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Die Werke des 1958 in Mauthen geborenen Künstlers sind von einer emotionslosen und formal wie ästhetisch extrem reduzierten Ökonomie gekennzeichnet. Was sich bisweilen unkünstlerisch, beiläufig lakonisch und sehr oft spröde präsentiert, sind in Wirklichkeit analytisch durchdachte, sehr präzise Eingriffe in das Kontextsystem Kunst. Mit einem ungewöhnlich breiten Spektrum an Ausdrucksformen (Zeichnung, Malerei, Skulptur, raumbezogene Installation, Video und Photographie) reflektiert Zobernig die äußeren und inneren Rahmenbedingungen, das Wesen der Kunst selbst. Hierbei beruft er sich auf die Tradition der geometrischen Abstraktion, aber auch auf die Moderne selbst, die er kompromißlos hinterfragt und ironisiert.

Die Ausstellung in der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig gruppiert sich inhaltlich um das Thema der Präsentation bzw. der „Ausstellung als Kunst“. In den Räumen des Obergeschosses sind Installationen zu sehen, die einzelne Aspekte des Display-Gedankens thematisieren. Für die ersten drei Räumen wurde je ein Möbelstück (Stuhl, Tisch, Regal) entworfen, das sowohl als autonome Skulptur, als Funktionsgegenstand, oder als Präsentationsmobiliar gesehen werden kann. Mit einem jutebespannten, halb durchsichtigen oktogonalen Raumkörper wird dem LAB II eine temporäre Architektur eingeschrieben, deren „natürliche“ Materialität (Holz/Jute) im spannungsreichen Kontrast zur streng-technoiden Metallgitterdecke steht.

Den „Betrachter als Betrachtender“ thematisieren die beiden nächsten Räume. Eine von hinten hellerleuchtete Wand aus transparentem weißen Stoff zerteilt den Ausstellungsraum und läßt ihn zu einer Art Passage in den nächsten Raum werden. Der realen Wand tritt eine „immaterielle“ gegenüber, der Betrachter wird zum Bestandteil der lichtdurchfluteten, leeren Kulisse. Im nächsten Raum, der gänzlich mit Schalldämmplatten verkleidet wurde, ist man der normalen, in den anderen Räumen vorherrschenden Akustik beraubt. Die silbrig-graue geometrische Oberfläche der Lärmschutzplatten ergibt mit dem Blick aus dem Fenster auf die „reale“ Welt einen spannungsvollen Kontrast. Im letzten Ausstellungsraum wird mit einer Blue-Box des UTV-Studios von Hans Christian Dany und Stephan Dillemuth ein von Zobernig gestaltetes Modellstudio präsentiert. UTV ist das Modell eines sich selbst finanzierenden lokalen Fernsehsenders, der als Alternative zu den Mainstream-Fernsehprogrammen konzipiert ist. Die kulissenhaften Wirkung des Studios und seine gleichzeitig potentielle Benutzbarkeit lassen den Betrachter seine ambivalente Rolle sowohl als Zuschauer wie auch als möglicher Mitwirkender begreifen.

Katalog: Heimo Zobernig: "Kunst und Text "

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Heimo Zobernig
Kurator: Jan Winkelmann