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"Thema dieser Ausstellung in der Galerie im Taxispalais sind die Beziehungen zwischen Text, Farbe und Raum. Texte bestehen aus Begriffen und Schrift. Begriffe sind Vorstellungen in unserem Bewusstsein. Die Schrift ist ein Konstrukt aus geraden und gekurvten Linien. Sie ruft beim Betrachter, der die Sprache beherrscht und lesen kann, bestimmte Bewusstseinsinhalte hervor. Aber diese stimmen nicht genau und unverwechselbar mit dem Gegenstand überein, auf den sie sich beziehen. Der Begriff "Baum" z.B. umfasst alle Bäume, die es gibt, gab und geben wird, mit ihm kann eine Pappel gemeint sein, eine Tanne, ein Ahorn oder sonst irgendein Baum. Begriffe sind etwas Gedachtes. Um gedachte Farben geht es in dieser Ausstellung, aber auch um den Unterschied zwischen Gegenständen sinnlicher Wahrnehmung und Denkbildern und um das Phänomen der Schrift. Farben sind etwas Ungreifbares. Sie verändern sich durch ihre Umgebung. Ohne Licht gibt es keine Farbe. Niemand wird eine Kugel mit einem Kubus verwechseln. Bei Farbfehlsichtigkeit aber mangelt es an intersubjektiver Übereinstimmung in der Beurteilung von Farbtönen."

Heinz Gappmayr hat zum Thema "Farben" für die Galerie im Taxispalais ein eigenes Konzept entwickelt, das für jeden einzelnen der fünf Räume der Galerie eine oder mehrere Arbeiten vorsieht. Gappmayr eröffnet in der Galerie einen Denk- und Wahrnehmungsraum über Farben: Er führt Farben als sinnlich-visuelles Erlebnis vor und zugleich Farben als Begriff, als Text, als geschriebenes Wort.

Eine Farbbezeichnung wie z.B. "rot" wird von Gappmayr in unterschiedliche sich gegenseitig informierende Zusammenhänge gesetzt: materielle, räumliche wie auch (fremd-)sprachliche, die virtuell unzählige Möglichkeiten und mit diesen verbundene Vorstellungen enthalten und hervorrufen, die mit dem Wort und der Farbe "rot" verknüpft sind.

Die Auseinandersetzung Heinz Gappmayrs mit "Farben" bedeutet in der Konsequenz seines konzeptuellen Ansatzes immer auch die Bezugnahme auf die Kategorien Raum und Zeit. In der Arbeit "Spiegelung" wird das Wort "rot" an zwei sich gegenüberliegenden Wänden exakt einander gegenüber gestellt. Dem/der Betrachter/in wird damit auch seine/ihre zeitlich-räumliche Position bewusst vor Augen geführt: Zum einen im Sinne eines erinnerten Wissens um die Bedeutung der Zeichen (die Buchstaben), die zu einem verständlichen Wort an der Wand angeordnet sind, bzw. des Begriffs, den diese bezeichnen, die Farbe. Zum anderen auch den Modus der Wahrnehmung der beiden Wörter: Je nach räumlichem Standort können beide "rot" gleichzeitig gelesen werden oder eben nur nacheinander, zuerst die linke Wand und dann die rechte oder umgekehrt.

Eine vergleichbare Situation mit anderen Mitteln führt Gappmayr in der Halle vor: Die Arbeit mit dem Titel "grün" positioniert das Publikum zwischen den beiden Längswänden, von denen eine monochrom blau, die andere gelb gestrichen ist.

"Heinz Gappmayr öffnet deshalb ein Fenster ins aktive Verstehen, weil sein eingesetztes Zeichenmaterial die Grenze der Idee, und die darzustellende Idee jene des Materials in einem gegenseitigen Wechselspiel erweitert." (F. Schmatz).

Heinz Gappmayr feierte im Oktober 2000 seinen 75. Geburtstag. Zu diesem Anlass hatte ihm das Landesmuseum Ferdinandeum am Jahresanfang eine Ausstellung gewidmet (Titel: "Texte und Konzepte"), die Galerie im Taxispalais folgt nun am Ende des Jahres mit "Farben". Die Galerie im Taxispalais produziert mit Unterstützung des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum ein Buch, in dem beide Ausstellungen dokumentiert sind, und das als weiteren Schwerpunkt die bisher nur teilweise publizierten Arbeiten Gappmayrs im öffentlichen Raum enthält. Das Buch erscheint zur Ausstellungseröffnung.

Katalog Heinz Gappmayr. Text Farbe Raum Hg. Silvia Eiblmayr, Galerie im Taxispalais Beiträge von Günther Dankl, Gaby Gappmayr, Heinz Gappmayr, Dorothea van der Koelen, Ferdinand Schmatz Folio Verlag, Wien/Bozen 2000 110 Seiten, 94 Abb.

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Heinz Gappmayr - Farben