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Laut Wikipedia, dieser omniszienten Chimäre des Internets, zählen zum Sperrmüll „sperrige Einrichtungsgegenstände aus Haushalten, die wegen ihrer Größe oder Beschaffenheit nicht in die zugelassenen Abfallbehälter passen und daher nicht mit dem Hausmüll in einer Mülltonne entsorgt werden können“. Vor allem Reste alter Möbel, Wangen, Türen u. ä. findet sich darin. Wer daraus ein Kunstwerk schaffen wollte, muss nicht nur Fantasie, der muss vor allem eine Idee haben.

Zur Grenzkunstroute 2011 realisierte Helge Hommes (*1964) im Rahmen eines Internationalen Land-Art Projektes in einem Wald bei Aachen erstmals einen so genannten „Sperrmüllbaum“. Die Skulptur bestand ausschließlich aus Fund- und Restmaterial. Hommes lehnte sich damit an Beuys’ Idee von der „Sozialen Plastik“ an. Doch ging es ihm weniger um eine Erziehung der Gesellschaft (Beuys) als um eine Kritik der Lebenswirklichkeit einer auf Konsum basierenden, modernen Entwicklungsgesellschaft.

Seit einiger Zeit arbeitet Helge Hommes in einem Atelier in Leipzig, der Stadt der Alten wie der Neuen Leipziger Schule. In Leipzig gibt es keinen Sperrmüll an den Straßenrändern, dafür eine Kultur- und Szenekneipe inklusive Bar, Salon, Pension und Gesundheitspflege mit dem Namen „Noch besser leben“, die komplett mit Sperrmüll eingerichtet ist. Für seine Ausstellung „Noch besser leben“ in der Galerie Freitag 18.30 hat Hommes das Konzept des „Sperrmüllbaums“ weiterentwickelt. Hommes wird, in ironischer Überzeichnung des Titels, aus dem gespendeten Sperrmüll der Galerie-Besucher verschiedene Kunstwerke zusammenfügen. Außerdem werden auf aufgelassenem Verpackungsmaterial wie man es gerne von großen skandinavischen Möbelhäusern geliefert bekommt, Menschen, darunter Philosophen, Musiker, Maler porträtiert, deren Geisteshaltung für den Künstler Helge Hommes wichtig ist.

Form und Gestalt, Farbe und auch Größe des erwarteten Kunstwerkes unterliegen dabei verschiedensten Faktoren: der Menge und Beschaffenheit des Materials, den räumlichen Gegebenheiten der Galerie, dem Einlieferungszeitpunkt, der Fantasie des Künstlers etc. Im klassischen Sinne ist dieses Projekt also ein „work-in-progress“, es entsteht eine Art „Ver-Lebens-Skulptur“ auf breiter sozialer Basis.

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Helge Hommes
noch besser leben