press release only in german

Henning Bohl, 1975 in Oldenburg geboren, studierte von 1997 bis 2000 an der Kunsthochschule Kassel und von 2000 bis 2004 an der Städelschule in Frankfurt am Main. Er lebt heute in Berlin. Der Kunstverein Braunschweig präsentiert Henning Bohl in seiner ersten institutionellen Einzel-ausstellung.

Henning Bohls Arbeiten muten wie eine zu Bildern gewordene Poesie an. In einer ganz persönlichen, konzeptuellen Setzung kombiniert er Dinge zu neuen Bildern, die zunächst durch ihre Leichtigkeit, ihre sensiblen, leuchtenden Farben und ihre klare, schnörkellose Form bestechen. In seiner Installation Im Wald verwandeln sich so ein Bretterboden mit sieben darauf stehenden kahlen Baumstämmen, eine Girlande und Zeichnungen sowie Fotografien, die die Szene einzurahmen scheinen, vor den Augen des Betrachters in eine Kulisse, die eigene Erinnerungen an Erlebnisse der Kindheit, den Duft des Waldbodens bei einem Spaziergang im Frühling oder die Dunkelheit eines dichtgewachsenen Tannenwaldes wachruft. An die Bäume angelehnte Schilder mit Aufschriften wie „13 der beste Informant des Autors im zeremoniellen Kostüm“ lassen den artifiziellen Wald zur Metapher für gesellschaftliche Zusammenhänge, Hierarchien und Ein- und Ausschlußverfahren innerhalb dieser werden. Sechzehn ähnlich wie bei einer Zieharmonika aneinander gereihte Klapptische und ein großer aus bunten Plastiktüten zusammengenähter Banner in der Installation Santa Monica Beach in der Kunsthalle Fridericianum werden vor den Augen des Betrachters zu weichen Sanddünen und dem Lichtspiel von Sonne und Meer und verweisen auf den Schauplatz, an den es vormals Erika Mann und ihre Eltern ins Exil verschlagen hatte. Bohls Interesse für die Biografien von Künstlerinnen wie Erika Mann, die Bauhaus-Künstlerin Anni Albers oder Trude Guermonprez, die durch das 3. Reich unfreiwillig ins Exil nach Amerika emigrierten, ebenso wie seine Faszination für moderne und alternative Architektur, den Kubismus und dessen simultane Ansicht der Dinge und die Untersuchung von Kunst und Handwerk sind Ausgangspunkt für seine Installationen, Bilder, Zeichnungen und Wandarbeiten. Dabei beschäftigt ihn das alte Dilemma von Form und Inhalt, ohne daß er sich diesem unterwerfen würde. (...) „Überhaupt – wie viel kann man schon von dem rüberbringen, was man sagen möchte, wie viel geht verloren bei der Übersetzung zwischen dem, was man macht, und dem Betrachter?“ Als logische Konsequenz komponiert Bohl auf zwei Cds (The Exilantinnen Song Book und The Red Crayola (gemeinsam mit Sergej Jensen)) eigene Lieder, deren Texte sich die sprachliche Ebene zunutze machen und von dem erzählen, was sich in seinen Arbeiten nur zwischen den Zeilen lesen läßt. Als Zeichen der Zeit sieht er auch, daß es nicht mehr viel neues zu erfinden gibt und bringt so bewußt Dinge in Verbindung, die augenscheinlich keinen Bezug zueinander haben. So ist nicht die Innovation, sondern eher eine Verschiebung in der Perspektive Motivation für seine Arbeiten.

Ausgangspunkt für seine Ausstellung Honourable Mention in der Studiogalerie ist ein 1902 in der 105. Ausgabe der Zeitschrift The Studio mit dem dritten Platz ausgezeichnetes Bild. The Studio wurde 1893 von dem britischen Künstler Aubrey Beardsley mitbegründet. Die Zeitschrift schrieb zahlreiche Wettbewerbe in Schriftgestaltung, Architektur und Grafik aus, an denen professionelle sowie autodidaktische Kulturschaffende unter Verwendung von phantasievollen Pseudonymen teilnahmen. Die ersten beiden Plätze dieser Wettbewerbe wurden mit einem Preisgeld belohnt, wohingegen der dritte Platz nur eine lobende Erwähnung erfuhr. Das Motiv einer dieser „traurigen“ dritten Plätze erfährt in der Ausstellung eine „späte Anerkennung“, indem Henning Bohl dieses als Grundlage für eine neue Serie von Bildern und eine raumbezogene Installation nutzt.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der alle gezeigten Arbeiten dokumentiert.

Pressetext

only in german

Henning Bohl - Honourable Mention

Stationen:
21.05.05 - 24.07.05 Kunstverein Braunschweig
30.07.05 - 01.09.05 Kunstverein Düsseldorf