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Die Galerie Thomas Zander präsentiert in ihrer aktuellen Ausstellung Fotografien des Künstlers Henry Wessel aus seiner Serie "Waikiki". Nachdem bereits 2008 eine Übersicht aus den bekannten Werkgruppen wie "California and the West", "Real Estate Photographs" und den "Icons" gezeigt wurde, liegt der Fokus nun auf einer Serie von analog aufgenommenen s/w Abzügen, die in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren in Waikiki entstanden sind. Zu sehen ist eine Auswahl an feinen Handabzügen des Künstlers von bestechender Qualität.

Mit den Aufnahmen am Waikiki-Strand, einem der berühmtesten Strände der Welt, hält Henry Wessel ein Bild der amerikanischen Freizeitgestaltung in den 1970er und 1980er Jahren fest: Surfen, Sand und Vergnügungskultur. Was sich zunächst als Urlaubsschnappschuss zu erkennen gibt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als ein Ausloten von Grenzen. Waikiki, der bekannteste Stadtteil von Honolulu, war schon damals ein beliebtes Reiseziel für Touristen, was sich auch im Landschaftsbild zunehmend bemerkbar machte: Strandcafés, betonierte Fußwege und Hotelketten an verbauten Strandabschnitten stehen den Sonnenanbetern, Badenden, Joggern sowie Palmen, Sandstränden und dem Meer gegenüber. Henry Wessel ergründet dieses Nebeneinander und hält es mit seiner Leica fest. Jenseits des Freizeitspaßes wird somit die auf die Natur übergreifende Kultur offenbar. Teils offensichtlich, teils sehr subtil sind Elemente dieses Widerspruches ins Bild gesetzt. So erhalten beispielsweise groß aufgenommene Palmen einen bitteren Beigeschmack, indem sich Mülltonnen im Schatten verbergen, der von einem Hotelkomplex außerhalb des Bildes geworfen zu sein scheint.

Seit Henry Wessel (*1942, Teaneck, New Jersey, USA) 1969 dem grauen New Yorker Winter entfloh und sich in dem sonnigen Los Angeles niedergelassen hat, spielt das spezifische kalifornische Licht in seinem fotografischen Werk eine wesentliche kompositorische Rolle. Wessels Interesse am Licht zieht sich durch sein gesamtes Werk hindurch und spiegelt sich auch in den "Waikiki“ Bildern wider. Henry Wessel, der nur selten mit Farbaufnahmen arbeitet, konzentrierte sich auch bei "Waikiki“ auf das Medium der Schwarzweißfotografie. "Das Spiel mit den Graustufen schaffe eine größere Klarheit", so Henry Wessel. Darüber hinaus hat der Künstler eine ganz eigene, sehr von Struktur geprägte Bildsprache gefunden, die sich zudem durch Humor und Ironie auszeichnet. Zufall, Spontaneität und Chaos des Alltäglichen finden in seinen Bildern eine natürliche Akzeptanz.

Seit Mitte der 1960er Jahre hat Wessel ein vielschichtiges Œuvre geschaffen, das durchweg von seinem Interesse am amerikanischen Lebensraum geprägt ist. Henry Wessel zählt mit Lewis Baltz, Robert Adams, Bernd und Hilla Becher u.a. zu den Vertretern der legendären "New Topographics" Fotografengruppe, die sich in ihrem Werk mit dem dialektischen Zusammenhang von Natur und Zivilisation auseinandersetzt. Bei der hier gezeigten "Waikiki" Serie handelt es sich um Wessels erstes Projekt, das der legendären "New Topographics" Ausstellung von 1975 folgte.

Henry Wessels Werke sind in zahlreichen Ausstellungen weltweit zu sehen. Erst kürzlich waren diese im Rahmen der Ausstellung "Hyper Real - Kunst und Amerika um 1970" im Ludwig Forum in Aachen sowie in der Sammlung Falckenberg, Deichtorhallen Hamburg, vertreten.

Begleitend zur Ausstellung erscheint die Publikation "Henry Wessel. Waikiki" beim Steidl Verlag.

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