtweisen, indem eine Verbindung zwischen Fläche, Körper und Raum durch illusionistische Wahrnehmung hergestellt wird. Die Diskrepanz von optisch wahrgenommener und durch Umschreiten festgestellter Räumlichkeit führt zu einer veränderten Wahrnehmung des Raumes. Diese Werke, die parallel mit den neuen Konzepten von Donald Judd, William Turnbull und Phillip King entstanden, repräsentieren genuin europäische Lösungen raumplastischen Verständnisses.

Das plastische Problem, dem sich Lenk zuwendet, ist für Pfahler ein farbräumliches. Den auf der Biennale ausgestellten Farb-Raum-Objekten geht die intensive Beschäftigung mit der Raumwirkung von Farbe voraus. An die das »Informel« überwindenden »formativen« Werke schlossen sich Bilder an, in denen sich die malerischen Strukturen zu scharf konturierten Farbflächen verdichten. Die homogenen Farbflächen treten dem Betrachter autark, vom weißen Bildgrund losgelöst, entgegen. Der Betrachter behält als einzigen räumlichen Bezugspunkt sein visuelles Empfinden. Pfahler zählt mit dieser Konzeption zu den Künstlern, von denen entscheidende internationale Impulse ausgingen.

Mit seinen Aufsehen erregenden Plastiken erreichte Erich Hauser Gleiches. Im Gegensatz zum Amerikaner David Smith will Hauser nicht Kuben oder lächen nebeneinander reihen. »Wie Haut umspannt der Stahl die Wölbungen, Einbuchtungen, im Aus- und Eingreifen von Flächen, Röhren, Wänden die Volumina, gibt ihnen ihre eigene Dynamik und Unruhe. Es sind energetische räumliche Ausspannungen von großer Kraftentfaltung« (Rolf-Gunter Dienst). Bewusst setzt der Bildhauer seine Formen gegen die Natur, um damit die Möglichkeit zu eröffnen, die Natur wiederum neu zu sehen und zu erleben.

Die prägende Wirkung, die Hauser, Lenk und Pfahler hinterließen, ist in ihren Werken spürbar. Sie haben an Aktualität nichts eingebüßt und fordern auch heute noch den Betrachter zur Auseinandersetzung heraus. Gleichzeitig sind sie uns doch schon so vertraut, dass sie sich nicht mehr aus unserem »musée imaginaire« entfernen lassen.

Pressetext

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Erich Hauser, Thomas Lenk, Georg Karl Pfahler
Europäische Avantgarde der 1960er Jahre