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Die Herbstausstellung der RLB Kunstbrücke widmet sich dem Fotografen Heinrich Kühn. Er war ein führender österreichischer Vertreter der malerischen Fotografie um die Jahrhundertwende. Die Ausstellung Heinrich Kühn (1866–1944). Photographie als Kunst zeigt in konzentrierter Form Hauptwerke dieses Künstlers, betont seine Verbindungen zu Tirol und bietet die Möglichkeit, noch nie gezeigte Bilder Kühns zu entdecken.

Vor zwei Jahren widmete die Albertina in Wien dem Künstler die bisher umfassendste Schau Heinrich Kühn. Die vollkommene Fotografie. Diese wurde von Dr. Monika Faber in Zusammenarbeit mit Dr. Astrid Mahler kuratiert. Anschließend war die Ausstellung im Musee d’Orsay in Paris und im Museum of Fine Arts in Houston zu sehen. Heuer im Sommer folgte eine ebenfalls von Dr. Faber zusammengestellte Präsentation im Privatmuseum von Ronald S. Lauder, der Neuen Galerie in New York. Mit dem Titel Heinrich Kuehn and his American Circle: Alfred Stieglitz and Edward Steichen stellte sie die Verbindungen und den Austausch Kühns mit den wichtigsten US-amerikanischen Vertretern der Kunstfotografie seiner Zeit in den Mittelpunkt.

1978 kuratierte Prof. Peter Weiermair die erste Personale von Heinrich Kühn in der Galerie im Taxispalais in Innsbruck. Seitdem waren zwar einzelne Werke Kühns im Zusammenhang mit thematisch orientierten Ausstellungen immer wieder im Tiroler Raum präsent, aber mit Ausnahme des Engagements der Galerie Maier wurde diesem führenden Protagonisten der frühen Fotografie in Tirol keine Schau mehr gewidmet. Die Ausstellung in der RLB Kunstbrücke schließt diese Lücke und ruft die Bedeutung von Heinrich Kühn in seiner Wahlheimat Tirol wieder in Erinnerung. Die Präsentation wird von Prof. Peter Weiermair, einem profunden Kühn-Kenner, in Zusammenarbeit mit der künstlerischen Leiterin der RLB Kunstbrücke, Mag. Silvia Höller, kuratiert.

Zu Heinrich Kühn (1866 Dresden–1944 Birgitz) Heinrich Kühn gehörte zu jenen Fotografen am Ende des 19. Jahrhunderts, welche sich bewusst von der kommerziellen und dokumentarischen Fotografie absetzten. Das anspruchsvolle Ziel dieser so genannten Amateurfotografen war, das Medium als Kunstform zu etablieren. Das fotografische Stimmungslichtbild sollte in seiner Wirkung einem Gemälde oder einer Zeichnung nahekommen.

Heinrich Kühn stammte aus einer wohlhabenden Dresdner Kaufmannsfamilie. Im Alter von 22 Jahren kam er nach Tirol und ließ sich zunächst in Innsbruck, später in Birgitz nieder. Neben Hugo Henneberg und Hans Watzek wurde er zum führenden österreichischen Vertreter der malerischen Fotografie, auch Piktorialismus genannt. Diese erste internationale Bewegung der Kunstfotografie erreichte ihren Höhepunkt zwischen 1900 und dem Ersten Weltkrieg.

Der Wahltiroler war international bestens vernetzt, wie seine Bekanntschaft mit Edward Steichen und vor allem seine über 30 Jahre anhaltende Freundschaft zu Alfred Stieglitz zeigen. Er pflegte aber auch Kontakte zu wichtigen Figuren der Wiener Moderne wie Gustav Klimt, Carl Moll oder Koloman Moser. Neben seinen Leistungen als außerordentlicher Fotograf war er zeit seines Lebens als Fachautor sehr aktiv, widmete sich der Weiterentwicklung von verschiedenen Druckverfahren und Kameras und gilt als Erfinder zahlreicher Patente.

Zur Ausstellung Mit insgesamt 67 Werken präsentiert die Ausstellung in der RLB Kunstbrücke zentrale Lichtbilder von Heinrich Kühn und dokumentiert mit einigen, zum ersten Mal gezeigten Arbeiten dessen vielschichtigen Bezug zu seiner Wahlheimat Tirol. Die Schau orientiert sich in der Gliederung an seinen künstlerischen Themenkreisen: Landschaften, Porträts, Kinderbildnisse, Akte, Figuren in der Landschaft und Stillleben.

In Anlehnung an die bildende Kunst waren vor 1900 stimmungsvolle Landschaftsimpressionen sein Hauptmotiv. Nach der Jahrhundertwende widmete er sich mit Vorliebe dem Porträt und figurenbezogenen Landschaftsdarstellungen. Ab 1906 unterhielt er für einige Jahre zwei Atelierstudios in seiner Innsbrucker Saggen-Villa, wo er Vertreter der Innsbrucker Gesellschaft und der Tiroler Kunstszene porträtierte.

Ab 1904 setzte er sich verstärkt mit seinen vier Kindern als Motivstudie auseinander: Walther, Edeltrude, Hans und Charlotte, genannt Lotte. Sie wurden zu seinem bevorzugten Bildsujet, das er über Jahre hinweg immer wieder neu variierte. Nach dem frühen Tod seiner Frau Emma (Tochter des Innsbrucker Cafétiers Gustav Katzung) im Jahr 1905 wurde das englische Kindermädchen Mary Warner zum beliebten Modell. In der Zeit um den Ersten Weltkrieg gewann das Stillleben mit einfachen alltäglichen Gegenständen an Bedeutung.

Zur Ausstellung erscheint der gleichnamige Katalog mit Textbeiträgen von Silvia Höller und Peter Weiermair (96 Seiten, mit Abbildungen aller ausgestellten Werke).

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Heinrich Kühn (1866-1944)
Photographie als Kunst
Kuratoren: Peter Weiermair, Silvia Höller