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Was ist sicher? Gibt es etwas, das mit Sicherheit ist? Und kann die Definition Sicherheit bieten? Kann es sie überhaupt geben? Als befragtes Gegenüber schafft die in Karlsruhe lebende Künstlerin Helen Beck Gegenstände aus dem Alltag, durch geringfügige Eingriffe verändert, von ihren Vorbildern leicht abweichend, den Rand ihrer Definition umspielend. Das Nichtgreifen der Definition suchend. Der Umgang und die Thematisierung von Alltagsgegenständen haben eine lange Tradition in der Kunst, vom Stillleben über das ready-made bis hin zur Pop-Art und skulpturaler Objektkunst, in welche sie eingebunden sind. Doch Helen Becks Arbeiten setzen an der Funktion der Gegenstände an. Sie hinterfragt ihre Beschaffenheit und Funktionalität. Worin ist ein Objekt begabt, worin nicht? Welche Fähigkeiten gewinnt oder verliert es, wenn es sich verändert. Ohne welchen Gegenstand mit welcher Fähigkeit müssen wir leben, weil er nicht erfunden ist?Auf subtile Weise schafft sie kleine Objekte, die jene Fragen aufwerfen und gerade aufgrund der Hinzuziehung sprachlicher Definitionen bei der Interpretation auch sehr poetisch wirken. Ihre geschaffenen Gegenstände sind an die Realität der Alltagsgegenstände angebunden, doch gehen sie weit darüber hinaus und führen ein Eigenleben, weil sie ihrer ursprünglichen Funktion enthoben sind und sich in neuer Gestalt kleiden. Im Kontrast zu den zarten Objekten und Zeichnungen von Helen Beck sind die großformatigen Bilder auf Leinwand von Holger Endres.Mit einem 2,5 cm breiten Pinsel setzt er regelmäßige schwarze, vertikale Streifen auf den farblos grundierten Baumwollstoff. Nach jeder per Hand gezogenen Linie lässt der Künstler einen kleinen Zwischenraum, bis er zum nächsten schwarzen Streifen ansetzt und ihn von oben nach unten durch die Bildfläche zieht. Dabei verwendet er kein Klebeband. In den Zwischenräumen scheint der naturfarbene Stoff hindurch und wird zu einem weiteren wesentlichen Bildelement, dessen hellbeige Eigenfarbe sich kontrastiv vom Schwarz abhebt. Figur und Grund, gemalte Farbe und Stofffarbe bilden so eine Bildeinheit.Holger Endres vertikal ausgerichtetes Liniengerüst schafft eine – zunächst auf den ersten Blick wahrnehmbare - gleichmäßige Struktur, die die gesamte Bildfläche einnimmt und beherrscht. Es ist eine All-Over-Struktur, die sich aufgrund ihrer vorhersagbaren Regelmäßigkeit auch potentiell über die Bildfläche fortführen lässt. In ihrer Gesamtheit wirken die schwarzen Linien wie Gitterstäbe, die die Fläche dominieren, aber zugleich den Blick versperren, ihm keine Möglichkeit des räumlichen Sehens lassen, keine Illusionen von Bildräumlichkeit vortäuschen, sondern nur das darstellen, was sie sind.

Dr. Ulrike Lehmann

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Helen Beck, Holger Endres